SKELETAL FAMILY

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The thin line between post-punk and goth

Bereits 1982 im englischen Keighley gegründet, erspielten sich SKELETAL FAMILY sehr schnell viele Sympathien, unter anderem als Support für die befreundeten SISTERS OF MERCY. Mit Anne-Marie Hurst hatte die Band zudem eine Sängerin, die durchaus mit Siouxsie Sioux vergleichbar war. Ursprünglich im Post-Punk zu Hause, öffnete sich die Band zunehmend auch Einflüssen aus dem frühen UK-Goth und schaffte mit Songs wie „Promised land“ den idealen Sound für die dunklen Kellerclubs der frühen Achtziger Jahre. Die Alben „Burning Oil“ (1984), das es auf Platz eins der britischen Independent-Charts schaffte, und „Futile Combat“ (1985) sind Meilensteine ihres Genres und haben bis heute nichts von ihrer Energie und Magie verloren. 1987 löste sich die Band auf und Anne-Marie Hurst gründete mit dem SISTERS OF MERCY-Gitarristen Gary Marx das Projekt GHOST DANCE, das in einem ähnlichen musikalischen Umfeld angesiedelt war wie etwa THE MARCH VIOLETS. Es gab immer wieder Reunions von SKELETAL FAMILY, aber eben ohne Anne-Marie Hurst, die inzwischen als Solomusikern veröffentlicht (allerdings mit den Gründungsmitgliedern von SKELETAL FAMILY). 2012 fand sich die Band wieder mit ihrer Originalsängerin zusammen und spielte einige Konzerte inklusive einem Support für FIELDS OF THE NEPHILIM in der Leeds O2 Academy, bei dem die Band auch Songs von GHOST DANCE spielte. Gründungsmitglied und Bassist Roger „Trotwood“ Nowell stand für einige Fragen zur Verfügung.

Ihr habt euch unlängst wieder mit Anne-Marie Hurst zusammengetan, SKELETAL FAMILY ist also wieder in der Urbesetzung komplett. Wie fühlt sich das an nach den zahlreichen Umbesetzungen der letzten Jahre? Sind auch Veröffentlichungen geplant?

Bereits 2002 haben wir drei Gründungsmitglieder in einem Pub in unserer Heimatstadt Keighley zusammengesessen und darüber gesprochen, wie wir mit Cherry Red die Rechte an unseren Veröffentlichungen von Red Rhino Records zurückbekommen können. Zum gleichen Zeitpunkt haben wir darüber nachgedacht, wieder als Band zusammen live zu spielen. Unser Gitarrist Stan Greenwood, Anne-Marie und ich hatten gerade unsere Website aktiviert und erhielten unmittelbar danach einige gute Angebote für Konzerte. Das hätte eigentlich fast zu einer Reunion geführt, allerdings hat Anne-Marie zu diesem Zeitpunkt noch gezögert. Deswegen gab es dann eine SKELETAL FAMILY-Reunion mit Claire Bannister als Sängerin. Das Resultat waren zwei Alben in dieser Konstellation. Sieben Jahre später hat sich Anne-Marie nach ihrer Scheidung eher zufällig mit Stan getroffen und sie haben wieder zusammengearbeitet. Letztlich hat das dazu geführt, dass wir alle in ihrem Soloprojekt gemeinsam mit Schlagzeuger Rob Caswell und Owen Richards als Gitarrist aktiv waren. Das hat dann das Ende der damaligen Besetzung von SKELETAL FAMILY bedeutet, weil nun die Gründungsmitglieder komplett in Anne-Maries Begleitband spielten. Und als solche haben wir neben ihren Songs immer Songs von SKELETAL FAMILY und GHOST DANCE gespielt. Wir haben auch ein Album eingespielt. Im letzten Jahr haben wir uns dann ernsthaft die Frage gestellt, warum wir nicht wieder in der Originalbesetzung als SKELETAL FAMLY auftreten sollten, zumal sich Anne-Marie und ich unter diesem Bandnamen auch wohler gefühlt haben. Egal, wo wir gespielt haben, man hat uns sowieso immer als SKELETAL FAMILY gesehen, also lag es nahe, die allgemeine Wahrnehmung quasi offiziell zu machen und wieder unter diesem Bandnamen aufzutreten. Ich denke, der alte Spirit ist wieder da und es fühlt sich wirklich nicht so an, dass es nun dreißig Jahre her ist, dass wir angefangen haben, als Band zusammenzuspielen. Wir haben auch Pläne, ein neues Album aufzunehmen, vielleicht ein Live-Album und auch ein Akustikalbum. Wir wollen 2013 wirklich einiges auf die Beine stellen.

In den letzten Jahren gab es einige spannende Reunions, wie von THE DANSE SOCIETY, THE MARCH VIOLETS oder auch den INCA BABIES. Woher kommt deiner Meinung nach dieses Interesse an den alten „Helden“ der frühen Achtziger Jahre?

Ich denke, diese Bands machen eben die Erfahrung, dass es genügend Fans und Interessierte gibt, die ihre Musik mögen und sie live spielen sehen wollen. Es bringt die Fans und die Bands näher zusammen, obwohl ich manchmal den Eindruck habe, dass etwas Wichtiges verloren gegangen ist: das Mystische an einer Band. Heute gibt es einen Informationsüberfluss und das lässt das Mystische verschwinden.

Du hast viele Jahre mit Paul Weller zusammengearbeitet. Ich mochte THE STYLE COUNCIL immer sehr, wie hat sich diese Zusammenarbeit mit ihm vor deinem doch anderen musikalischen Hintergrund dargestellt?

Ich habe mit Paul als sein Gitarrenmanager und quasi Technik- und Produktionsmanager zusammengearbeitet. Das war eine enge Beziehung über zwölf Jahre hinweg. Ich habe auch auf seinem letzten Album „Sonik Kicks“ bei dem Song „Around the lake“ Bass gespielt. Paul hat ein sehr breites Interessenspektrum, was Musik anbelangt, und hält immer Ausschau nach neuen packenden Bands. Dennoch glaube ich nicht, dass wir ihn komplett in schwarzen Klamotten sehen werden. Paul hat im Übrigen auch bei zwei Songs, „Your eyes“ und „Dreamy days“, auf Anne-Maries letzten Album „Day Of All Days“ mitgespielt. Das hat sich natürlich auch deshalb ergeben, weil dieses Album in Paul Wellers Black Barn-Studio entstanden ist.

Wie hat sich für dich die Post-Punk- und Gothic-Szene verändert im Vergleich zu eurer Zeit in den Achtzigern?

Das gesamte Musikbusiness hat sich doch seither signifikant verändert. In einer Hinsicht sicherlich auch zum Besseren, weil es teilweise einfacher ist, sein eigenes Ding zu machen. Allerdings ist es ungleich schwerer geworden, die nötige Aufmerksamkeit zu erzeugen oder zu bekommen. Es gibt zu viele Bands, zu viele Konzerte, da geht man leicht unter. Auch Downloads und Filesharing sind eine zweischneidige Geschichte. Auf der einen Seite ist es eine gute Sache für Fans, Musik umsonst zu bekommen, andererseits müssen natürlich die Musiker auch davon leben können