In letzter Zeit erfreut sich Off-Beat beeinflusste Musik wieder steigender Beliebtheit. Doch genauso wie in allen anderen Stilen, gibt es auch hier Lehrlinge auf der einen, und Meister auf der anderen Seite. Eine der Bands, die sich gerade anschickt, ihren Meister zu machen, allerdings noch relativ unbekannt ist, heisst SCHWARZ AUF WEISS und kommt aus Weyhe bei Bremen. Ich sprach mit Malte (Gesang) und Harm (Gitarre).
Wie hat das denn alles mit SCHWARZ AUF WEISS angefangen?
Harm: "Das war 1996; wir hatten neben unserer Punk-Band PRACTICAL JOKE einfach auch mal Lust was anderes zu machen. Wir haben uns dann also ein paar Bläser gesucht und angefangen, puristischen Ska mit deutschen Texten zu spielen."
Malte: "Und dann ging alles andere auch relativ schnell los. Wir hatten am Anfang eben das Glück, dass wir LAUREL AITKEN supporten und somit auch viele Leute erreichen konnten. Damals hatten wir ja noch absolut gar nichts veröffentlicht und somit gehofft, mit unserer Live-Show überzeugen zu können. Der Einstieg war insgesamt also recht gut so."
Was habt ihr für musikalische Einflüsse?
Harm: "Diese ganze Two-Tone Schiene mit Bands wie den SPECIALS usw. stellt schon einen Teil unseres Einflusses dar. Wir waren uns auch sicher, das wir mit SAW keine Stile so 08/15 mässig vermischen wollten. Entweder richtigen, möglichst authentischen Ska oder gar nicht."
Malte: "Das hat sich mit der Zeit aber auch gewandelt. Für uns war halt klar, wie Harm eben schon gesagt hat, dass wir keinen Mix, wie Ska-Punk, oder so was in der Richtung spielen wollten. Es wurde innerhalb der Band auch viel Soul und Garage gehört. Und daher kam dann eben die Idee, diese stilvollen Elemente ins Songwriting zu integrieren, also was ganz neues zu machen, und sie eben nicht zu vermixen. Von daher ist MADNESS auch ein Vorbild; die schaffen es nämlich, kompakte Songs zu schreiben, die von der Ska-Schiene abweichen, aber sich trotzdem immer noch treu bleiben."
Was haltet ihr vom Sound der amerikanischen Kapellen, zum Beispiel dem der VOODOO GLOW SKULLS?
Harm: "Früher hat mir das, ehrlich gesagt, ganz gut gefallen, aber heutzutage ist mir das irgendwie viel zu hektisch und stressig. Die machen ja genau das, was wir nicht machen wollen. Die mischen Punk-Rock mit Ska, was ja auch ganz gut anzukommen scheint beim Publikum, aber absolut nicht unser Ding ist."
Malte: "Das einzige. was halt passieren wird, ist, dass man versucht, sich weiterzuentwickeln. Aber ich würde jetzt nicht auf Teufel komm´ raus versuchen, irgendwas mit Ska zu vermixen; dafür ist mir die Musik auch einfach zu wichtig. Wenn man jetzt vielleicht mal ein schönes Pop-Lied hat, dann kann das auch ruhig ein schönes Pop-Lied bleiben."
Wie sieht´s denn mit ´nem Label aus?
Malte: "Wir haben durch PRACTICAL JOKE glücklicherweise schon Erfahrungen in diesem Bereich gemacht. Mit SAW lassen wir uns jetzt auch ganz bewusst etwas Zeit. Wir waren im Winter im Studio und haben zwei Songs aufgenommen und nun wollen wir mal sehen, was sich noch so ergibt. Wir freuen uns natürlich auch über die Angebote, die es gab, aber die Erfahrungen in der Vergangenheit haben uns einfach gezeigt, dass man sich Zeit lassen muss."
Harm: "Und teilweise waren das auch wirklich Knebel-Verträge, die einen auch noch ausserhalb von SAW verpflichtet hätten, und so was kann man einfach nicht unterschreiben. Wir wollen auf jeden Fall unser eigener Herr bleiben."
Wie wichtig ist denn der DIY-Gedanke für euch?
Malte: "Das ist uns sehr wichtig. Ich schreib´ zum Beispiel auch fürs Trust-Fanzine, was ja vielleicht ein Begriff ist. Dann hilft man natürlich befreundeten Bands, an Konzerte zu kommen, spielt in besetzten Häusern usw.. Und das macht auch alles wirklich Spass; man sollte halt wirklich nicht vergessen, wo man herkommt."
Was habt ihr zum Thema Politik zu sagen?
Malte: "Wichtig ist, dass Ska nicht nur so ein reines Party-Ding wird. Ich denke, dass die Musik früher wirklich einen politischeren Background hatte als heute. Wenn man also schon Musik macht, sollte man auch die Chance nutzen, den Leuten etwas mit auf den Weg zu geben, ohne jetzt irgendeinen Stempel aufdrücken zu wollen. Aber es gibt einfach Dinge, wie zum Beispiel Faschismus, gegen die man angehen muss."
Was kann man in Zukunft von euch erwarten?
Harm: "Wir werden auf dem nächsten Chartsbusters-Sampler mit dem ECHT-Cover "Alles wird sich ändern" vertreten sein, hehe."
Malte: "Und im Mai werden wir wohl auch die "Flying High Across The Sky"-Tour mitspielen! Also kommt auf jeden Fall pünktlich, denn wir spielen als erste Band."
Welche Platte habt ihr euch zuletzt gekauft?
Harm: "Die neue von FU MANCHU."
Malte: "Das neue Werk von MADNESS; sehr begeistert war ich in letzter Zeit auch von SMOKEBLOW."
Wollt ihr zum Schluss noch irgendwas loswerden?
Harm: "Ich grüsse Euroboy und Billy Childish."
Malte: "Schöne Grüsse an Nico Poschke und die ganzen Weyher Fans, ohne die wir heute nicht da wären, wo wir sind. Danke!"
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #38 März/April/Mai 2000 und Timo Iden
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