SCREWJETZ

Foto© by Pia Böhl

Bitte nicht Berlin

Immer wieder einmal entdeckt man großartige Bands, die offenbar lange unterhalb des eigenen Radars flogen. Das trifft auch auf THE SCREWJETZ aus dem Großraum Frankfurt am Main zu, die schon seit 15 Jahren mit ihrem hochmelodischen Punkrock mit deutschen Texten unterwegs sind. Sänger und Gitarrist Peter verrät uns, warum die Band mittlerweile nur noch auf Single-Veröffentlichungen setzt und welche vermeintliche Rolle die Hauptstadt Berlin dabei spielt.

Euch gibt es bereits seit 15 Jahren und es gab noch nie ein Interview im Ox? Wer und was sind THE SCREWJETZ?

Ja, uns gibt es jetzt tatsächlich schon ewig, auch wenn einem das im Nachhinein gar nicht so lange vorkommt. Unsere Homebase ist grob gesagt das Rhein-Main-Gebiet. Unseren Sound kann man am besten als melodischen Punkrock beschreiben. Polly von THE BOMBPOPS meinte mal, wir würden klingen wie MILLENCOLIN mit deutschen Texten. Das ist für uns natürlich ein echter Ritterschlag, den wir gerne so stehen lassen, haha.

Euer letztes Album „Persona Non Grata“ datiert auf 2018. Was ist in der Zwischenzeit passiert?
Sechs Jahre? Auweia! Wir haben nach dem Album recht schnell wieder mit dem Songwriting begonnen und in den letzten Jahren einige Singles veröffentlicht. Neben einem Besetzungswechsel haben wir uns dann auch intensiv mit unserem Sound auseinandergesetzt und angefangen, mit Synthies und Samples zu experimentieren. Insofern war von Langeweile keine Spur.

Ihr habt das Album-Format für „mehr oder weniger tot“ erklärt und setzt nur noch auf die Veröffentlichung von Singles. Wie kommt das?
Das muss man ein wenig differenzieren. Natürlich hat das Album-Format auch heute noch seine Daseinsberechtigung und die großen Bands veröffentlichen nach wie vor Platten, die von den Fans gerne angenommen werden. Allerdings hat sich vieles auf den digitalen Markt verlagert und somit haben sich auch die Hörgewohnheiten geändert. Gerade als kleine Band merkt man das extrem. Es werden eher einzelne Songs gehört und der Rest des Albums geht so ein wenig unter. Dazu kommt, dass die Aufmerksamkeitsspanne heute viel geringer und die Zeit schnelllebiger ist. Wir kamen irgendwann zu dem Schluss, dass wir besser damit fahren, wenn wir regelmäßiger einzelne Songs veröffentlichen als alle paar Jahre mal ein Album und in der Zwischenzeit passiert nicht viel, wodurch man schnell vergessen wird.

Kürzlich erschien die erste der neuen Singles namens „Bitte nicht Berlin“. Worum geht es in diesem Stück und was macht Frankfurt besser als die Hauptstadt?
Was auf den ersten Blick wie ein Schmähsong auf Berlin wirkt, thematisiert eigentlich etwas ganz anderes. Berlin steht eher als Synonym für ein Phänomen, das man gerne mit großen Metropolen verbindet – aber auch anderen Städten wie eben Frankfurt. Es geht um diese getriebene Hektik, das fremdbestimmte Rennen durchs Leben und der berüchtigte Hamster im Laufrad. Und was Frankfurt besser macht als Berlin? Also der Frankfurter wird wahrscheinlich antworten: Wir machen den besseren Äppelwoi, haha.

Und wie geht es nun weiter bei euch?
Aktuell stehen vier weitere Singles an. Nach „Bitte nicht Berlin“ wird am 30.11. Nummer zwei folgen – ein Song, der schon seit längerem auf seine Veröffentlichung wartet. Die anderen kommen dann im Laufe der nächsten zwölf Monate. Daneben haben wir auch wieder neues Material am Start, das wir bald auf Band bannen werden, und selbstverständlich wollen und werden wir auch wieder fleißig Konzerte spielen.

Zu guter Letzt gibt es noch meine Lieblingsrubrik: Punk-Geografie. Was geht momentan im Rhein-Main-Gebiet? Welche Bands sind derzeit aktiv, welche Clubs und Festivals lohnen einen Besuch?
Frankfurt und Umland bieten für Punkrock doch noch einige Anlaufstellen. Hier gibt es alles vom Autonomen Zentrum, der Au, bis zu den kommerziellen Clubs wie dem Ponyhof, dem Elfer oder dem Bett. Erwähnenswert wären ansonsten noch die Kreativfabrik in Wiesbaden, die Teestube in Alzenau oder das Lorbass in Gelnhausen. Außerdem gibt es hier eine recht lebendige Festival-Szene mit dem Karben Open Air, dem Trebur Open Air oder auch dem Traffic Jam. Was Bands aus dem Bereich Punk angeht, fallen einem aus Frankfurt natürlich zunächst die STAGE BOTTLES und ELFMORGEN ein. Abchecken solltet ihr unbedingt auch die SWIPES, PIZZA HAWAII – DER FILM, PRETTY WEIRD oder RIBBIT. Sorry für alle, die ich an dieser Stelle eventuell noch vergessen habe.