SNACKWOLF

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Snacks And The City

Reden wir nicht lange um den heißen Brei herum, sondern widmen uns direkt dem Gruß aus der Küche: Einer der momentan heißesten Appetizer stammt direkt aus Stuttgarts Fritteuse und trägt den Namen SNACKWOLF. Zur großen Freude aller Freund:innen von schnellen, melodischen Punkrock-Songs im kalifornischen Stil veröffentlicht das Quartett nun sein erstes Album. Welchen Einfluss der Neunziger-Eurodance-Hit „Cotton Eye Joe“ auf dessen Entstehung hatte, verraten uns Flo (bs, voc), Hesse (dr, voc) sowie Jonas (gt, voc) und Jean-Paul (g, voct) bei einem Gläschen Korea im Interview.

Warum schmeckt schwäbischer Punkrock eigentlich immer so gut? Gibt es da geheime Zutaten?

Flo: Hier gibt es eine kleine, aber super feine Szene, die sich gegenseitig unterstützt. Und die meisten Bands aus Stuttgart proben in Ludwigsburg, da kann man immer hören, was die anderen gerade so machen. Das Geheimnis ist also Industriespionage.
Jean-Paul: Die geheime Zutat ist zudem, einen Nicht-Schwaben in der Band zu haben, dann klingt nicht alles nach Spätzle mit Soß.

Nach eurer Debüt-7“ „Appetizers“ 2020 kommt nun endlich das erste Album „Lunch Breakdown“ heraus. Ist das demnach ein klassisches Pandemie-Produkt?
Hesse: „Lunch Breakdown“ ist kein Pandemie-Album. Manche Songs sind bereits vor, andere während oder danach entstanden, und textlich spielt das Thema zum Glück auch keine Rolle.
Flo: Der einzige Einfluss, den die Pandemie hatte, war, dass alles etwas länger gedauert hat. Wir finalisieren unsere Songs zusammen im Proberaum und das ging zeitweise nicht.

Gibt es darauf inhaltlich einen roten Faden? Was treibt euch textlich an und um?
Jonas: Was uns bewegt, landet in unseren Songs. Das geht weit über Snack-Witze hinaus. Vom nervigen Nachbarn über das Paradoxon dieser Band bis hin zu sozialkritischen Themen wie Female Empowerment oder Klimakrise ist alles dabei. Jeder von uns schreibt an den Texten, so dass wir da eine gute Mischung haben.

Beim Song „Dictatorship retirement camp“ findet sich auch ein Feature mit Willem von ANTILLECTUAL. Wie kam es dazu?
Jonas: Der Song ist ein Mittelfinger in Richtung aller Despoten, Tyrannen und machtgeiler Politiker dieser Welt. ANTILLECTUAL sind auch eine Band, die klare Aussagen trifft, die wir teilen, da war die Wahl recht einfach.
Hesse: Außerdem ist das eine der nettesten Bands überhaupt.
Flo: Und Willem hat ohnehin eine super Stimme, die perfekt zum Song passt.

Das Coverartwork von „Lunch Breakdown“ ist wieder äußerst ansprechend. Seit wann haben Schwaben Geschmack und Stil, noch dazu so alte, abgehalfterte Punkrocker wie ihr?
Jean-Paul: Den Stil haben wir in Portugal bei Samuel Lucas gesucht und gefunden, also ein klares Importprodukt. Er hat schon das Artwork unserer EP gestaltet, und auch da waren wir sehr zufrieden. Jetzt hat er noch eine Schippe draufgelegt. Die Idee kam aber von uns, da haben wir echt lange gemeinsam überlegt und diskutiert.
Hesse: Der erste Arbeitstitel war „Snacks And The City“, es war also ein langer Weg.

Wie wichtig ist euch in Zeiten des zunehmend oberflächlichen und schnelllebigen Musikgenusses die Kombination aus gelungener Akustik, Optik und Haptik?
Flo: Wir alle lieben Schallplatten und da war für uns klar, dass wir auch unser Album auf Vinyl wollen.
Jonas: Das schöne Artwork wäre Verschwendung, wenn es nicht auf einer Platte zu haben wäre.
Jean-Paul: Und die Arbeit, die wir in die Songs gesteckt haben, gehört genauso auf eine schöne Platte. Wir hätten die vermutlich auch pressen lassen, wenn sie nur für uns selbst gewesen wäre.

Schubladendenken ist Mist. Lieblingsbands abfeiern hingegen lässig. Wenn ihr also drei Bands als Haupteinflüsse nennen dürftet, die euch dann direkt mit auf Tour nähmen, welche wären das?
Jean-Paul: PROPAGANDHI, LAGWAGON und SAMIAM, denn Hesse wird sicher BAD RELIGION nehmen.
Jonas: HOT WATER MUSIC und die FLATLINERS – und touren würde ich am liebsten mit den CLOWNS.
Flo: STRIKE ANYWHERE, AVAIL und A WILHELM SCREAM.
Hesse: BAD RELIGION, 59 TIMES THE PAIN, GOOD RIDDANCE.

Und jetzt die Snackhosen runter: Die peinlichsten Alben in eurem Plattenregal, von denen ihr euch dennoch niemals trennen würdet.
Hesse: Kein Album, aber eine Single: „Cotton Eye Joe“ von REDNEX.
Flo: Bei mir auch „Cotton Eye Joe“ von REDNEX.
Jonas: Krass, bei mir auch „Cotton Eye Joe“ von REDNEX
Jean-Paul: Mist, bei mir ist es „Old Pop In An Oak“ von REDNEX, „Cotton Eye Joe“ war damals bereits ausverkauft.

Nun seid ihr ja alle auch noch in anderen illustren Kapellen tätig. Reichen da Zeit und Heißhunger überhaupt noch für genügend Inspiration sowie Motivation?
Jean-Paul: Jonas und ich sind exklusiv bei SNACKWOLF. Ich bin aber noch ein extrem erfolgreicher Schriftsteller und Jonas ist ein sehr beliebtes Handmodell für den Quelle-Katalog.
Flo: Ich spiele noch bei KRHS und habe KUBALLA vor kurzem verlassen, da mir drei Bands echt zu viel wurden.
Hesse: Ich singe bei PLANET WATSON, da muss ich nur das Mikro halten und wir proben sowieso nur vor Auftritten. Das würde ich mir bei SNACKWOLF auch wünschen, die anderen Typen wollen aber immer proben. Bäh!

Apropos: Hesse, du ernährst dich live eigentlich ausschließlich von Korea oder Rosé, noch dazu in rauhen Mengen. Hast du keine Bedenken, dass euch das irgendwann mal den Michelin-Stern kosten könnte?
Jean-Paul: Hesse ist ein technisches Meisterwerk, das Rosé als Schmiermittel braucht, um gut geölt zu laufen. Die Leistung errechnet sich dabei in ein Korea pro 20 bpm.
Hesse: Ich mag mittlerweile auch das Dosenbier aus dem Lidl.
Flo: Also ein Premium-Pils pro 20 bpm.

Schauen wir nach vorne: Wo soll die Reise mit dem neuen Album im Gepäck nun hingehen? Gibt es 2024 Süßes oder Saures?
Jean-Paul: Ich mag’s ja eher herzhaft. Ich wünsche uns also ein knackiges und crunchiges Chips-Jahr.
Jonas: Das vergangene Jahr war verdammt gut zu uns. Wir sind hungrig und zu allem Schabernack bereit. Die Welt ist ja schon dunkel genug.