PUNK-TRADITIONEN - TEIL 34

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Hosen

Nein, in dieser Folge soll es nicht um die Punkband aus Düsseldorf gehen. Es geht um ... Hosen. Streifenhosen.

Geht man heute auf Punk-Konzerte, herrscht in Sachen Beinkleider die totale Normalität, man könnte auch sagen Spießigkeit. Jeans in schwarz und allen Blauschattierungen, im Sommer auch als Shorts, ein paar Chinos und Jogginghosen sieht man auch. Baggypants? Längst aus der Mode gekommen. Und zerrissene Jeans tragen nur noch verwirrte Teenager und andere Opfer tagesaktueller Mode. Nur bei ganz traditionellen Punk-Konzerten – nimm eine beliebige uralte UK- oder Deutschpunk-Legende und die Chance besteht – sieht man noch Reste der Normalität der 1980er. Damals trug Punk zu seinen/ihren Stiefeln enge Jeans. Idealerweise schwarz. Und in Stretch. Und dann kamen irgendwann die Streifenjeans und die Leopardenfleckenjeans in Mode. Schwarze Längsstreifen, dazu gelbe, rote oder weiße Streifen. Oder auch in Leo. Männer wie Frauen trugen das, und in der Provinz war es gar nicht so einfach, ein Bekleidungsgeschäft zu finden, das solche Hosen verkaufte. Interessanterweise ist an dieser Stelle schon ein erster Crossover mit den eigentlich verfeindeten Metallern zu vermerken. Die trugen die gleichen Hosen, nur nicht mit Doc Martens oder Springerstiefeln, sondern mit Turnschuhen, gerne weißen Basketballstiefeln. Die Lederjacken waren, abgesehen von den Aufnähern und Bandlogos, sowieso die gleichen, nur bei den Frisuren – hier Stachel und Iro, dort Dauerwelle und Pudel – unterschied man sich. Festzustellen ist all dies beim Betrachten alter Bandfotos oder beim detailversessenen Browsen durch die Bilddokumente auf Karl Nagels punkfoto.de und vor allem der eigenen Erinnerung. Dr. Thomas Lau zog einst in seiner Punk-Doktorarbeit die Parallele von Hofnarren zu Punks, und so sehr manche Punks selbst diesen Vergleich als an den (bunten) Haaren herbeigezogen empfinden mögen, so zirkushaft bunt wirkte Punk damals in den grauen 1970ern und 1980ern: bunte Haare, bunte Hosen, von DEN Hosen aus Düsseldorf mit ihrem noch mal anderen Altkleidersammlungsstyle auf die Spitze getrieben, das hatte, man glaubt es heute kaum, enormes Provokationspotenzial. Heute sind maximal gestreifte Socken und Pullis (Seemannslook aus der Bretagne) ein Thema – gestreifte Jeans finden sich im Textilhandel quasi nur bei den üblichen Anbietern von trashigem China-Goth-Merch und Co.