Revelation Records ist mit Sicherheit eines der profiliertesten US-Independent-Labels, und während andere unabhängige Plattenfirmen oft eine kurze Hochphase erleben, um danach wieder vor sich hin zu dümpeln, gelang es Revelation-Boss Jordan Cooper über einen Zeitraum von über zehn Jahren, immer on top zu sein. Gegründet in der East Coast Hardcore-Szene der späten Achtziger und mit Releases wie YOUTH OF TODAY oder GORILLA BISCUITS bis heute stilprägend, verschob sich der musikalische Schwerpunkt quasi zeitgleich mit dem Umzug von der Ostküste ins südkalifornische Huntington Beach hin zu einem breiteren Spektrum, das heute von post-hardcorigen Klängen und Indie-Rock bis zu New School und Bands reicht, die dann doch wieder an die Anfangstage anknüpfen. Ich unterhielt mich mit Jordan in seinem winzigen fensterlosen Büro im RevHQ in Huntington Beach, CA.
Bei einem Label, das über ein Jahrzehnt existiert, kann man nicht erwarten, dass jeder mit der Anfangsphase vertraut ist. Würdest du bitte etwas Nachhilfeunterricht erteilen?
Jordan: "Ich bin als Kid irgendwann in den Achtzigern auf Hardcore gestossen, lernte immer mehr Leute kennen, und irgendwie kam ich dann auf die Idee, mal eine Platte zu veröffentlichen. Das hatte natürlich was mit meinem Freund Ray von YOUTH OF TODAY zu tun, mit dem ich zusammen in Connecticut auf die High School ging. Der kannte all die Bands persönlich, er war es auch, der mich damals mit Hardcore vertraut machte, und wir fingen dann zusammen an, das Label aufzubauen. Das heisst, das ist eigentlich der falsche Ausdruck, denn als wir die erste Single, die erste WARZONE-7" rausbrachten, war gar nicht mehr geplant, wir sahen uns nicht als Label an. Dann kam aber schon die nächste Platte raus, und irgendwie habe ich einfach weitergemacht. Das war 1987."
Die Platten von YOUTH OF TODAY und GORILLA BISCUITS waren es dann, die erstmals viele Leute auf Revelation aufmerksam machte.
Jordan: "Ja, ich denke, es war das GORILLA BISCUITS-Album, das Revelation sehr viel Aufmerksamkeit brachte. Aber auch die Compilation "NYHC - The Way It Is" mit YOUTH OF TODAY, GORILLA BISCUITS, SICK OF IT ALL und WARZONE hatte uns schon viel Feedback beschert. Mit GORILLA BISCUITS allerdings hatten wir erstmals eine Platte, die wirklich hervorstach, und bis heute ist "Start today" die bestverkaufte Revelation-Platte, die auch heute noch sehr gut läuft."
Hattest du damals eine Idee, ein Konzept für das Label?
Jordan: "Nein, nicht wirklich. Ich wusste ja eigentlich so gut wie nichts über das Label-Geschäft, um mir dazu genauere Gedanken machen zu können. Ich wusste nicht, wie SST arbeitet, Touch & Go oder Dischord, das lernte ich erst später. Nein, ich kannte nur Bands. Ich machte mir nicht mal Gedanken über den Namen: ich hatte einen, der mir gefiel, aber dann wollten BOLD im letzten Augenblick einen Rückzieher machen und keine Platte bei mir rausbringen, weil ihnen der Name nicht gefiel. Also änderten wir den Namen zu Revelation. Naja, und irgendwie kam dann nach der ersten Platte noch eine und noch eine, das passierte so, und mein Plan bestand darin, die Platte rauszubringen, eine Anzeige im Maximumrocknroll zu schalten und zu hoffen, dass jemand die Platten kauft."
Du hast eben Dischord und Touch & Go erwähnt. Die waren zu der Zeit, als du anfingst, bereits etablierte Label. Du dagegen gehörtest eher der zweiten, dritten Generation von Hardcore-Kids an. Wie war das?
