Anfang Juni findet wieder das Sbäm Fest in Linz statt, das sich in kürzester Zeit zum größten Punk-Festival Österreichs entwickelt hat, mit Strahlkraft bis in den Süden Deutschlands. Parallel dazu hat Sbäm-Stefan aber noch ein paar andere Eisen im Feuer. Wenn er nicht gerade das Artwork für neue Platten und Poster designt, veröffentlicht er auf seinem Label im Monatstakt neue Platten – auf Vinyl! – und ist außerdem damit beschäftigt, eine Punkrock-Doku zu produzieren. Details zu all dem gibt es hier.
Wenn das neue Ox gerade raus ist, läuft das 2023er Sbäm Fest an. Wie nervenaufreibend war die Vorbereitung dieses Jahr, wo gefühlt alles noch ein bisschen größer ist als in den Vorjahren? Und worauf freust du dich am meisten?
Das war mit Sicherheit die nervenaufreibendste Ausgabe bis jetzt. Neues Gelände, NOFX-Abschiedsshow, Inflation, Finanzierungsthemen ... Da blieb nicht wirklich eine Verschnaufpause. Nebenbei muss ja auch noch das Label laufen, wo wir momentan ziemlich expandieren. Neuer Standort in den USA und viele neue Partner und auch neue Signings/Collabs, wie zum Beispiel MAD CADDIES und BOWLING FOR SOUP. Aber zurück zum Sbäm Fest. Ja, wir wollen stetig wachsen und immer wieder neue Sachen bieten. Dieses Jahr gibt’s das Sbäm Fest erstmalig mit einem eigenen Zeltplatz und das alles direkt am See. Neben Musik sind uns auch die ganzen Side-Actions immer sehr wichtig. Dieses Mal gibt’s wieder Skateboard-Action, eine Mountainbike-Ramp, Tattoo-Corners, Drag-Queen/King Wrestling ... Es gibt eine Menge Dinge, auf die ich mich da freue, allen voran aber natürlich auf die NOFX-Show. Ich bin ja riesiger Fan der Band, seit ich Punkrock höre. Bezüglich Artworks durfte ich ja schon einige Male mit Fat Mike zusammenarbeiten, aber dann noch deren Abschiedsshow in Österreich zu veranstalten, ist schon ein kleiner Ritterschlag. Aber da gibt’s noch viel mehr, auf das ich mich freue: RANCID das erste Mal live zu sehen und das auf dem eigenen Festival – genauso wie BOWLING FOR SOUP. Ich finde, wir haben in Sachen Line-up ein ziemlich cooles Ding kreiert. Beispielsweise RANCID, Frank Turner, ENTER SHIKARI, HOT WATER MUSIC, MENZINGERS ... alles an einem Tag. Das ist schon ein Marathon-Programm.
Nach dem Festival ist vor dem Festival ... was hast du für das 2024er Fest geplant?
Ha! Ja, das stimmt. Ich bin gedanklich ja schon eine Weile bei 2024. Es ist auch eine Menge geplant. Es soll wieder eine Österreich-Edition geben, aber auch eine fettere Deutschland-Ausgabe. Und dann noch – vielleicht die größte Challenge bis jetzt – das erste Sbäm Fest in den USA. Das soll im September 2024 in Kalifornien stattfinden. Vorbereitungen und Gespräche laufen schon. Uns wird also nicht so schnell langweilig. Wir wollen einfach was bewegen und unsere Träume verwirklichen. Ohne unser mega Team, wo jeder Einzelne für die Sache brennt, wäre das alles unmöglich machbar.
Gerüchteweise planst du eine Berlin-Edition für den Herbst 2023. Willst du schon mehr verraten?
Ja, da wird’s was geben. Klein und fein im SO36 und zwar am 14. Oktober. Mit dabei sind STRIKE ANYWHERE, BRIDGE CITY SINNERS, ESCAPE FROM THE ZOO, BOTTLEKIDS ... Danach ist noch eine Aftershowparty im legendären Franken geplant. Wir wollen einfach mal antesten, ob die Leute Bock auf ein Sbäm Fest in Berlin haben. Wir haben auf jeden Fall Bock drauf.
Du arbeitest gerade an der Doku „The Rise and Fall and Rise of 90s Punk Rock“. Worum geht es konkret, wer ist dabei, was für eine Geschichte soll da erzählt werden?
