Vier Alben hat es gedauert, bis SEAWAY aus Toronto im wunderschönen Kanada auch auf dem hiesigen Radar erschienen sind. Lange Zeit als Geheimtipp gehandelt, brauchte es wohl einfach eine Weile, bis sie sich in die Gehörgänge und Herzen des europäischen Publikums spielen konnten. Beim neuen Album „Big Vibe“ haben sie gefühlt aber auch mehr zugelassen. Was genau? Wir haben Ryan Locke, dem Frontmann des sympathischen Quartetts, etwas auf den Zahn gefühlt.
Big Vibe“ sprüht vor Leichtigkeit. Wie schafft ihr es bei allem, was gerade in der Welt geschieht, solch eine positive Attitüde an den Tag zu legen?
Es ist definitiv manchmal eine Herausforderung, aber man sollte sich immer ins Gedächtnis rufen, dass das eine Sache ist, die uns hoffentlich nur noch eine begrenzte Zeit begleitet. Natürlich werden wir auch künftig einige Abstandsregeln einhalten müssen und es wird wohl auch ein wenig schwieriger sein zu touren, aber die Live-Musik wird das Ganze überstehen. Es ist wichtig, immer zu versuchen, die Dinge positiv anzugehen.
Man hat den Eindruck, das neue Album ist euch noch ein Stückweit wichtiger als die davor?
Oh ja, da hast du recht. Im Endeffekt ist „Big Vibe“ die logische Konsequenz aus allen Alben und Songs, die wir bisher geschrieben haben. Man könnte sagen, „Big Vibe“ ist das Album, auf das wir unsere gesamte Karriere über hingearbeitet haben. Das Album macht riesigen Spaß und ist dabei doch absolut dynamisch. Es war unser Ziel, jedem Song eine eigene Stimmung zu verpassen, und ich glaube, das ist uns sehr gut gelungen.
Was waren die größten Einflüsse beim Schreiben von „Big Vibe“? Müsste ich raten, würde ich sagen, man hört THE OUTFIELD, Tom Petty, WEEZER, aber auch JIMMY EAT WORLD heraus.
Du hast den Nagel ziemlich auf den Kopf getroffen. THE OUTFIELD, CHEAP TRICK, Tom Petty und auch WEEZER sind extrem wichtige Bands und Künstler für uns. Ich glaube, auf „Big Vibe“ hört man das auch viel mehr als bisher. Wir haben dafür aber auch einfach mehr Raum gelassen als auf den Vorgängeralben. Früher haben wir diese Einflüsse noch ein wenig zurückgeschraubt, auch um in eine bestimmte Schublade zu passen. Heute ist uns das ziemlich egal und wir wollten uns nicht mehr zurückhalten müssen.
Meiner Meinung nach habt ihr mit „Mrs. David“ den besten Song eurer Bandgeschichte geschrieben, korrigier mich, wenn ich falsch liege.
Wir sehen das ganz genauso. Der Song entstand sehr spät, während des Corona-Shutdowns, und ohne ihn wäre das Album nicht das geworden, was es ist. Schön, dass einige Leute den Song genauso wahrnehmen wie wir selbst.
Lass uns ein wenig in Glaskugel schauen. Was steht als Nächstes bei euch an?
Da haben wir momentan wohl alle nicht wirklich einen guten Plan. Wir würden am liebsten sofort raus und uns den Arsch abspielen, aber so müssen wir wohl erst auf einen verlässlichen Impfstoff warten. Wir arbeiten allerdings gerade an ein paar Livestreams, damit wir die neuen Songs doch noch präsentieren können. Bis dahin warten wir alle zusammen darauf, dass die Live-Musik hoffentlich irgendwann aus ihrem Winterschlaf erwacht.
© by Fuze - Ausgabe #85 Dezember/Januar 2020 und Carsten Jung
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