Die große Zeit der Konzerthunde scheint vorbei zu sein. In den Achtzigern, in den Neunzigern noch, war es bei manchen Veranstaltungsorten durchaus üblich, dass gleich mehrere Punkköter den Konzertbesucher:innen zwischen den Beinen hindurch liefen – im Konzertsaal, während des Konzerts.
Das war typischerweise bei Konzerten in (manchen) besetzten Häusern, in (manchen) autonomen Zentren, auf (manchen) Bauwagenplätzen etc. der Fall, eigentlich nie in kommerziellen Clubs. Was mit Autorität(en), was mit dem Publikum zu tun hat. In die Clubs kamen Hunde damals schon nicht rein, in den „alternativen“ Locations hingegen gab es entweder keine klare Plenumsentscheidung gegen Hunde oder eine Unlust das zu regeln oder gar ein Verbot durchzusetzen. Hunde, das waren und sind treue Begleiter unter anderem von Straßenpunks, wie es sie damals noch sehr zahlreich gab (und heute kaum noch), wer wollte denen erklären, dass sie ihren vierbeinigen Freund doch bitte vor dem Eingang anleinen sollen? War nicht, ging nicht – ergo waren die Hunde mit drin (wie vielleicht auch der ein oder andere Hund von Konzertveranstalter:innen und/oder AZ-Belegschaft). Unumstritten war das nicht, nicht wenige Anwesende und auch Veranstaltende verstanden, dass es für das empfindlichen Gehör von Hunden nicht angenehm ist, unfreiwillig den Lärm (die Musik!) zu ertragen, aber Tierschutz-Argumente wurden im Zweifelsfall von den Betroffenen als Kujonierung seitens spießiger Menschen angesehen. Und das ist dann immer der Punkt, an dem jede Diskussion hängen bleibt. Spaß machte der Konzertbesuch mit Hunden maximal den Hunden: Die tobten mit Artgenoss:innen durch den Saal wie sonst durch den Park, natürlich ohne Leine, und wer Pech hatte, denn riss ein entsprechend großes Tier auch mal von den Beinen oder man stolperte darüber. Da schnappte auch mal ein Tier zu. Wie so oft waren es die Umstände, die für die Konflikte sorgten: unvereinbare Interessen, besser keine Entscheidung als eine potentiell diskriminierende, Uneinsichtigkeit. Gut, dass sich das Thema heute fast überall erledigt hat – auch wenn die Gründe dafür ihrerseits (kaum noch AZs, Squats, etc.) negativ sind.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #154 Februar/März 2021 und Joachim Hiller