PUSSY RIOT

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Punk Crime

„Most Wanted“ in Russland: Das ist seit Anfang April die PUSSY RIOT-Gründerin und -Frontfrau Nadja Tolokonnikowa. Doch bereits seit der Gründung 2011 war die Band der russischen Regierung ein Dorn im Auge.

Im Februar 2012 sorgte die feministische und regierungskritische russische Punkrock-Band PUSSY RIOT erstmals international für Schlagzeilen, nachdem einige Mitglieder des Performance-Kollektivs ein sogenanntes „Punk-Gebet“ vor dem Altar im zentralen Gotteshaus der Russisch-Orthodoxen Kirche in Moskau veranstalteten. In diesem Gebet äußerte sich das Kollektiv unter anderem kritisch über die Kirche und Putin und vor allem über die enge Verbindung von Kirche und Staat in Russland. Noch im selben Jahr wurden drei der Teilnehmerinnen wegen „Rowdytums aus religiösem Hass“ zu knapp zwei Jahren Gefängnis verurteilt.

Neben den EP-Veröffentlichungen „Kill The Sexist“ 2012 und „XXX“ 2016 sowie dem Album „Won’t Get Fooled Again“ 2015 erregte die Band 2018 erneut internationale Aufmerksamkeit. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland liefen vier PUSSY RIOT-Mitglieder während des WM-Finales in Moskau in Polizeiuniform auf das Spielfeld. Gleichzeitig postete die Band politische Forderungen auf Facebook. Die Aktion wurde allerdings schnell beendet – Sicherheitskräfte überwältigten die Mitglieder, die anschließend von der Polizei festgenommen und zu 15 Tagen Haft verurteilt wurden. Eines der Mitglieder, Pjotr Wersilow, der mit PUSSY RIOT-Gründerin Nadya Tolokonnikova verheiratet ist, litt einige Monate nach der WM-Aktion an Vergiftungserscheinungen. Nachdem sich sein Zustand verschlechterte, wurde er in die Berliner Charité eingeliefert. Dort stellten die Ärzte fest, dass mit „hoher Plausibilität“ tatsächlich eine Vergiftung für seinen Zustand verantwortlich ist.

Heute, fünf Jahre und einen weiteren Release, das 2022er Mixtape „Matriarchy Now“, später, sorgt die Band erneut für Aufsehen – diesmal allerdings nicht durch eine eigene Aktion. Ende März wird die PUSSY RIOT-Frontfrau Nadeschda Andrejewna Tolokonnikowa, wie sie mit ganzem Namen heißt, auf die russische „Most Wanted“-Liste gesetzt. Laut der Nachrichtenseite „Mediazona“ soll sie, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland/RND berichtet, somit zu den meist gesuchten Kriminellen Russlands zählen. Dementsprechend wird nach Nadja Tolokonnikowa jetzt gefahndet. Es ist allerdings bislang nicht bekannt, welche Straftaten ihr vorgeworfen werden. Erst vor einem Jahr, zu Beginn des Kriegs gegen die Ukraine, kreierte die Band ein NFT (Non-Fungible Token, ein digitaler Vermögenswert) der ukrainischen Flagge, mit dem sieben Millionen Dollar eingenommen werden konnten.