RISING INSANE

Foto© by Jana Kuhs x Coregraphy

Auf sich selbst fokussiert

Mit ihrem neuen Werk haben RISING INSANE neue Wege eingeschlagen, musikalisch unterscheidet sich das Album deutlich von seinen Vorgängern. Sänger Aaron erklärt uns, was die Bremer Band zu diesem Schritt bewogen hat und warum „Wildfires“ genau so sein muss, wie es schlussendlich geworden ist.

Es ist jetzt fast drei Jahre her, dass ihr ein Album releaset habt. Was haben RISING INSANE in den letzten drei Jahren so gemacht? Wie war der Weg zum neuen Album?

Der Weg war, um das mal vorwegzunehmen, extrem schwierig, weil wir das vierte Album gemacht haben und wir hatten davor drei Alben produziert, auf denen wir praktisch bisher immer das Gleiche gemacht haben. Als wir dann schon beim Songwriting das Gefühl bekamen, wir covern uns mittlerweile selbst, war es unser Ziel etwas zu machen, was wir vorher noch nicht gemacht haben, was auch vielleicht für das ganze Genre Metalcore neu ist, was es zuvor nicht gegeben hat, und entsprechend waren unsere Ansprüche an uns selbst extrem hoch Wir haben ganz viel und ganz lange rumprobiert mit neuen Sounds, mit einer neuen Art zu singen Ich habe mir neue Techniken angeeignet, und wir haben uns verschiedene Einflüsse geholt. Drei Jahre sind für einen Albumzyklus schon ganz schön lange, das war uns auf jeden Fall bewusst. Wir wollten aber auch nicht ein Album rausbringen, mit dem wir am Ende unzufrieden sind. Auf der anderen Seite hat sich bei uns im privaten Umfeld einfach sehr viel ergeben. Robert, unser Schlagzeuger, und ich sind beide Vater geworden. Das hat auch viel Zeit in Anspruch genommen, weswegen wir uns auch einfach alle etwas zurückgenommen haben.

Wenn du sagst, ihr wolltet euch nicht mehr selber covern, heißt das, dass ihr schon Songs geschrieben hattet, die vielleicht nie veröffentlicht werden?
Ja, zu hundert Prozent. Als die ersten Singles entstand, die „Demons“-EP, so wird sie jetzt genannt, war das für uns so ein Prozess, in dem wir Songs geschrieben haben und immer gemerkt haben, das klingt wie „Afterglow“, das klingt wie „Porcelain“ und das klingt wie „Nation“. Damit waren wir einfach nicht glücklich und haben deswegen wirklich einen ganzen Ordner mit über dreißig Songideen und fertigen Tracks einfach in die Tonne geschmissen.

Ihr wart ja im Mai auf Tour und habt dabei schon alle der bis dahin veröffentlichten Singles gespielt. Wie haben sich die in das RISING INSANE-Set eingefügt?
Mir hat es extrem Spaß gemacht, diese Songs zu spielen, weil die eine ganz andere Energie mit sich bringen, vor allem mit „Burn“ zu starten. Der Song ist schon im Songwriting der Opener für eine Show gewesen und der hat immer ganz gut funktioniert. Und mit „Rain“, gleich als zweiten Song, der auch eine neue Single gewesen ist, weiterzumachen, das hat sich live ganz gut eingefügt.

Der Sound versprüht ihr viele Good Vibes, aber eigentlich ist die Thematik des Albums ja eher schwer. Es geht um Konflikte, Streit, Hass. Wie kam es dazu, dass du dich damit befasst hast?
Also um zum Ursprung zu gehen, wollte ich mich von diesen Mental-Health-Texten ein bisschen loslösen, weil es für mich irgendwie auch auf Dauer einfach eine sehr große Belastung gewesen ist, ständig darüber zu schreiben. Es haben sich nichtsdestotrotz einige Texte in der Richtung auf das Album verirrt. Ansonsten muss ich ganz klar sagen, dass die Stimmung, auf der Welt aktuell unfassbar schwer zu ertragen ist. Überall, wo du hinguckst, ist eigentlich immer nur Stress, Streit, Krieg, Konflikte. Ob du jetzt die Nachrichten guckst, ob du Instagram oder Facebook öffnest und die Kommentare durchliest, es ist einfach nur schlechte Stimmung, nur Hass. Du kannst etwas Gutes tun und trotzdem findest du irgendwo einen bösen Kommentar. Und das zieht sich irgendwie wie so ein roter Faden durch die letzten Jahre. Gefühlt hat das begonnen mit Corona. Wir sind einfach alle extrem dünnhäutig geworden und dieser ganze Hass hat sich irgendwie aufgestaut. Das hat mich so sehr beschäftigt, dass ich gesagt habe, ich schreibe jetzt darüber. Und beim Schreiben habe ich eben viele von diesen Emotionen verarbeitet, aber andererseits auch probiert, die guten Seiten des heutigen Lebens zu zeigen und was es einfach heißt, sich auf sich selbst zu fokussieren.Einfach alles auszublenden, für sich zu sein und sein Leben zu leben und dabei Spaß zu haben.

Ist der Wunsch, das Album ein bisschen positiver klingen zu lassen, der Grund dafür, dass ihr ein bisschen Aggression aus den Songs rausgenommen habt?
Absolut. Wir haben uns überlegt, wir wollen Songs schrei­ben, bei denen Menschen nach dem Konzert sagen, das war irgendwie eine richtig geile Zeit, das hat total Spaß gemacht, und wir waren alle so glücklich über diese andere Art von Konzerterlebnis.

Wie wird eine RISING INSANE-Setlist in Zukunft aussehen, wenn ihr auf Tour geht?
Das ist eine so schwierige Frage und wir können dies für uns selbst auch noch nicht ganz beantworten. Wir planen aktuell die Wildfires-Tour für Ende des Jahres, darunter logischerweise auch das Set. Und wir haben mittlerweile echt einen Haufen Songs, die wir sehr gerne spielen würden, von denen wir wissen, sie kommen live auch gut an. Wir haben aber auch einige Songs, von denen wir sagen, die würden wir gerne gerne mal ausprobieren. Von daher lässt es sich wirklich, wirklich schwer sagen, wie man das Ganze am Ende in einem Set zusammenfassen kann. Was wir aber gemerkt haben und ich denke, danach werden wir uns auch so ein bisschen richten, ist das Schema Vollgas, ein bisschen runterkühlen, Vollgas und dann durchbrettern bis zum Ende. Ich bin auch immer ein Fan davon, ältere Songs mit einfließen zu lassen, um eben zu sagen, pass auf, wir sind RISING INSANE, nicht nur von 2024, sondern es gibt uns bereits seit 2013 und jetzt hört ihr ein paar Songs davon. Ich finde es immer ganz wichtig, sich auf die Wurzeln zu besinnen und auch da noch ein bisschen was von preiszugeben.