Jordan: "Für mich war damals alles neu, ich wusste fast gar nichts. Ich wusste nicht mal, dass MINOR THREAT nicht mehr existierten, als ich ´84 die Platte kaufte. Es dauerte ein Jahr, bis ich überhaupt kapierte, was es bedeutet, dass eine Band aufgelöst ist. Ich hatte einfach keine Ahnung. Und zu verstehen, was ein Label ist, nämlich wenn bestimmte Leute über einen gewisse Zeit Platten veröffentlichen, das brauchte einige Zeit. Ich fand das dann unter anderem über Fanzines raus, sah die Anzeigen von Labels, und so arbeitete ich mich da nach und nach ein."
Ich finde es ermutigend, dass du deine anfängliche Ahnungslosigkeit so offen zugibst, denn ich denke, es ist bis heute so, dass Leute anfangen, sich für Musik zu interessieren, aber eigentlich gar keine Ahnung haben, was dahinter steckt, dass all diese Platten überhaupt veröffentlicht werden.
Jordan: "Ich denke, diese Ahnungslosigkeit war in meinem Fall sogar sehr gut, denn hätte ich mehr gewusst, hätte ich womöglich gar nichts gemacht, denn es gab damals einige kleine Labels in Connecticut. Ich war einfach isoliert, und das hat dazu geführt, dass ich letztendlich was gemacht habe.
Wie und wann hat sich Revelation dann zu einer ernstzunehmenden Angelegenheit entwickelt, die plötzlich auch Geld und eine Perspektive darstellte?
Jordan: "Es war glaube ich im Sommer ´89, als ich das feststellte. Bis dahin hatte ich nicht daran gedacht, dass das Geld, das mit Revelation hereinkam, mir und meinen Freunden den Lebensunterhalt sichern könnte. Das Label nahm zu diesem Zeitpunkt einfach immer mehr meiner Zeit in Anspruch: ich hatte keine Zeit mehr zur Schule zu gehen, keine Zeit mehr zum Jobben. Alles andere in meinem Leben fiel irgendwie weg, weil sich alles nur noch um das Label drehte. Seitdem habe ich zwar anfangs noch ein paar mal irgendwo gejobbt, aber eigentlich mache ich seit damals Tag und Nacht nichts anderes, als mich um das Label zu kümmern."
Tag und Nacht?
Jordan: "Ja, Tag und Nacht! Zeitweise habe ich sogar im Lager geschlafen. Ich arbeitete jeden Tag, auch am Wochenende, und Urlaub kannte ich gar nicht. Das Label war mein Leben, alles andere interessierte mich nicht. 1994 habe ich dann aufgehört am Wochenende zu arbeiten, ging abends nach Hause. Jetzt habe ich sogar sowas wie normale Arbeitszeiten."
Wer waren in der Frühphase des Labels die wichtigen Leute bei Revelation?
Jordan: "In den ersten Jahren war das wer immer gerade Zeit hatte mir etwas zu helfen: Cover falten, Platten verschicken, und so weiter. ´90 oder ´91 habe ich dann angefangen Leute für ihre Arbeit auf Stundenbasis zu bezahlen. Und heute arbeiten, wie du siehst, eine ganze Menge Leute für mich."
Wie wichtig war bzw. ist die ganze Straight Edge-Sache für dich bzw. Revelation?
Jordan: "Meine Erinnerung ist nicht die beste, aber ich selbst war nie straight edge oder habe ich als Straight Edger bezeichnet. Es gab zwar immer wieder lange Phasen, in denen ich mich der Definition von Straight Edge gemäss verhielt, aber ich habe nie an die SE-Idee geglaubt. Ich glaube vielmehr an Hardcore als Musik, die sich völlig von allen anderen unterscheidet. Dieser ganze Underground-Aspekt, die Tatsache, es mit Leuten zu tun zu haben, die sich dem ganzen Konsumverhalten in musikalischer Hinsicht verweigern, das war mein Antrieb."
