PUNK-TRADITIONEN - TEIL 27

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BRD

Bis zum Ende der SED-Diktatur im Osten Deutschlands hatte diese das KFZ-Länderkennzeichen DDR, der Westen, das „richtige“ Deutschland, nur das D.

Dazu mal eben etwas Wikipedia-Wissen: „BRD ist eine nicht offizielle Abkürzung für die Bundesrepublik Deutschland, die mitunter im wissenschaftlichen und insbesondere politischen Kontext verwendet wird, analog zur Abkürzung ‚DDR‘ während der Epoche von 1949 bis 1990.“ Verwendet wurde und wird der Begriff heute aber sehr wohl noch. Von sehr verbissen linken Kreisen (die den Untergang der „DDR“ und damit ihrer Sponsoren nicht verkraftet haben), bis heute von Reichsbürger:innen („BRD GmbH“), und oft genug auch von Menschen aus dem Punk-Kontext, im Zweifelsfall ohne Wissen um den gewissermaßen linksrevisionistischen Hintergrund. Apropos „DDR“: Die Lügen-, also Springer-Presse setzte das Kürzel DDR bis zum Mauerfall konsequent in Anführungszeichen. Eine Rolle bei der Verwendung von „BRD“ durch Punks dürfte zudem gespielt haben, dass die Verwendung ab Ende der Siebziger/Anfang der Achtziger im Schulkontext offiziell untersagt war. Was Punks provozierte ... zum Provozieren.Ob die freiwildernde Dummkopf-Band BRDIGUNG diesen Kontext kennt? Kaum. Lange sah man schließlich auf Punker-Jacken Aufnäher mit dem Spruch „Lass dich nicht BRDigen!“ (dahinter würde man heute eher Querdenker vermuten), so dass oft Unwissenheit hinter der Verwendung der bei genauem Hinschauen doch geschmäcklerischen Abkürzung gesteckt haben dürfte. Auch die Benennung der Punk-Compilation „Schlachtrufe BRD“, deren erster Teil 1990 (nach dem Ende der DDR) erschien, dürfte ohne viel Nachdenken erfolgt sein. Auch PESTPOCKEN will man bei der Betitelung ihrer „Virus BRD“-EP 2013 nichts unterstellen, wohingegen die vier Volumes der „Punk Rock BRD“-Compilation auf Weird System aus den 2000ern mit dem Titel durchaus ironisch auf diesen Subtext anspielen dürften. „Context is everything“, diese goldene Regel gilt auch hier.