PTOLEMAIC TERRASCOPE - Fanzine

Das PTOLEMAIC TERRASCOPE ist ein englisches Musikfanzine, das, genau wie das Ox, viermal im Jahr erscheint und fast ausschliesslich im Abo zu haben ist. Das Magazin wurde im Mai 1989 von Phil McMullen, Nick Saloman a.k.a. BEVIS FROND und dem Zeichner Cyke Bancroft gegründet, um ein Gegengewicht zum Mainstream-Musikjournalismus zu schaffen. Somit beschäftigt sich das PT zum grössten Teil mit Bands und Musikern, die sonst so gut wie nie ein Forum in der Musikpresse hätten. Die musikalische Herkunft spielt dabei meist nur eine untergeordnete Rolle. Wichtig ist den Machern einzig und allein, dass sie die Bands mögen, über die sie schreiben. Das folgende Interview mit Chefredakteur Phil McMullen soll einen kleinen Überblick über das PT geben, und ausserdem gibt es hier noch ein paar weitere Infos zum TERRASTOCK Festival. Das folgende Interview mit Chefredakteur Phil McMullen soll einen kleinen Überblick über das PT geben, und ausserdem gibt es hier noch ein paar weitere Infos zum TERRASTOCK Festival.

Die wahrscheinlich am häufigsten gestellte Frage am Anfang: Was bedeutet dieser unaussprechliche Name Ptolemaic Terrascope?


"Der Name bedeutet eigentlich nichts Wirkliches. Es ist nur eine Zusammenstellung von Worten, die sich gut zusammen anhörten und worüber wir uns amüsiert haben. Wenn mich Leute fragen, was es bedeutet, sage ich normalerweise, dass Ptolemy der Name meiner Lieblingsschildkröte war und mit Terrascope meint man ein Teleskop, mit dem man die Erde aus dem All betrachtet. Unser Zeichner Cyke Bancroft, der auch die Cover für die älteren BEVIS FROND-Platten malte, hatte dieses Bild von einem alten Mann, der durch ein verwinkeltes Teleskop schaut. Dieses Bild hat mich bei der Namensgebung inspiriert."

Welche Absicht steckte dahinter, ein solches Magazin wie das PT zu gründen?


"Ganz einfach: Es gab damals kein einziges Magazin, welches über die verschiedenen Musikrichtungen schrieb, die wir mochten. Auch die meisten Fanzines schienen nur über eine Band, eine Musikrichtung oder eine bestimmte Ära zu schreiben, was meiner Meinung nach lächerlich ist, weil die meisten Leute Platten von unterschiedlichen Bands und aus verschiedenen Perioden hören."

Wie finanziert ihr euch? Ist das PT eher ein idealistisches Projekt, oder lässt sich damit auch Geld machen?

"Oh, es ist vollkommen idealistisch. Eigentlich sollte es sich nach Möglichkeit selbst finanzieren, aber augenblicklich sieht es so aus, dass Nick und ich eine Menge Geld reinstecken, um es am Laufen zu halten. Niemand, der bei klarem Verstand ist, bringt ein solches Magazin heraus, um damit Geld zu verdienen. Geld macht man mit dem Verkauf von Platten, aber von uns hat keiner Spass daran, Platten in Umschläge zu stecken und an Leute zu schicken, also überlassen wir das anderen Leuten."

Das PT wird oftmals als Psychedelic-Magazin bezeichnet. Würdest du dem zustimmen?

"Immer, wenn Leute so etwas sagen, versuchen wir sie zu überraschen, indem wir über etwas berichten, was ganz offensichtlich nicht Psychedelic ist. Aber ich vermute mal, unser Magazin spiegelt natürlich unseren eigenen Musikgeschmack wieder und wir mögen Psychedelic."

Früher hatte das PT als musikalische Beilage immer eine EP, seit Ausgabe 25 jedoch eine CD. Wird dies auch bei den folgenden Ausgaben so sein?

"So lange wie wir es uns leisten können, schon. Es ist eine grossartige Möglichkeit, die Musik, über die wir schreiben, damit auch darzustellen. Auf der EP stand uns nur sehr begrenzter Raum zur Verfügung, das ist jetzt anders. Sollten unesre Leser jedoch anfangen, die CD für wichtiger als das Magazin zu halten, würde ich sofort damit aufhören, nur um das Gegenteil zu beweisen. Die CD ist eben nur eine Gratisbeilage, und ich glaube, die meisten unserer Leser verstehen den Zusammenhang zwischen Magazin und CD."

