Sehenswert: WE JAM ECONO: THE STORY OF THE MINUTEMEN

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(Regie: Tim Irwin, USA 2005)

Die MINUTEMEN liefern den perfekten Stoff zur Legendenbildung: drei Schulfreunde tauchen in einer sich musikalisch immer mehr homogenisierenden frühen Hardcore-Punk-Szene als Grenzgänger zwischen Jazz, Funk und Punk auf und treten Dresscodes mit Füßen. Das macht einen selbst unter gesellschaftlichen Außenseitern zu Sonderlingen. Die Stellung als zweite Band nach BLACK FLAG auf Greg Ginns SST Records und insbesondere der tragische Unfalltod von Sänger und Gitarrist D. Boon 1985 im Alter von 27 Jahren tun ihr übriges dazu. Durch Boons Tod und die darauf folgende Auflösung der Band entfiel auch die Gefahr, später einmal eine schlechte Platte aufzunehmen und musikalisch belanglos zu werden.

„We Jam Econo“ macht sich zwanzig Jahre später mit dieser Film (2006 erschien er als Doppel-DVD) auf die Spurensuche nach den Anfängen, Einflüssen und dem Nachlass, den die MINUTEMEN in ihrer kurzen, aber hochproduktiven Schaffensphase hinterlassen haben. Dabei setzt Tim Irwin auf eine Kombination von Live- und Interview-Archivmaterial,Videoclips und Statements des Who’s Who der Hardcore- und Punk-Protagonisten der Achtziger (Milo Aukerman, Jello Biafra, Richard Hell, Flea, Keith Morris und Henry Rollins) sowie Interviews neueren Datums mit den noch lebenden Mitgliedern Mike Watt und George Hurley. Watt bekommt dabei den größeren Part und die Rolle als Haupterzähler. Diese entwickelt sich zur Gratwanderung zwischen Trivia, biografischen Daten und Sentimental Journey. Anders als Thomas Kerpen in Ox #67 sehe ich hierin keine Schwachstelle des Films. Vielmehr lassen die emotional-nostalgischen Nuancen im Film nachvollziehen, dass freundschaftliche Verbundenheit und gegenseitige Achtung als Musiker die Energie dieser Band hervorgebracht hat. Vielschichtig, ungreifbar und selbst akustisch noch aggressiver als manch andere vollverstärkt, ergaben MINUTEMEN-Touren sowohl mit BLACK FLAG als auch R.E.M. Sinn. Im Film wird das als ,,Avant-Garage“ des Punk beschrieben. Kommt hin! Aufgrund der Fülle an Material ist „We Jam Econo“ für Überzeugte und Neuentdecker gleichermaßen reizvoll.