Ich erinnere mich noch an die erste YOUTH OF TODAY-Tour: das Publikum war damals völlig gemischt. Von Iro-Punks über Skater bis zu Straight Edgern war die ganze Palette von Leuten vertreten, während heute Straight Edge-Konzerte meist nur von solchen Leuten besucht werden.
Jordan: "Ja, ich weiss, das war damals so. Warum? Die Szene war kleiner, das hat sich einfach mehr vermischt. Damals dachte man auch noch nicht so in Kategorien wie heute, alles war eben irgendwie Hardcore. Auch Punk war eben irgendwie Hardcore. Für mich war das beides das Gleiche."
Anfang der Neunziger bist du von der Eastcoast nach Kalifornien umgezogen. Wie kam´s zu dieser Entscheidung?
Jordan: "Porcell, du weisst schon, der auch in YOUTH OF TODAY war, fuhr nach Kalifornien in den Urlaub und nahm mich und ein paar Freunde mit. Wir pennten bei irgendwem, und es gefiel mir hier. Da ich sowieso schon beschlossen hatte, New Haven, Connecticut hinter mir zu lassen, dachte ich mir, ich könnte es ja mal in Kalifornien versuchen. Ich habe mir echt nicht viele Gedanken darüber gemacht, obwohl ich mir vorgenommen hatte, genau zu überlegen, wohin ich umziehe, um keinen Fehler zu machen. Aber mir fehlte die Zeit dazu, und so packte ich nur meine Sachen zusammen, packte sie in einen Lastwagen und fuhr ans andere Ende des Landes. Und was soll ich sagen? Ich bereue meine Entscheidung nicht, es gefällt mir hier sehr gut. Oder sagen wir es so: ich vermisse Connecticut, nur nicht das Wetter, und das Wetter hier kompensiert mich dafür mehr als genug. Auf Revelation hatte der Umzug keine Auswirkungen. Zu diesem Zeitpunkt spielte der legendäre Club in unserer Gegend, das "Anthrax", keine so grosse Rolle mehr in meinem Leben, wobei ich nicht weiss, ob weniger Konzerte waren oder sie mich einfach nicht mehr so interessierten. Hier hatte ich die Chance, ganz andere Bands zu sehen, und das war okay für mich. Klar, ich musste mir hier neue Leute suchen, die mir helfen, aber das fiel mir nicht schwer. Räumlich sah das hier anfangs so aus, dass ein Zimmer das Büro war, ein Zimmer das Lager und eines mein Schlafzimmer. So was das ´91."
Wie ging es dann für dich weiter? Du hattest gute und erfolgreiche Bands auf dem Label, aber CIV oder SENSEFIELD, die du aufgebaut hattest, wechselten zu einem Major.
Jordan: "Es gab in den letzten Jahren natürlich schöne und weniger schöne Erfahrungen für mich. Nimm INTO ANOTHER: mit denen hatte ich drei Platten gemacht, ihnen alles geboten, was möglich war, und dann sind sie eben weitergezogen. In anderen Fällen hatte ich das Gefühl, nicht alles ausgeschöpft zu haben, was möglich gewesen wäre. Aber ich kann sagen, dass ich nie wirklich böse auf eine Band gewesen bin, die von Revelation weggegangen ist - und es gab nie den Punkt, dass der Verlust einer Band dem Label wirtschaftlich gefährlich geworden wäre. Seltsam war die Erfahrung mit TEXAS IS THE REASON: bei denen gab´s schon vor dem Erscheinen des Albums so viele Interessenten, die hätten überall unterschreiben können. Und ich hatte da das Gefühl, dass die Band mir den Gefallen getan hat, mit den aktuellen Releases bei Revelation zu bleiben. Bevor sie sich dann auflösten, hatten sie auch vor, Revelation zu verlassen, aber das hätte mich nicht verletzt. Weisst du, die Art, wie wir Geschäfte machen, hat nichts mit einem sportlichen Streben nach möglichst hohen Verkaufszahlen zu tun, wir sind nicht so drauf. Ich weiss eben, was wir einer Band bieten können und was nicht. Und wenn eine Band das Gefühl hat, mit einem anderen, grösseren Label weiter zu kommen, dann lasse ich sie ziehen. Einfach weil ich weiss, dass wir kein übermässig effizienter, allein an Verkaufszahlen ausgerichteter Laden sind - auch gemessen an anderen Independent-Labels. Wir gehen alles eher relaxt an, wissen zwar, was wir für die Bands machen müssen, aber kommerzieller Erfolg ist nicht alles und mit einem Major können wir sowieso nicht mithalten."