Wie hoch ist eure Auflage?

"Viel kleiner als manch einer glaubt. Wir haben insgesamt ca. 700 Abos und verkaufen noch ein paar weitere Ausgaben an Spezialläden, aber wir kümmern uns wenig um vorherige Ausgaben oder Auflagen. Wir drucken jedesmal genau so viele, wie wir Vorbestellungen haben, deswegen ist das PT auch immer sehr schnell ausverkauft. Vielleicht könnten wir etwas Geld damit machen, wenn wir ein paar Tausend drucken, aber das würde bedeuten, dass wir bestimmten Produkten und der Werbung mehr Aufmerksamkeit schenken müssten, aber dazu haben wir keine Lust. Wir interessieren uns mehr für die Musik, die Musiker und unsere Leser."

Ihr habt in der Vergangenheit auch immer wieder das "Terrastock"-Musikfestival veranstaltet. Die ersten beiden fanden in den USA statt, obwohl ihr ein englisches Fanzine seid. Warum?

"Dazu muss ich kurz erzählen, wie es überhaupt zu dem ersten Festival kam. Ein paar Bands, die auf unserem PT-Benefiz-Sampler "Souccour" vertreten waren, wollten ein gemeinsames Konzert geben, dessen Einnahmen ebenfalls dem Magazin zukommen sollten, weil wir es waren, die diese Bands unterstützt hatten, als sie anfingen, Musik zu machen. Es waren die Bands MEDICINE BALL und V.MAJESTIC aus Rhode Island, USA. Eine weitere Band aus Boston, CUL DE SAC, wollten ebenfalls mit dabei sein und Flydaddy Records, wo "Souccour" erschienen war, boten uns OLIVIA TREMOR CONTROL an. Daraufhin entschieden wir, mit BEVIS FROND, THE ALCHEMYSTS und FLYING SAUCER ATTACK auch rüberzufliegen, um an dem Spass teilzuhaben, und plötzlich hatten wir ein Festival. Das war, wie alles angefangen hat und warum es in den Staaten stattfand. Ein paar Leute aus San Francisco, die auf dem ersten "Terrastock" waren, fanden die ganze Idee so gut, dass sie mich fragten, ob ich ihnen helfen würde, ein zweites Festival in S.F. zu organisieren, und so kam T2 zustande. Wir brauchen keinen bestimmten Ort, um ein solches Festival zu veranstalten, sondern engagierte Leute, die dahinter stehen und die bereit sind, viel Energie und eine Menge Arbeit reinzustecken."

Hatten denn die Festivals den gewünschten Erfolg?

"Obwohl es eigentlich so gedacht war, zusätzlich zu dem Benefiz-Sampler Geld für das Mag einzunehmen, haben wir diese Idee schnell fallengelassen, weil sich mit einem solchen Festival kein Geld verdienen lässt. Das Festival findet somit aus dem gleichen Grund statt, weswegen wir das Fanzine machen. Wir machen all dies, weil es eine grosse Anzahl an Leuten, Musikern und Fans gibt, die es lieben. Wenn man für das, was man tut, geschätzt wird, was kann man dann noch mehr erwarten?"

Wer trifft die Auswahl der Bands, die auf dem Terrastock spielen?

"Ich fürchte, das bin ich. Ich habe in dieser Sache das letzte Wort. Das Kriterium hierbei ist, dass wir über die Musiker irgendwann mal im PT geschrieben haben, unabhängig davon, wie bekannt oder erfolgreich diese sind. Mit Geld kann man sich keinen Platz auf dem Terrastock "erkaufen". Genausowenig, wie man noch ein Ticket für die Veranstaltung kriegt, wenn die Karten verkauft sind. Das gilt auch für alle, die über das Festival berichten wollen. Beim letzten mal haben wir beispielsweise die Leute von MTV nach Hause geschickt, weil sie kein Ticket hatten."

Wird es ein viertes Terrastock geben?

"Ich kann das nie versprechen, aber es gibt im Augenblick Bemühungen, ein Festival in Seattle eventuell noch dieses Jahr zu veranstalten. Sollte das nicht klappen, kann man aber darauf vertrauen, dass es trotzdem ein weiteres Terrastock irgendwann, irgendwo geben wird."