Die meisten Coverversionen sind uninspiriert, lieblos und meilenweit entfernt von der Qualität des „gewürdigten“ Originals. Wenn dann noch gar „lustige“ Hampelmänner wie Dick Brave, BOSSHOSS oder BASEBALLS sich daran machen, allseits bekannte Pop-Hits in Rock’n’Roll- beziehungsweise Country-Manier darzubieten, ist zumindest bei mir die Schmerzgrenze ganz schnell überschritten. Der Ski-King aber ist anders.
Klar, auch er covert fast ausschließlich, auch er frönt dabei seiner tiefen Liebe zu Rockabilly und Country. Der Unterschied: Er tut dies mit Herzblut, mit Hingabe und mit großem Respekt vor dem Ausgangsmaterial. Dazu gehören neben Standards auch immer etwas obskurere Stücke, die sich bevorzugt mit den düsteren Seiten des Lebens beschäftigen. Außerdem nicht ganz unwichtig: Der gebürtige Amerikaner, der seit Mitte der Achtziger in Deutschland lebt, hat eine begnadete Stimme, irgendwo zwischen seinen großen Helden Johnny Cash und Elvis. Wer ihn mal live erlebt hat, wird dies sicher nicht vergessen. Aber auch auf Platte funktioniert Skis Konzept immer wieder erstaunlich gut. Jüngst erschien sein neues Album „Sketchbook“. Grund genug, ihm mit einigen Fragen auf den dichttätowierten Leib zu rücken.
Die gemeinste Frage gleich zu Beginn: Welcher ist dein liebster Johnny Cash-Song und warum?
Oh, das ist einfach: „A boy named Sue“, das war meine allererste Platte überhaupt. Als Kind fand ich den Song einfach nur witzig. Aber er bedeutet mir noch aus einem anderen Grund viel: Cash singt ja über einen Alkoholiker-Vater, der seinen Sohn verlässt und sich später mit ihm prügelt. Da gibt es deutliche Parallelen zu meinem Leben.
Welche Musiker haben dich sonst noch inspiriert?
Da gibt es einige, aber ganz oben stehen neben Cash noch Lemmy und Elvis. Lemmy und Cash haben beide immer ihr Ding durchgezogen, haben immer gemacht, was sie wollten. Und Elvis – der war einfach ein super Sänger.
So wie du. Wie würdest du jemandem, der dich und deine Musik nicht kennt, beschreiben, was du so allabendlich auf der Bühne veranstaltest?
Tja, da sind einfach nur ich, meine Stimme und mein Laptop. Es ist schwer, sich vorzustellen, dass das unterhaltsam ist. Aber die meisten scheinen es sehr zu mögen, haha.
Wie wählst du die Stücke aus, die du coverst? Die reichen ja von JUDAS PRIEST bis zu den BEE GEES
Es sind teilweise Songs, die ich schon immer mal spielen wollte, und teilweise Songs, die mir von anderen vorgeschlagen wurden. Am Ende hatte ich über 22 Stücke zusammen und musste nur eine durchgehende Stimmung finden. Ich glaube, das ist mir ganz gut gelungen.
Gibt es auch Songs, an die du dich nicht herantraust, die du covern wolltest, die sich aber als nicht Ski-King-kompatibel erwiesen haben?
Bis jetzt ist das noch nicht vorgekommen. Wenn es einen Song gibt, den ich unbedingt covern möchte, aber Schwierigkeiten habe, ihn zu singen, dann wird er eben so geändert, dass es wie Ski klingt, haha.
Du machst aber nicht nur solo Musik, sondern hast auch immer wieder verschiedene Projekte am Start.
Ja, ich habe ein Gothic-Metal-Band, BELOVED ENEMY, die zur Zeit aber auf Eis liegt. Dann gibt es SKI’S COUNTRY TRASH, eine wilde Mischung verschiedenster Stilrichtungen. Wir nehmen eigene Songs auf und live spielen wir ab und an ein paar Cash-Sachen und Ähnliches. Wir selber nennen das Ganze „Muh-Metal“ oder „Cow-Core“. Dann gibt es noch SKI-KING AND THE WONDERBRAS, eine reine Rock’n’Roll-Coverband.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #99 Dezember 2011/Januar 2012 und Arne Ivers
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #99 Dezember 2011/Januar 2012 und Arndt Aldenhoven
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #107 April/Mai 2013 und Arne Ivers