Was hat´s mit Conversion und New Age Records auf sich? Angeblich hat Revelation die ja vor einer Weile übernommen.
Jordan: "Nein, das stimmt so nicht. Wir haben vor einer Weile den Vertrieb von New Age übernommen, aber jetzt schauen sie sich nach einem neuen Vertrieb um. Was Conversion anbelangt, so hat Dennis, der Conversion betreibt - New Age und Conversion waren eine Weile lang Partner unter dem Namen Network Sound -, vor einer Weile beschlossen, wieder zur Schule zu gehen, woraufhin wir den Vertrieb der beiden Labels übernahmen, bis klar ist, wie es weitergeht. Letztendlich hat Dennis beschlossen, keine neuen Platten mehr rauszubringen, und Mike orientiert sich auch anders. Kann sein, dass wir demnächst verschiedene Conversion-Titel lizensieren, bei denen wir sowieso mit den Bands arbeiten, etwa IGNITE oder BATTERY."
Wenn wir schon von BATTERY und IGNITE sprechen, bietet es sich ja auch an, auf ein gewisses deutsches Plattenlabel zu sprechen zu kommen.
Jordan: "Du meinst Lost & Found? Nun, ich kann dazu nur sagen, dass ich nie mit jemandem zu tun hatte, der so den Kontakt zur Realität verloren hat wie Bernd Granz, mit jemandem, der so aufbrausend und verrückt ist. Ich habe nur ein paar mal mit ihm telefoniert, sonst lief der Kontakt per Fax, und wenn ich ihm wegen einer Angelegenheit ein Fax geschickt habe, passierte es nicht nur einmal, dass ich zuerst "Great!" als Antwort auf einen Vorschlag zurückerhielt, und dann etwas später "You´re a fucking asshole!". Ich hatte immer das Gefühl, dass sich die Realität direkt vor seinen Augen veränderte, und dann rastete er aus. Es war sehr seltsam, mit ihm Geschäfte zu machen - für eine ganze Weile verkauften wir an ihn und tauschten auch -, und als er dann eine Lieferung nicht bezahlte, hörten wir auf mit ihm Geschäfte zu machen. Dazu kommt, dass er nach Angaben von Bands, mit denen wir auch Kontakt haben, Aufnahmen von ihnen gebootleggt hat. Und wenn ich eines nicht leiden kann, dann ist das, wenn jemand Sachen von unseren Bands bootleggt."
Soll das heissen, die Sachen von etwa BATTERY oder IGNITE auf Lost & Found sind Bootleggs?
Jordan: "Nein, die waren ja als Bands direkt auf dem Label. Ich meine zum Beispiel NO FOR AN ANSWER: da hat er das L&F-Logo gar nicht aufgedruckt. Da war das Album und die EP drauf, und er wird wohl abstreiten, dass er damit was zu tun hat. Aber es gibt Leute, die genug Kartons dieser Platte in seinem Lager gesehen haben, dass es eigentlich keinen Zweifel gibt, dass er dahintersteckt. Das Gleiche gilt für die BURN Live-CD. Und dann sind da Sachen, wie dass er einfach einen GORILLA BISCUITS-Song nimmt, an dem er keinerlei Rechte hat, und ihn auf eine seiner Compilations packt. Oder er spricht mit einem der Leute von JUDGE, und bevor die anderen in der Band überhaupt was davon wissen, kommt eine Platte auf L&F raus, die fünf Songs von einer Revelation-Platte enthält - einfach nur, weil er das wollte, auch wenn er gar kein Recht hatte das zu tun. Er hat also meiner Meinung nach eine ganze Menge Sachen gebootleggt."
