2015 kam mit „I’m Alone Even With You“ das erste Album der Band aus dem schwedischen Uppsala, drei weitere folgten und begeistern wie auch das aktuelle Werk „Unflavored“ mit einer unwiederstehlichen Mischung aus maximalst eingängigem, latent garagigem Punkrock einerseits und einer dicken Ladung Goth und Post-Punk andererseits. Jakob Arvidsson und Liz Panella antworteten auf meine Fragen.
Ihr in ein paar Sätzen?
Jakob: Wir sind vier Leute, die gerne Musik machen. Ich, Victor und Johan sind hier aufgewachsen und haben uns in unseren Teenagerjahren kennen gelernt. Liz ist vor ein paar Jahren aus Chicago hierher gezogen. Wir sind eine Band.
Das ist tatsächlich das erste Interview mit euch im Ox, aber ich habe bisher alle eure Alben besprochen. In der Rezension zu eurem Debüt habe ich geschrieben, dass ihr eure Band nach einem Jay Reatard-Song benannt habt. Stimm das überhaupt?
Jakob: Das kommt nicht wirklich von diesem Song. Wir mögen Jay Reatard sehr, aber ich glaube, es war nur ein Zufall. Ich erinnere mich, wie wir über den Bandnamen gesprochen haben und dass wir etwas Düsteres haben wollten.
Ich setzte euch damals in einen Kontext mit schwedischen Bands wie KNIFVEN, TYRED EYES, SISTA SEKUNDEN oder MASSHYSTERI. Wie geht dein Namedropping?
Jakob: Die wichtigsten Bands sind meiner Meinung nach EBBA GRÖN, IMPERIET, CORTEX, GARBOCHOCK und so weiter. Viele tolle Bands aus den Siebziger und Achtziger Jahren. Das sind Bands, die jeder antesten sollte!
Ihr seid eine ziemlich fleißige Band, zwischen euren Alben liegen nie mehr als ein, zwei Jahre. Wie haltet ihr diese hohe Veröffentlichungsfrequenz aufrecht?
Jakob: Ich weiß es nicht genau. Nach jeder Platte denke ich, dass es jetzt an der Zeit ist, ein bisschen bis zur nächsten zu warten, aber es kommt immer eine Zeit, in der man wieder Lust hat zu schreiben, und das ist immer früher, als man denkt. Aber dieses Mal glaube ich tatsächlich, dass es bis zu unserer nächsten Platte noch eine Weile dauern wird.
Das Line-up bestand von Anfang an aus Jakob, Johan und Victor. Und jetzt ist Liz am Bass neu in der Band. Liz, wie kam das?
Liz: Ich habe Jakob eigentlich durch einen gemeinsamen Freund kennen gelernt, als ich vor ein paar Jahren zum ersten Mal nach Uppsala kam. Mein Freund Dominic, der, glaube ich, in den USA eine Platte der ROTTEN MIND-Vorgänger AGENT ATTITUDE herausgebracht hat, riet mir, Jakob in den sozialen Medien zu kontaktieren. Das habe ich getan, und er war unglaublich freundlich und zuvorkommend, und seitdem sind wir in Verbindung geblieben. Als Hugo die Band verließ, dachte Jakob an mich, weil wir vorher kurz darüber nachgedacht hatten, zusammen Musik zu machen. Ich hoffe natürlich, dass die Jungs sagen würden, dass wir ein perfektes Team sind, aber ich glaube nicht, dass ich das beurteilen kann. Ich habe aber eine Menge Spaß mit ihnen!
In Deutschland gab es letztes Jahr eine lebhafte Diskussion darüber, dass Frauen in Punkbands und auf Bühnen unterrepräsentiert sind. Wie ist die Situation in Schweden?
Liz: Ich lebe erst seit drei Jahren in Schweden und die meiste Zeit davon war während der Pandemie, deshalb ist es für mich etwas schwierig, das zu beurteilen. Oberflächlich betrachtet scheint es in Schweden viele Frauen zu geben, die in der Musikszene aktiv sind, besonders im Vergleich zu den USA, wo ich herkomme. Allerdings scheint es in Schweden von Stadt zu Stadt unterschiedlich zu sein. In Stockholm oder Malmö etwa scheint es mehr Frauen in Bands zu geben als hier in Uppsala. Das könnte aber auch daran liegen, dass Uppsala eine kleinere Stadt ist.
Was geht so in Uppsala?
Jakob: Für mich geht es auf und ab. Manchmal liebe ich es, manchmal möchte ich weg. Ich finde die Musikszene hier wirklich gut und auch das Nachtleben gefällt mir sehr. Ich glaube, Uppsala hat wegen seiner Geschichte ein besonderes Flair. Es liegt eine düstere Atmosphäre über der Stadt. Aber auf eine gute Art und Weise!
Wie habt ihr während der Pandemie ein Album geschrieben und aufgenommen?
Jakob: Wir haben einfach versucht, weiterhin zu proben und Songs zu schreiben. Wir haben eben versucht, produktiv zu sein. Es gab ja sonst nichts zu tun. Wir haben viel Zeit in die neuen Songs gesteckt, und ich denke, das kann man auf der Platte auch hören.
Unter deutschen Anti-Vaxxern und Verschwörungsgläubigen wurde Schweden zum Land der Träume, weil die es als „weniger unterdrückerisch“ wahrgenommen haben als Deutschland. Generell berichteten die deutschen Medien über Schweden, dass ihr die Pandemie angeblich besser als andere Länder und mit weniger Einschränkungen bewältigt habt. Was sind deine Gedanken und Erfahrungen aus diesen letzten zwei Jahren?
Jakob: Oh, ich habe keine Ahnung. Es scheint, als hätte sich das Virus in fast allen Ländern stark ausgebreitet, also kann ich nicht beurteilen, was gut oder schlecht lief. Ich habe schon früh beschlossen, dass ich nicht zu den Leuten gehören möchte, die meinen, etwas zu wissen, wovon sie keine Ahnung haben.
Schweden ist die Heimat von Spotify, einem Unternehmen, das manche Leute mit Vorbehalten betrachten. Was hältst du davon – und sind dir und deinen Freunden physische Veröffentlichungen noch wichtig?
Jakob: Wir stehen alle auf physische Veröffentlichungen! Für mich ist das das wahre Ding. Was Spotify angeht, denke ich, dass sie die Künstler besser bezahlen könnten. Ansonsten weiß ich nicht wirklich viel darüber.
Eure Musik hatte schon immer einen eher düsteren Unterton, auch wenn ihr recht melodisch klingt. Erzähl uns doch bitte was zu ein paar Songtexten. Zuerst „Die young“ ...
Jakob: Uppsala wird manchmal „die Stadt der ewigen Jugend“ genannt, und das war etwas, worüber ich schreiben wollte. Es geht um Freunde, die viel zu jung von uns gegangen sind. Es geht um eine Menge Dinge. Es geht um die ewige Jugend.
„Lose Lose“ ...
Jakob: Das ist eine Sache, über die ein Freund und ich angefangen haben zu reden, als wir irgendwo unterwegs waren. Ich weiß nicht mehr, worum es ging, aber wir gerieten in eine Situation, die für uns beide schlecht war, eine Lose-Lose-Situation.
„Empty generation“ ...
Jakob: Bei „Empty generation“ geht es um die Zeit, in der wir leben. Es geht darum, mit nichts zufrieden zu sein und immer mehr zu wollen, aber gleichzeitig tun die Leute nichts für sich selbst. Es geht um das Gefühl, dass das Leben aus nichts als Leere besteht.
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