Robert „Robban“ Eriksson

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(THE HELLACOPTERS, THE SEWERGROOVES, TRAMP)

Robert Eriksson wurde 1972 im schwedischen Eskilstuna geboren und ist vor allem als Drummer von THE HELLACOPTERS bekannt. Seit deren Auflösung 2008 ist er weiterhin aktiv, geht auf Tour und ist auf diversen Platten zu hören und hilft sporadisch bei THE ROYAL CREAM aus.

Robert, hast du bereits wie viele deiner Kollegen als Kind in der Küche deiner Eltern auf Töpfen und Schüsseln getrommelt?


Ja, das habe ich tatsächlich. Ich hatte ein paar Plastikschüsseln in verschiedenen Größen. Die habe ich in einer Reihe aufgestellt und draufgehauen.

Hast du jemals Unterricht genommen?

Als ich im vierten Schuljahr war, wollte ich eigentlich Unterricht nehmen. Aber als ich zur ersten Stunde auflief, stand dort nur eine einsame Snaredrum und ich hatte doch ein ganzes Drumkit erwartet. Daher habe ich den Unterricht aufgegeben, bevor er richtig begann.

Hast du selber schon einmal unterrichtet?

Nicht „professionell“, aber ich bemühe mich nach Kräften, den Jugendlichen, mit denen ich in einem Jugendzentrum arbeite, so viel wie möglich beizubringen. Es ist aber eher so, dass ich mich bemühe, die Kinder fürs Trommeln zu begeistern, als dass ich es als Unterrichten bezeichnen würde. Das Jugendzentrum heißt „Black Sheep“ und richtet sich an Kinder und Jugendliche zwischen 14 und 20 Jahren. Es ist ein Ort, wo die Kids nach der Schule hingehen können, und hat von 15 Uhr bis 22 Uhr geöffnet. Die meisten Kinder, die zu uns kommen, spielen in Bands und wir stellen ihnen Proberäume zur Verfügung und organisieren mit ihnen Konzerte. Man kann aber auch jede andere Form des Ausdrucks wie zum Beispiel Kunst oder Film bei uns machen. Es ist kein Ort zum Abhängen, es ist aktiv und kreativ!

Kannst du dich noch an dein erstes Drumkit erinnern?

Natürlich. Ich war gerade 13 oder 14 Jahre alt, als meine Mutter eine Anzeige in einer Lokalzeitung sah. „Schlagzeug zu verkaufen“, hieß es da – und es war nur dreißig Minuten entfernt! Wir fuhren hin und haben es für 2.000 Schwedische Kronen, nach heutigem Wechselkurs etwa 200 Euro, gekauft. Es hatte weder eine Hi-Hat noch irgendwelche Becken oder Ständer. Nur die Trommeln. Sie waren wunderschön. Ein golden glitzerndes Maxwin-Kit mit einer Bassdrum, einer Snare, zwei Hänge- und einer Standtom. Das war’s. Ich begann sofort zu sparen und nach etwa einem Jahr hatte ich genügend angespart, um mir eine Hi-Hat und ein 16“-Crashbecken zu kaufen. Daher habe ich im ersten Jahr nur auf den Trommeln gespielt.

Gab es damals Bands, die dich inspirierten, Schlagzeuger zu werden?

Meine absolute Lieblingsband sind THE BEATLES, aber damals hörte ich auch viel Hardrock und Heavy Metal. Bands wie IRON MAIDEN, KISS, MOTÖRHEAD, AC/DC, BLACK SABBATH oder METALLICA. Ich hatte mir den Walkman meiner Schwester geborgt und spielte zu allen möglichen Kassetten, die ich so hatte. Oder wenigstens habe ich es versucht.

Gab oder gibt es Drummer, die du bewunderst?

Ich bewundere Drummer wie Keith Moon oder John Bonham – Rock-Schlagzeuger, die mit Jazz und Blues aufgewachsen sind. Als ich zu trommeln begann, habe ich diese Art Musik aber überhaupt nicht gehört. Nicko McBrain, Tommy Lee und Lars Ulrich waren da das Maß aller Dinge für mich.

Wie war es, bei THE HELLACOPTERS zu spielen, einer Band, in der der Sänger und Songwriter selbst ein sehr guter Drummer ist?

Diese Frage wird mir oft gestellt, aber es war nicht so schwierig, wie die Leute vermuten, sondern eher hilfreich. Nicke spielt einfach großartig und er ist ebenfalls Autodidakt. Ich war etwa ein Jahr lang Drum-Roadie bei ENTOMBED, als Nicke noch bei ihnen spielte, bevor es mit THE HELLACOPTERS losging, daher kannte ich seinen Stil ziemlich gut. Als er dann mit neuen Riffs ankam, war es für mich leicht zu „hören“, wie das Schlagzeug klingen sollte. Außerdem hatten wir die gleichen Einflüsse, was auch hilfreich war. Natürlich hat er auch schon mal vorgeschlagen oder gar bestimmt, wie die Drums klingen sollten, aber ich kann mich nicht erinnern, dass es deswegen je einen Konflikt gegeben hätte.

Hat sich dein Kit über die Jahre verändert? Wie hast du es variiert?

