Punk- und Hardcore-Festivals überall! Wer mehr als 100 Kilometer fahren muss, lebt echt in der Provinz. Oder in Österreich, denn dort sieht es in der Hinsicht recht düster aus. Das musste geändert werden, und so feiert SBÄM-Stefan, der unter dem Namen Platten veröffentlicht und grafisch aktiv ist, vom 1.-3. Mai im österreichischen Wels das SBÄM-Fest, unter anderem mit ANTI-FLAG, TOY DOLLS, GOOD RIDDANCE, SNUFF, BAD COP BAD COP und noch zig anderen.
Stefan, als wir 2017 fürs Ox ein Interview über deine grafische Arbeit führten, stand die noch sehr im Vordergrund. Seitdem hat sich eine Menge getan: SBÄM ist als Label sehr aktiv, und das SBÄM-Festival wird jedes Jahr größer. Erzähl doch bitte was zu dieser Entwicklung.
Ja, es hat sich definitiv ne Menge getan. Für mich steht meine grafische Arbeit nach wie vor im Vordergrund, aber ich muss mir die Zeit dafür momentan schon sehr gut einteilen. Mein Plan war schon immer SBÄM als Marke bzw. Gesamtwerk wachsen zu lassen und das funktioniert eigentlich ganz gut. Es gibt immer mehr Ausstellungen, Band-Anfragen bzgl. SBÄM Records und dem Festival. Es macht einfach verdammt viel Spaß seine Lieblings-Bands auf dein eigenes Fest zu packen. Wenn es nach mir ginge würde das SBÄM Fest wahrscheinlich zwei Wochen andauern. So ähnlich verhält es sich auch beim Label – es gibt so viele mega Bands da draußen, die ich am liebsten alle signen würde. Geht aber leider nicht. Das Programm mit den Artworks, dem Fest und Label ist momentan ziemlich dicht. Für Freizeit bleibt da nicht viel Platz. Aber es macht einfach verdammt viel Spaß.
Vom 1.-3. Mai findet in Wels das nächste SBÄM Fest statt – mit einem fetteren Programm als je zuvor. So ein Programm erwartet man vielleicht in einer Metropol-Region, aber nicht – bitte verzeih die Zuspitzung – am Arsch der Welt in Österreich. Wieso bist du sicher, dass das klappt? Wie viele Leute erwartest du?
Ja, das Lineup ist wirklich ziemlich fett geworden und da bin ich auch mega stolz drauf. Mit dem Arsch der Welt hast du natürlich vollkommen recht – aber Festivals in Metropol-Regionen kann fast jeder. Provinz ist da mehr Herausforderung. Mir geht es auch darum die Szene hier in Österreich wieder zu beleben. Und ich denke ich bin da auf nem guten Weg. Ich rechne mit einem ausverkauften Fest.
Und was bekommen die Leute bei dir, was sie woanders nicht bekommen?
Was ich sehr schätze ist eine familiäre und intime Atmosphäre. Das bekommst du nicht bei allen Festivals. Außerdem bin ich Fan von Club-Shows und kann große Major-Festivals eigentlich gar nicht ab. Darum auch die Philosophie relativ – in der Szene – große Acts auf ein kleines Festival zu bekommen.
Dass so ein Festival abseits der großen Städte klappen kann, zeigt das Punk Rock Holiday, das gar nicht so weit von dir in Slowenien stattfindet. Hat dich dessen Erfolg ermutigt?
Ich hab den vollen Respekt vor den Punk Rock Holiday Jungs. Mega was die da aufziehen. Aber ich schau nicht so auf andere Festivals und zieh lieber mein Ding durch.
Generell scheint Österreich jetzt nicht so das Terrain zu sein für Punk-Festivals, wohingegen es in Deutschland an jeder Ecke eines gibt. Hast du da einfach eine Martklücke erkannt? Oder wissen wir hier im Norden nur nichts von all den anderen Festivals?
Nicht wirklich. Da hast du vollkommen recht. Deutschland ist da auf jeden Fall ein viel besserer Markt. Aber wie bereits erwähnt will ich einfach die Szene wieder beleben und den Punk Rock wieder mehr nach Österreich zurück bringen.
In Label-Hinsicht ist bei SBÄM eine klare Linie erkennbar: der „typische“ Fat Wreck- und Burning Heart-Sound der Neunziger steht bei dir mit (Re-)Releases hoch im Kurs. Warum diese Bands, diese Musik? Der Soundtrack deiner Jugend?
Definitiv der Soundtrack meiner Jugend. Fat Wreck ist natürlich das Vorbild schlechthin und deren Veröffentlichungen prägten mich. Darum auch die Auswahl an Bands/Musik auf SBÄM Records.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #143 April/Mai 2019 und Joachim Hiller