Die Dreharbeiten laufen jetzt seit über einem Jahr. Anfangs war eigentlich nur eine Doku über Sbäm geplant, das war uns dann aber zu wenig und ganz ehrlich, wir sind noch nicht Fat Wreck Chords – jetzt eine Doku rein über uns zu machen, wäre wahrscheinlich zu früh. Hier muss man mal die Kirche im Dorf lassen. Wir haben also das Thema erweitert und fokussieren uns jetzt auf die Geschichte der Neunziger bis hin zum neuen Pop-Punk-Revival. Natürlich kommen wir mit Sbäm hier auch des öfteren vor. Wir konnten für die Doku auch noch Pantaleon Films gewinnen, die das Ganze dann weltweit vermarkten respektive distributieren. Pantaleon ist ja die Filmfirma von Matthias Schweighöfer – ihn beziehungsweise seine Firma mit an Bord zu haben, klingt nach wie vor ziemlich surreal. Ihr könnt aber wirklich etwas Großartiges erwarten. Joel und Rolo, die das Filmteam bilden, machen einen mega Job und sind schon so was wie Familie geworden. Wir freuen uns schon wahnsinnig darauf, wenn wir den Film, der komplett von uns finanziert wurde, präsentieren können. Es gibt spannende Interviews mit Fat Mike, John Feldmann, Brody Dalle, John Ross Bowie, Fred Armisen, DESTROY BOYS, BCBC, Kevin Lyman, Moby, Erin Burkett oder Joey Cape, aber auch Live-Aufnahmen. Gedreht wurde beim Sbäm Fest 2022 in Linz, dann im Januar und März in Los Angeles, Santa Barbara und Las Vegas. Zwischenzeitlich noch in Texas. Jetzt ist das Filmteam wieder vor Ort und dokumentiert die 2023er Edition. Mitte Juni ist nochmals Los Angeles geplant und dann müsste alles im Kasten sein. Wir hoffen auf eine Veröffentlichung noch Ende dieses Jahres. Und zwar weltweit, natürlich im Kino. Und danach dann erst auf Streaming-Plattformen. Think big. Und Kino hat schon was.
Ein Film ist noch mal was anderes in Sachen Aufwand, Komplexität und Kosten als eine Plattenproduktion oder ein Festival. Wie und mit wessen Hilfe stemmst du das?
Auf jeden Fall. Das ist komplett etwas anderes. Auch kostentechnisch. Es ist nicht einfach, das zu stemmen, und ohne Freunde würde das auf keinen Fall funktionieren. Die Nachwehen der Pandemie und dazu noch die Inflation und die Energiekrise haben uns doch viel stärker als erwartet getroffen. Die Zeit war echt nicht einfach und ist es noch immer nicht. Aber dadurch dass es für uns keinen Plan B gibt, müssen wir hier einfach durch. Aber zurück zu unseren Freunden – ohne die wäre das alles nicht möglich und würde es Sbäm auch nicht mehr geben. Jeder Einzelnen beziehungsweise jedem Einzelnen davon sind wir für immer dankbar, und ihr Vertrauen und Engagement stärkt uns täglich. Punkrock hat einfach, mal von der Musik abgesehen, die beste Community. Und jeder Supporterin und jedem Supporter wird dieser Film gewidmet sein.
Und was geht in Sachen Label so? Was hast du da in Planung?
Auch hier gibt es keinen Stillstand. Wenn du unser Label seit Beginn 2018 verfolgt hast, kannst du hier einen enormen Prozess der Weiterentwicklung sehen. Wir haben beispielsweise Bands wie PULLEY, NO FUN AT ALL, SNUFF, DIESEL BOY oder THE VENOMOUS PINKS in unserem Roster. Wenn du mir das vor ein paar Jahren gesagt hättest, hätte ich dich vermutlich ausgelacht. Und es ist noch viel, viel mehr in Planung. Wie gesagt, MAD CADDIES sind jetzt auch Teil unserer Familie und mit BOWLING FOR SOUP wird auch was kommen. Und dann gibt es noch Gespräche mit einigen anderen Bands, worüber ich aber leider noch nichts verraten kann. Aber so viel vorweg, es wird großartig.
Wie hat sich für dich die Vinyl- und Presswerksituation in den letzten Monaten entwickelt?
Eigentlich ziemlich gut. Wir sind wieder halbwegs on time. Aber wir haben hier auch einen starken Partner mit Tom von Packaged Sounds. Er ist ja nicht nur Partner, sondern auch ein wirklich guter Freund und Supporter geworden. Also in puncto Vinyl gibt’s momentan keine Probleme. Und das tut wirklich gut. Die Situation vor zwei Jahren war ja alles andere als schön. Ein Jahr mit Produktion vorauszuplanen ist einfach nicht möglich.
Und letzte Frage: Wann schläfst du?
Haha! Eigentlich fast nie. Es gibt einfach zu viel zu tun und zu wenig Zeit dafür. Ich will einfach was bewegen und die Zeit, die ich habe, bestmöglich zu nutzen. Joey Cape meinte mal zu mir: „Being bored is for dumb people.“ Ich habe mir das irgendwie zu Herzen genommen. Seitdem ist mir eigentlich selten langweilig und falls doch, schmiede ich irgendwelche neuen Pläne.
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