Habt ihr denn jemals rechtliche Schritte gegen Lost & Found unternommen?
Jordan: "Wir sind derzeit dabei. Ich weiss nicht, wie die Sache steht und habe auch keine Ahnung vom deutschen Rechtssystem, aber unser Anwalt in Deutschland ist dabei ihm zu untersagen, verschiedene dieser Bootleggs zu verkaufen. Das ist nicht leicht, aber wir werden nicht so schnell aufgeben."
Apropos unangenehme Erfahrungen mit Deutschen: ihr hattet in eurer Frühphase einen Lizenzdeal mit We Bite Records. Diese Geschäftsbeziehung ging auch nicht friedlich auseinander, soweit ich weiss.
Jordan: "Oh ja. Irgendwann haben sie uns die Lizenzgebühren nicht mehr bezahlt, und ausserdem gaben sie uns bei den GORILLA BISCUITS meiner Meinung nach falsche Verkaufszahlen an: wir verkauften in den USA über 100.000 Platten, sie kamen mit 10.000 an, und das kam mir komisch vor. Ich meine, die hatten damals mit SPV einen sehr guten Vertrieb, einen besseren als wir in den USA, und trotzdem verkauften sie nicht mehr Platten? Das konnte und wollte ich nicht glauben."
Sprechen wir über angenehmere Dinge, wie die Revelation-Releases der letzten Jahre. Würdest du sagen, es lässt sich da eine gewisse Entwicklung in musikalischer Hinsicht feststellen?
Jordan: "Schwer zu sagen. Seit ´91 haben wir musikalisch ganz unterschiedliche Sachen rausgebracht, wobei das nichts mit unseren Vorgaben zu tun hat, sondern allein mit den Bands, die sich weiterentwickeln und andere, neue Einflüsse verarbeiten. QUICKSAND und SHELTER etwa waren meiner Meinung nach die Ersten, die ausgehend vom Hardcore was Neues ausprobiert haben. FARSIDE, SENSEFIELD, SHADES APART und TEXAS IS THE REASON folgten, gingen neue Wege, aber es steckte keine direkte Absicht dahinter. Wir hatten und haben eben Kontakte zu Bands, die Hardcore spielen und solche, die einen Hardcore-Background haben, aber musikalisch was anderes machen. Das hängt eben von der Band."
In der Wahrnehmung von aussen hat man aber durchaus den Eindruck, dass mit einer Band wie KILL HOLIDAY, die im Gegensatz zu WHERE FEAR AND WEAPONS MEET völlig radiotauglich sind, auch von der Grundausrichtung des Labels her ein Wandel vollzogen wird.
