ROB LYNCH

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Feste feiern

Der Brite Rob Lynch hat mit „All These Nights In Bars Will Somehow Save My Soul“ ein schönes Debütalbum herausgebracht, bei dem es um Nächte in Bars, Bier trinken und glücklich sein geht. Dachte ich. Im Gespräch stellte sich schnell heraus, dass es ihm um mehr ging, als eine Feier-Platte zu machen. Wir trafen uns an einem Sonntagmorgen zum Kaffee, ganz modern via Skype.

Rob, was macht das Feiern in Bars so faszinierend für dich?


Für mich ist das eher eine Metapher für das Leben ganz allgemein, also das Leben zu leben, so wie es kommt. Im ersten Moment versteht man die doppelte Bedeutung vielleicht nicht so sehr.

Würdest du das erklären?

Einige der besten Nächte, die ich hatte, waren tatsächlich die, die ich mit meinen Freunden bei Konzerten verbracht habe, oder in Bars oder Clubs. Aber es gibt ja immer auch die andere Seite an der Sache. Klar macht es Spaß, wenn du aber ein ernsthaftes Problem hast, ist Feiern gehen nicht unbedingt die Antwort darauf. Ausgehen rettet einen nicht, das ist ein Trugschluss. Aber das Biertrinken mit Freunden lenkt dich vielleicht ab. Richtig lösen muss man die Probleme hinterher.

Ich finde trotzdem, dass dein Album schon eine ziemliche Feier-Platte ist. Wo würdest du deine Musik am ehesten einordnen, wenn du müsstest?

Es ist auf eine Art ehrliche Popmusik mit Folk- und Punk-Einfluss, auf jeden Fall kann man gut mitsingen. Ich fände es schön, wenn beim Konzert alle für einen Moment mal das Leben Leben sein lassen. Die Lieder klingen zwar, als wären sie fröhlich, tatsächlich haben sie aber einen melancholischen Hintergrund.

Also ist Musik zu schreiben deine Lösungsstrategie bei Sorgen?

Ja, Songs zu schreiben ist ein guter Weg, mit Problemen umzugehen. Du kannst entweder zu Hause sitzen und rumheulen, oder aber du gehst mal raus und betrachtest die gute Seite an der traurigen Situation – und machst in meinem Fall ein fröhliches Lied daraus.

Hast du ein Lieblingslied auf dem Album?

Ich mag „My friends and I“ sehr, vor allem live. Aber auch „Blame“ spiele ich gerne vor Leuten, weil es so ruhig ist und damit das genaue Gegenteil von „My friends and I“. Das kommt aber auch aufs Publikum an und was die daraus machen.

Ich habe gelesen, dass dir Hurricane Sandy bei den Aufnahmen in die Quere gekommen ist, was war da los?

Ich habe in Florida bei einem Festival gespielt. Am letzten Abend gab es auf einmal diese ganzen Unwetterwarnungen in den Nachrichten, von wegen „Riesensturm“ und „Bleiben Sie zu Hause“. Und natürlich haben wir uns alle gedacht, ach was, wird schon nicht so schlimm werden. Ich wollte am nächsten Tag in Philadelphia sein, um dort mit den Aufnahmen zu beginnen, wird schon nicht so schlimm, aber nichts da, meine Flüge wurden gestrichen. Ich steckte zwei Tage in einem Hotel in Jacksonville fest und hatte nichts zu tun. Ich war sehr genervt und voller Selbstmitleid, haha. Aber immerhin hatte ich meine Gitarre dabei und habe das Beste daraus gemacht. So ist „Broken bones“ entstanden.

Wieso hast du dein Album gerade in Philadelphia aufgenommen?

Ich habe ein paar Freunde, die dort leben. Die haben auch selber mal in einer Band gespielt. Ich habe nicht das ganze Album dort aufgenommen, der Rest ist in London entstanden. Aber weil ich nun schon mal in den USA war, dachte ich, es wäre schön, zumindest Teile gemeinsam mit meinen Freunden einzuspielen. Man kann sie auch bei einigen Stücken hören, sie haben die Chöre eingesungen.

Und wie kam es dann zur Zusammenarbeit mit dem deutschen Label Grand Hotel van Cleef?

Weil viele bei dem Label ihre Wurzeln im Punk haben, sind die durchaus offen für Punk-beeinflusste Musik wie meine. Ich hatte ein Konzert in London, einer von den Grand Hotel van Cleef-Leuten war da und sprach mich einfach an, weil es ihm gefiel. Wir haben uns dann noch mal getroffen, eins kam zum anderen. Das Label hat mich dann mal nach Deutschland geholt für ein paar Konzerte, das hat gut geklappt.

Wer sind diese Kinder auf dem Album-Cover?

Haha, der kleine Junge bin ich, das Mädchen daneben ist meine Schwester. Ich bin fürchterlich am Heulen, weil sie in diesem Spielzeugauto sitzt – und das Geschrei hat was gebracht, denn wenn du das Album umdrehst, siehst du, wie ich drinsitze. Ich mag die beiden Fotos einfach. Wir gucken da auch so herrlich. Es ist ein sehr persönliches Album geworden, deshalb finde ich es gut, ein persönliches Bild für das Cover auszusuchen. Wenn ich das Album in einem Plattenladen sehen würde, ich denke, ich würde es kaufe. Ich glaube, so ein Bild macht einen neugierig.

Was sagt deine Familie dazu, dass sie zu solcher Berühmtheit gelangt?

Meine Schwester hasst es! Ich habe ihr vorher nämlich nicht Bescheid gesagt. Sie hat ziemlich geschimpft. Ich habe ihr dann gesagt, dass sowieso niemand sie erkennt, immerhin ist sie auf dem Bild gerade mal drei Jahre alt, haha.