15 Jahre ist Siluh Records aus Wien gerade geworden, und Labels wie dieses sind das Salz in unserer Szene-Suppe, eigenbrötlerische Trüffelschweine, die Menschen zusammenbringen. Bernhard Kern beantwortete meine Fragen.
Wo und wann gegründet, heute wo ansässig?
2005 in Wien. Das Label ist immer noch in Wien ansässig.
Von wem gegründet worden und wer steckt heute dahinter?
Gegründet von Robert Stadlober und mir. Wir kannten uns schon von Bands, in denen wir spielten, und waren auch schon gemeinsam auf Tour. Die Idee zum Label entstand dann eher spontan, als wir von den befreundeten Musikern GSCHU eine 7“ rausbringen wollten. Damals haben wir auch noch sehr viele Konzerte gemeinsam in Wien veranstaltet. Da Robert um 2008 von Wien weggezogen ist, habe ich mich dann hauptsächlich um die Belange von Siluh Records gekümmert.
Warum betreibt man heutzutage, wo doch jede Band auch alles selbst machen kann, noch ein Label?
Früher konnte doch auch jede Band alles selbst machen.
Was machst du sonst noch?
Mittlerweile betreibe ich mit Siluh auch noch einen kleinen Plattenladen.
Welche sind eure bevorzugten Stilrichtungen?
Robert und ich waren ursprünglich sozialisiert von Neunziger-Indierock. Ich glaube, das spiegelt sich dann doch auch im Labelkatalog wider. Dennoch war unser Ansatz von jeher, genremäßig doch offen zu bleiben und das zu veröffentlichen, womit man selbst auch einen persönlichen Bezug herstellen kann. So gab es neben den bekannteren Acts natürlich auch immer wieder Platz für die Platte von Yuri Landman und Jad Fair, oder eine Techno-Platte mit Alec Empire und Eric D. Clark, die von Improjazz beeinflussten Didi Kern und Philipp Quehenberger, neben BUZZCOCKS-angehauchtem Punkrock von BAD WEED, Post-Rock-Geschrammel von THALIJA und ELYJAH ...
Welches sind die bevorzugten Formate, wie ist das Verhältnis zu digitaler/nicht-physischer Veröffentlichung?
Bevorzugtes Format ist die Schallplatte. Wenn die Künstler wollen und es für sinnvoll erachten, gibt es das Album auch noch auf CD. Digital ist dennoch mittlerweile ein wichtiger Teil. Vor allem für Vorab-Singles.
Gibt es Label-Vorbilder?
Natürlich wurde ich von den altbekannten Indielabels beeinflusst. Aber ich wüsste jetzt nicht, welche ich nennen soll, die als Vorbilder dienten.
Was waren die drei wichtigsten oder besten oder meistverkauften Veröffentlichungen?
Es ist jetzt wirklich schwierig, da drei rauszupicken, aber ich versuch’s mal. Da wäre die erste KILLED BY 9V BATTERIES-Platte „Extra Extended Expressions“, weil sie den Anfang einer bis dato sehr innigen Zusammenarbeit mit Wolfgang Möstl darstellt. Dann der Sampler „Aber der Sound ist gut“ von 2016, das ist eine sehr sehr schöne Doppel-LP geworden, die so ein bisschen Einblick in die damalige Indie/Underground-Szenerie von Wien gibt. „In The Woods“von FRANCIS INTERNATIONAL AIRPORT. Das war 2010 wirklich ein Release, von dem zum ersten Mal wirklich viel verkauft wurde. Die Band spielte auch in ganz Europa, unter anderem auch auf dem Primavera Festival. Und die DIVES-Debüt-12“. Die Band gab es noch gar nicht lange, und wir sagten, dass wir jetzt einfach mal eine EP rausbringen und schauen, was geht. Und die Band war damit rund zwei Jahre auf Tour und hatte großen Erfolg. Uff, sind jetzt doch vier geworden!
Was fasziniert dich am Labelmachen, was frustriert?
Es ist spannend, mit Künstlern zu arbeiten und an Musik, die einem selbst auch etwas bedeutet. Und dass es immer wieder Leute da draußen gibt, denen das auch gefällt und wichtig ist. Ich habe es über die Jahre geschafft, Frustrationen sehr gut wegzustecken. Ich glaube, das Wichtigste ist, dass man vor allem bei der Promo-Arbeit, die dann doch sehr viel Zeit und Energie kostet, nicht frustriert ist, wenn doch nicht das entsprechende Feedback zurückkommt, das erwartet wurde.
Eure Labelpolitik?
Den Künstlern ein vertrauensvolles Umfeld zu verschaffen, ihnen mit Rat und Rat zur Seite stehen und sie in ihrem künstlerischen Schaffen so gut wie möglich zu unterstützen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #152 Oktober/November 2020 und Joachim Hiller