Der Titel des fünften Albums von SIGNS OF THE SWARM ist Programm. „Amongst The Low & Empty“ klingt desillusioniert und destruktiv. Das Quartett aus Pittsburgh erweitert seinen Deathcore um Industrial-Elemente und sonstige Störgeräusche. Das Ergebnis ist eine bittere Platte, die kaum Raum für Optimismus oder Zuversicht lässt.
Ja, es ist verrückt, das laut zu sagen, aber die Band wurde tatsächlich schon 2014 gegründet“, bestätigt Schlagzeuger Bobby Crow. „Das ist jetzt fast ein Jahrzehnt her. Anfangs haben wir nie über die Langlebigkeit der Band nachgedacht. Auch weil wir direkt nach unserer Highschool-Zeit anfingen, Konzerte zu spielen. Wir wollten einfach nur harte Musik machen. Unsere Motivation war die Hoffnung, in andere Städte und Länder zu reisen und gemeinsam mit unseren Lieblingsbands aufzutreten. Zugegeben, unsere Anfangszeit war ziemlich unorganisiert, aber als wir merkten, dass aus der Band wirklich etwas werden kann, fokussierte sich die Vision. Inzwischen haben wir ein großartiges Team, das uns dabei unterstützt. Doch erst kürzlich, 2022/23, war der Zeitpunkt, dass wir wirklich angefangen haben, Vertrauen in unseren Sound, unsere Energie im Songwriting und in unsere Performance zu setzen und uns damit wohl zu fühlen. Obwohl wir heute älter sind und sich unser persönliches Leben weit über die Band hinaus ausdehnt, wollen wir immer noch ‚Psycho-Musik‘ machen und eine tolle Zeit haben.“
Auf die zahllosen Line-up-Wechsel, die SIGNS OF THE SWARM kompensieren mussten, geht der Schlagzeuger, der ursprünglich als zweiter Gitarrist zur Band stieß, einige Jahre lang ihr Bassist war und aktuell seine zweite Phase als Schlagzeuger absolviert, nicht ein. Die Flexibilität des Quartetts ist in jeder Hinsicht beachtlich: „Zuallererst werden wir immer extreme Musik spielen“, gibt Bobby zu Protokoll. „Wir lieben es, zu experimentieren und neue Dinge auszuprobieren. Das hält die Dinge frisch und aufregend. Deshalb werden wir immer danach streben, uns selbst zu pushen. Im Allgemeinen bewahren wir uns eine positive Einstellung, schließlich sind wir dankbar dafür, dass wir diese Möglichkeit mit der Band haben. Vieles bei SIGNS OF THE SWARM stammt allerdings von einem dunklen und schwierigen Ort. Es ist und bleibt ein Balanceakt.“ Die Karriere der Gruppe entwickelt sich trotz aller Widrigkeiten kontinuierlich. Nach drei Alben für Unique Leader erscheint „Amongst The Low & Empty“ nun auf Century Media Records. Die Gruppe aus Pittsburgh zählt zu derselben Liga wie die stilverwandten Kollegen, mit denen sie gemeinhin tourt: OV SULFUR, BORN OF OSIRIS, SHADOW OF INTENT, FIT FOR AN AUTOPSY, INGESTED, ENTERPRISE EARTH, GREAT AMERICAN GHOST, SUICIDE SILENCE, CARNIFEX, LORNA SHORE und UPON A BURNING BODY: „Wir schätzen uns glücklich, dass wir im Moment mit so vielen tollen Bands aus der Deathcore-, Metalcore-, Slam-, Death-Metal-Welt zusammenkommen“, entgegnet der Schlagzeuger. „Es ist toll zu sehen und zu hören, was die anderen machen. Es gibt eine Art freundschaftlichen Wettbewerb und viel Aufregung. Dennoch nehmen wir immer noch eine Menge von den Bands mit, die den Grundstein für diese Musik gelegt haben. Gerade in letzter Zeit hatten wir die Ehre, die Bühne mit vielen der Bands zu teilen, die uns bei der Gründung von SIGNS OF THE SWARM stark beeinflusst haben und die es auch heute noch tun.“
Das Quartett nutzt seine Einflüsse, um einen eigenen, extremen Deathcore-Sound zu kreieren: „In den letzten Jahren haben wir den Begriff ‚Psycho-Musik‘ geprägt und versucht, uns in eine Position zu versetzen, in der wir so ziemlich jede Art von Song machen können, die wir wollen, und ihn trotzdem innerhalb der Grenzen unseres Sounds funktionieren lassen“, erzählt Bobby voller Stolz. „Mit ‚Amongst The Low & Empty‘ wollen wir unsere Lieblingsaspekte der früheren Werke aufgreifen und sie noch weiter treiben. Schneller ist schneller. Langsamer ist langsamer. Wo es angebracht ist, agieren wir noch härter. Und wo sich die Gelegenheit bietet, partiell noch melodischer. Wir haben uns für einen klarer produzierten Sound entschieden und versucht, unsere Songs für neue Fans eingängiger anzulegen. Bei unserem letzten Album ‚Absolvere‘ hatten wir einige Ideen, die nicht jeder auf Anhieb verstanden hat. Daraus haben wir gelernt und arbeiten manche Themen dieses Mal auf eine Art und Weise aus, die leichter verständlich ist. Meine Augen leuchten, wenn ich Kommentare und Meinungen zu unseren neuen Singles sehe. Dieses Mal verstehen die Leute, worauf wir aus sind.“ Und das, obwohl die Entstehungshistorie herausfordernd war: „Es gab einen enormen Druck, unser bisher bestes Album abzuliefern“, erzählt der Schlagzeuger. „Wir haben fast die gesamte Saison 2021/22 damit verbracht, rund um den Globus zu touren, was uns nicht so viel Zeit zum Schreiben und für die Vorbereitungen auf das Studio ließ, wie wir uns normalerweise nehmen würden. Aus diesem Grund haben wir den Großteil des Albums im Studio mit Josh Schroeder – LORNA SHORE, KING 810, TALLAH – geschrieben. Durch die kürzere Vorbereitungszeit waren wir gezwungen, unserem Bauchgefühl und Josh zu vertrauen und uns auf die übergeordnete Vision zu konzentrieren, anstatt auf die winzigen Details, die uns weniger abgelenkt haben als sonst. Dadurch konnten wir ein einzigartiges Stück Musik erschaffen.“ Was beim Hören auffällt, ist die Aufwertung des Gesangs – kein Zufall, wie Bobby verrät: „Wir versuchen definitiv, so verrückt wie möglich zu agieren und uns nicht einzuschränken. Aber etwas, auf das wir uns inzwischen auch konzentrieren, ist, wie wir Davids Gesang mehr Raum gewähren können, damit er kreativ sein und glänzen kann. Im Deathcore sind aufregende und einprägsame Gesangslinien sehr wichtig. Das kommt auf ‚Amongst The Low & Empty‘ absolut zur Geltung. Wir haben unser Bestes getan, um die Songs so zu strukturieren, dass sie sich immer wieder in deinem Kopf festsetzen.“
© by Fuze - Ausgabe #101 August/September 2023 und Arne Kupetz
© by Fuze - Ausgabe #101 August/September 2023 und Arne Kupetz