Jordan: "Nein, das mag von aussen her so scheinen, aber da steckt kein Plan dahinter. Bei KILL HOLIDAY hatte ich keine Ahnung, wie das Album ausfallen würde: bei ihrer 7" klang ein Track wie die RAMONES, der andere wie QUICKSAND. Und da war ich neugierig, was sie für ein Album machen würden. Als die Platte dann fertig war, war sie völlig anders ausgefallen. Was nun den kommerziellen Erfolg anbelangt, so könnten KILL HOLIDAY natürlich auch im Radio Erfolg haben, aber ich halte das nicht für sehr wahrscheinlich. Das hat auch was mit dem Label, also mit uns zu tun. Wir könnten die beste Platte der Welt rausbringen und damit bei den kommerziellen Radiostationen ankommen, aber sie würden sie trotzdem nicht spielen, weil sie wissen, dass wir nur ein kleines Label sind und die Platte nicht in jedem Plattenladen zu bekommen ist. Das spielt eine grosse Rolle. GAMEFACE und FARSIDE haben beide Songs, die durchaus radiotauglich sind, und wir haben auch viele Sender bemustert, die auch ein paar Mal was gespielt haben, aber das war´s auch schon. Meine Erfahrung ist eben, dass es schon ein Majorlabel oder ein sehr grosses Indie-Label wie Epitaph sein muss, damit man eine Band ins Radio bringt. Es gibt aber immer Ausnahmen: SHADES APART haben mal "Tainted Love" gecovert, und das wurde von sehr vielen College-Radios gespielt, was zu einer Verdoppelung der Verkaufszahlen führte, nur ist das bei einer Band wie SHADES APART nicht besonders viel. Uns fehlt eben sowohl das Marketing wie auch der Vertrieb, um eine Sache ganz gross rauszubringen. Ich sehe einfach, dass ein Label wie Revelation seine Grenzen hat."
Das ist interessant und erstaunlich, denn als Aussenstehender hat man da einen ganz anderen Eindruck.
Jordan: "Klar, auch wenn wir für ein Independent-Label relativ gross sind, so ist der Unterschied zu den Majors riesig. Für die sind die Indie vor allem sowas wie eine Talentschmiede, aus der sie sich nach Belieben bedienen. Nur weil Revelation schon so lange dabei ist, scheinen uns viele Leute als grosses Label anzusehen, doch dabei gibt es Indies, die es erst seit ein, zwei Jahren existieren und mehr Platten verkaufen als wir."
Ausser dem Label macht ihr auch noch Mailorder.
Jordan: "Ja, das ist ´ne coole Sache, aber im Vergleich nur ein kleiner Teil unserer Umsätze."
Wie viele Leute arbeiten für Revelation?
Jordan: "Derzeit rund zwanzig."
Was für Pläne hast du für die nächste Zukunft?
Jordan: "Keine konkreten in Bezug auf Bands. Es hängt davon ab, was wir für Bands finden. Allgemein werden wir weiterhin an unserem Vertrieb und an unserer internen Organisation arbeiten. Ich will verstärkt an unserer Website arbeiten, um sie noch attraktiver zu gestalten und vor allem mehr Bestellungen darüber abzuwickeln. Das bedeute weniger Papierkram für uns und vor allem weniger Arbeit. Ausserdem will ich mich verstärkt um diese ganze mp3-Sache kümmern."
Was war das Beste, was dir durch Revelation passiert ist, was das Schlechteste?
Jordan: "Die besten Leute, die ich kenne, habe ich durch Revelation kennengelernt, selbst wenn sie gar nichts mit Musik zu tun haben. Etwa die Leute, die damals die erste YOUTH OF TODAY-Tour in Europa organisiert haben. Europa, die Niederlande, das war damals eine völlig andere, ganz neue Welt für mich. Dann Sid, der Typ von CCM aus Italien, der die erste GORILLA BISCUITS-Tour gemacht hat, das war ein sehr interessanter Typ. Dann Sean von WAT TYLER, ach, alle Leute, mit denen wir arbeiten, die Bands, FARSIDE, SHADES APART, TEXAS IS THE REASON, das sind die witzigsten Leute, die ich je getroffen habe, SENSEFIELD. Mit Menschen zu tun zu haben, das ist das Beste, auch wenn es natürlich auch manchmal Probleme gibt. Und das ist dann auch das Schlechteste, was mir passiert ist: das Fehlverhalten anderer Leute ausbaden, die Verantwortung dafür übernehmen zu müssen."
Würdest du mir für eine Million Dollar und ein schickes Haus irgendwo am Strand Revelation verkaufen?
Jordan: "Niemals."
Danke.
Jordan: "Ich danke dir, hat Spass gemacht, das Interview."
Joachim Hiller
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