Die Wurzeln des Punk sind so tief in den Boden von Hamburg und Bremen eingedrungen, dass ein paar friedvolle Seelen die gern konkurrierenden Hansestädte zu einer Einheit verbanden: RHONDA!
Die Ideale des Punk haben sowohl Sängerin Milo Milone als auch Drummer Gunnar Riedel verinnerlicht. Auch wenn das älteste RHONDA-Mitglied und das Jüngste des Quintetts verschiedene Ansätze haben, im Ergebnis sind sie sich einig. Milone spielte bereits vor ihrem Engagement bei RHONDA in einer Punkband: „Beide Bands waren/sind in jeglicher Hinsicht sehr intensiv. Punk und Soul gehören unbedingt auch zusammen. Ich bin zum Beispiel auch ein großer MC5-Fan. MC5 haben bereits zu Beginn der Siebziger Jahre Soul- und Punk-Einflüsse in ihrem Sound verbunden. Auch alter Soul ist eine Obsession von mir. Überhaupt stehe ich auf ,alte‘ Musik. Den Schmutz und die Distortion, das Verzerrte, liebe ich einfach!“
Riedel holte sich seine Inspirationen bei legendären Konzerten. Die „Gnade der frühen Geburt“ ermöglichte es ihm, heutige Legenden noch live erleben zu dürfen. „Eines meiner ersten ,Was ist das denn für ein Sound?‘-Erlebnisse waren tatsächlich THE SPECIALS mit ,Gangsters‘. Das habe ich beim älteren Bruder meines besten Freundes gehört. Danach habe ich mit meinem Minitaschengeld gleich die Vinylsingle gekauft. Die lag dann wochenlang auf dem Plattenteller, wurde immer wieder durchgenudelt. Bis heute noch unerreicht sind für mich BAUHAUS. Solch eine Band wird es nie wieder geben. Deren Platten habe ich komplett inhaliert. Sogar das 1998er Revival in Originalbesetzung war unfassbar gut. Mein erstes richtiges Konzert überhaupt war 1979 Bob Marley in der Eissporthalle Kassel. Wir haben als Kids damals am Bus von Marley gestanden. Dann kam er tatsächlich direkt an uns vorbei, ich bin wirklich fast umgekippt vor Aufregung. Krass waren auch die DEAD KENNEDYS 1982 in der Rotation in Hannover. Nie wieder habe ich so viel Angst bei einem Konzert gehabt.“
2014 debütierten RHONDA mit „Raw Love“, eine Tour als Support von Ex-THE JAM-Mastermind Paul Weller folgte. Nun erschien mit „Wire“ das zweite Album. Der Track „Offer“ offenbart eine weitere Leidenschaft der Band – das Video dazu ist sozusagen das „Pulp Fiction“ von RHONDA. Milone: „Die Liebe zur Filmmusik hat immer in uns gewohnt. Ich mag das Spannende. Mir hat die Tiefe, das Geheimnisvolle, vielleicht das Düstere, bisher gefehlt. Auf ,Wire‘ gibt es endlich Platz dafür. Das Album ist wie das Leben. Ein bisschen hart, ein bisschen schön. Ein wenig behütet, ein wenig lost. Die cineastischen Nuancen haben viel dazu beigetragen!“ Oder, um es im übertragenen Sinne mit den MC5 zu sagen: „Kick out the jams, RHONDA!“
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #130 Februar/März 2017 und Ralf G. Poppe
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