1989/90 gründete ich eine Thrash-Metal Band. Ich verkaufte mein Maxwin-Kit und kaufte stattdessen ein „Phonic“ von Sonor mit Konzerttoms, wie Nicko McBrain sie 1983 auch spielte. Wenig später bekam ich das Angebot von der einzigen Death-Metal-Band meiner Heimatstadt, bei ihnen zu spielen – und sie boten an, mir ein Doppelpedal zu kaufen, wenn ich einsteigen würde, was ich gerne tat. Ihr Proberaum lag zu allem Überfluss gleich neben meiner Schule. Das war mein bislang größtes Schlagzeug. Irgendwann löste sich diese Band auf und ich spielte in einer Punkband, aber mit kleinerem Schlagzeug. 1993 zog ich nach Stockholm und gab mein ganzes Erspartes für ein Ludwig-Kit aus, obwohl ich keine Band hatte. Es war genau das gleiche, das Ringo Starr hatte, und ich spielte es in den ersten zehn Jahren bei THE HELLACOPTERS. Heute besitze ich drei Schlagzeuge – alle von Ludwig. Alle drei haben folgendes Setup: Bassdrum, Snare, eine Tom auf einem extra Ständer, zwei Standtoms, Hi-Hat, ein Ride- und zwei Crash-Becken, alle von Sabian. Dieses Setup spiele ich seit acht Jahren.

Hat das Älterwerden Einfluss auf dein Spiel und wie hältst du dich fit?

Ja, ich habe heute einige Rückenprobleme und muss mich jeden Tag dehnen. Ich trainiere auch mehrfach die Woche, aber mehr aus Gründen des allgemeinen Wohlbefindens. Im Jahr 2000 mussten wir mit der Band ein halbes Jahr pausieren, weil ich wegen Überbelastung an der rechten Schulter operiert werden musste. Sie war übel entzündet und mir wurde ein Zentimeter des Schlüsselbeins entfernt. Danach habe ich begonnen, Dehnübungen zu machen, bevor ich zu trommeln beginne.

Wie oft übst du?

Weil ich halbtags arbeite und es dort Proberäume gibt, die ich kontrollieren muss, etwa dreimal in der Woche. Allerdings komme ich so nur auf etwa eine Stunde. Ich probe auch mit Lars Winnerbäck, einem der bekanntesten Singer/Songwriter Schwedens, mit dem ich ab und zu auftrete. Da proben wir über mehrere Wochen sechs bis sieben Stunden täglich und gehen dann auf Tour. Es kommt immer darauf an, mit wem ich spiele. Üblicherweise benötige ich drei bis vier Proben vor einem Auftritt. Ich übe die Songs aber auch alleine mit Kopfhörer.

Neben den HELLACOPTERS hast du auch THE SEWERGROOVES mitgegründet und einige Alben mit ihnen aufgenommen. Warum ging das auseinander?

Als die HELLACOPTERS immer mehr Zeit erforderten, musste ich die SEWERGROOVES verlassen, obwohl ich es nicht wollte. Es war aber die beste Lösung. Ich denke, dass sie sich ohne mich prächtig entwickelt haben. Ich habe nie darüber nachgedacht, wieder einzusteigen und man hat mich auch nicht gebeten, es zu tun. Allerdings helfe ich ab und zu bei Kurts anderer Band THE ROYAL CREAM aus.

Du hast drei Singles mit MIDLIFE CRISIS, bei denen auch Dregen spielt, aufgenommen. Ist da weiteres geplant?

Nichts. Und genau das ist der Plan. Wir nehmen vielleicht irgendwann noch eine Single auf, wer weiß ... Das ist nur ein Studioprojekt, das uns Spaß macht, und wir haben genau einen Gig gespielt. Bislang. Seit dem Ende von TRAMP habe ich keine feste Band mehr, spiele mal hier und mal da und bin wohl das, was man ein „hired gun“ nennt. Neben ROYAL CREAM werde ich noch ein paar Shows mit ROBERT PEHRSSON’S HUMBUCKER spielen. Im Sommer folgen dann einige Festivals mit Lars Winnerbäck und ich bin sicher, dass noch welche mit den BLACK WEEDS dazukommen werden. Eine Band, bei der auch Boba von den HELLACOPTERS, Martin von den DIAMOND DOGS und Stevie Klasson, der mit Johnny Thunders gespielt hat, dabei sind. Und ich habe auch ein paar Lieder mit Leuten von SATOR, THE MAHARAJAS und FREE FALL aufgenommen, weiß aber noch nicht, was damit passieren soll. Es ist bislang nur ein namenloses Studioprojekt.

Wie schätzt du die Möglichkeit einer HELLACOPTERS-Reunion ein? Es gibt ein Video, wo Nicke und Kenny gemeinsam mit Dregen in Stockholm „(Gotta get some action) Now!“ spielen.

Ich wäre beinahe auch dabei gewesen, denn Dregen rief mich an und bat mich, auch zu kommen. Leider war ich just zu diesem Termin mit Lars Winnerbäck auf Tour, sonst wäre ich dabei gewesen. Ich denke aber, dass, wenn überhaupt, das letzte Line-up wieder zusammenfinden sollte. Ich habe gelernt, niemals nie zu sagen, obwohl ich es aus heutiger Sicht nicht kommen sehe. Wir sind alle anderweitig eingebunden und auch glücklich damit. Aber immerhin sind wir alle noch Freunde.