Punk Art #39

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Christian Brix

In dieser Artikelreihe stellen wir Menschen aus der Punk- und Hardcore-Szene vor, die sich im weitesten Sinne grafisch betätigen und Poster, Flyer und Cover gestalten. Diesmal sprechen wir mit Christian Brix aus Riegersburg in Österreich.

Bitte stell dich vor.

Ich bin Christian, 35 Jahre, wohne und arbeite als Grafiker und Illustrator im sogenannten Vulkanland in der Nähe von Graz. Mein Weg in die Szene wurde im Teenageralter durch das Musikfernsehen geebnet. Die Schultasche flog in die Ecke, das Essen in die Mikro und ich wartete Tag für Tag auf die Clips von LINKIN PARK, KORN, LIMP BIZKIT und Co.. So dauerte es nicht lange, bis ich mit einer eigenen Gitarre in einem muffigen Keller stand und die erste Band gegründet war. Kurz darauf waren die Shows im Bunten Haus Forst – damals ein Pilgerort der Hardcore-, Screamo-, und Punkszene – der wirkliche Einstieg in die Szene und mit ausschlaggebend für die Gründung von REASON TO CARE.

Seit wann betätigst du dich künstlerisch, wie fing das an, wie ging es weiter?
Da mein Drang zum kreativen Gestalten – soweit ich mich zurück erinnern kann – schon immer sehr groß war, ergab es sich nun, dass ich meine Leidenschaft zum Malen und Zeichnen mit der Musik vereinen konnte. Mit den Artworks für eigene und befreundete Bands und mit der Gestaltung von Postern für kleine Shows fing also alles an. So sprach es sich peu à peu herum. Es kamen viele neue Projekte dazu und auf meiner knapp zehnjährigen Reise als aktives Bandmitglied gab es zwischen Tourposter und Crewneck immer etwas zu gestalten.

Wie arbeitest du? Klassisch mit Papier und Farbe, oder digital am Rechner?
Mein Herz schlägt für die analoge künstlerische Arbeit – das Zeichnen, Malen, Collagieren und Drucken mit echten Stiften, Farben und Materialien, während im Hintergrund bestenfalls Musik oder eine Doku läuft. Ein Artwork für eine Platte entsteht also zuerst immer auf dem Papier. Sofern ich die Zeichnung oder Malerei nicht gleich vollfarbig anlege, findet die entstandene Arbeit im Photoshop zu ihren Farben.

Bist du Autodidakt oder kannst du auf eine klassische künstlerische Ausbildung verweisen?
Tatsächlich fühle ich mich eher als Autodidakt, auch wenn durch eine zweijährige Ausbildung in Grafik und drei Jahre Studium von Grafik & Malerei ganz sicher einige Grundsteine gelegt wurden. Ich gehe dem nach, was mir Spaß macht, lasse mich von Gefühlen und Erlebtem leiten, arbeite bis heute mit verschiedensten Techniken und lerne Neues kennen.

Hast du Vorbilder, welche Stile beeinflussen dich?
Vorbilder habe ich in dem Sinne nicht direkt, aber es gibt viele Künstler*innen, deren Arbeiten – in ihrem Stil total unterschiedlich – mich erreichen, mir schlicht gefallen oder mich berühren. Durch die Platten von TITLE FIGHT bin ich zum Beispiel auf John Slaby (RIP) gestoßen und habe mit Begeisterung sein Schaffen verfolgt. Des Weiteren mag ich die Arbeiten von María Medem, Zsófia Rumi & Árpád Szigeti von Hurrikan Press und Phoebe Wahl sehr.

Gibt es deine Kunst zu kaufen?
Ja, ich verkaufe limitierte Drucke, Originalzeichnungen und Malereien. Momentan passiert das über einen Etsy-Onlineshop, zukünftig dann über einen eigenen Webshop von Studio Linden, einem kleinen Riso- und Siebdruckstudio hier in der Steiermark. Noch lieber gebe ich meine Arbeiten bei Kreativmärkten und Festivals den Menschen bei einem Gespräch direkt in die Hände. Die Drucke kosten je nach Größe, Technik und Aufwand zwischen 15 und 50 Euro.

Arbeitest du völlig frei oder auch im Auftrag, etwa für Bands oder Konzertveranstalter?
Beides. Neben wenigen Auftragsarbeiten genieße ich es momentan sehr, frei zu arbeiten. In einer doch aufregenden, vollen und herausfordernden Lebensphase finde ich so Ruhe und Gelassenheit. Es mag pathetisch klingen, aber anstatt getrieben zu sein, kann ich mich treiben lassen und das tut gut.

Was ist mit Ausstellungen?
Ja, ich hatte bereits das Glück meine Arbeiten hier und da in kleinen Läden, Restaurants und Schulen ausstellen zu können. Meist zusammen mit Freund*innen. Nichts Großes, aber es war immer nett und hat sich meist für das verbale Feedback gelohnt. Ich kann mir schon vorstellen die Arbeiten, welche gerade entstehen, auch auszustellen. Wann, wo und ob das passieren wird, steht aber in den Sternen.

Was gibt dir deine Kunst emotional?
Kunst berührt und kann bewegen. Ich möchte Geschichten erzählen und im besten Falle lassen sich meine Arbeiten ohne Buchstaben lesen. Bei Aufträgen ist mir total wichtig, dass es eine weitere Ebene hinter einem schönen Bild gibt: Bei einem Artwork für ein Album möchte ich die Inhalte und Gefühle der Musik und Texte bildhaft festhalten. Bei einem Festival-Poster ist es dann vielleicht der Vibe, den das Event ausmacht. Kunst zu machen ist für mich eine Alltagspause, bei der ein Ergebnis entsteht, das anderen Menschen Freude bereitet oder etwas in ihnen auslöst.