PRESS TO MECO

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Die Freiheit zwischen den Stühlen

Die englische Alternative-Szene ist geprägt vom Wettbewerb. Viele Bands berichteten im Fuze schon darüber, wie schwierig es ist, sich durchzusetzen und herauszustechen. Eine Band wie PRESS TO MECO hingegen fällt schon aufgrund ihres bunten musikalischen Potpourris auf und hat es mutmaßlich leichter. Gitarrist Luke und Schlagzeuger Lewis erzählen über die Band, zurückgewonnene Selbstsicherheit und das neue Album „Transmute“.

Frischer Wind und Abwechslung

Auf „Transmute“ zeigen sich PRESS TO MECO stellenweise so hart, wie man es von ihnen bisher kaum kannte. Dennoch gehört auch das zur musikalischen Sprache der drei Briten. „Wir hatten das schon immer in unserem Sound, aber uns nie dazu verpflichtet diese wütenden Vibes für einen ganzen Song beizubehalten.“ Dass auf dem neuen Album nun härtere Songs zu finden sind, hängt für Luke auch mit den schwierigen Zeiten der Pandemie zusammen. Zudem brachte der neue Bassist Jake eine Menge Härte mit in die Band, so Luke. „Wir haben uns nicht gescheut, einen ganzen Song lang wütend zu sein.“ Dennoch ist es die Variation, die den Sound von PRESS TO MECO so einzigartig macht. „Dieser Abwechslungsreichtum hält es auch für uns spannend“, gibt Lewis zu. „Wir haben beim Schreiben nicht versucht, irgendetwas Bestimmtes zu machen. Wir hatten viele Ideen, aber diese haben sich auf natürlichem Wege weiterentwickelt und wurden zu Songs.“ „Es ist unaufhaltsam“, scherzt Luke. „Wir landen ganz von alleine immer bei einem Sound, der abwechslungsreich ist. Gerade die großen Kontraste lassen mich die andere Seite der Medaille besonders wertschätzen.“ Dabei ist egal, ob es ein großer Refrain oder ein hartes Riff ist, die kurze Aufmerksamkeitsspanne befeuert diese Unterschiede und die entstehenden Kontraste.

Komplizierte Freiheit
PRESS TO MECO beweisen jede Menge musikalische Raffinesse und beherrschen eine Bandbreite an Stilen. Eine eindimensionale Richtung einzuschlagen, kommt dem Trio zwar manchmal in den Sinn, ist aber kein Thema für diese Band. „Wir sehen viele andere Bands, die genau ein Ding machen, und denken uns oft, dass wir das ja auch tun könnten. Wir nehmen uns zwar manchmal vor, etwas Straightes, Poppiges zu schreiben, aber am Ende wird es wieder kompliziert, haha“, so Lewis. „Wir haben viel darüber nachgedacht. Aber wir fühlen uns jetzt freier als je zuvor. Am Ende landet es immer irgendwo in der Mitte zwischen Alternative Rock und anderen Einflüssen. Wenn wir etwas in eine straighte Richtung machen würden, dann sicherlich unter einem anderen Alias. Das freie Schreiben wird für uns immer Kern dieser Band bleiben.“

Wettbewerb
Die englische Szene ist so kompetitiv, weil es nicht viel Raum für viel mehr Bands gibt. „Es gibt nicht tausende Menschen, die auf Konzerte gehen. Es gibt wirklich nicht so viele Bands in England, aber etliche Bands, die nach Aufmerksamkeit suchen.“ Diese Probleme spüren PRESS TO MECO allerdings kaum. „Wir machen einfach, was wir wollen, und hoffen, dass die Leute es feiern. „Der Wettbewerb existiert definitiv“, so Lewis. „Aber wir haben nie gesagt, dass wir die Besten sein wollen. Wir befanden uns immer so sehr zwischen den Genres, dass wir gar nicht um diesen Platz kämpfen konnten.“ Zudem merkt der Schlagzeuger an, dass es kaum jemanden gibt, der einen größeren Wettbewerb mit der Band hat als sie selbst. „Das ist der größte Kampf. Wir lieben es andere gute Bands zu sehen und es treibt mich an, noch besser zu werden, aber einen Wettkampf gibt es nicht. Es ist eher ein Ansporn und eine Inspiration.“
Die Musik von PRESS TO MECO lässt es zu, die Band zu den verschiedensten Line-ups zu buchen und liefert eine Bandbreite an Möglichkeiten. Dies hat allerdings sowohl positive als auch negative Seiten. „Wir haben schon zusammen mit Stadionpop-Bands gespielt, aber auch mit ANNOTATIONS OF AN AUTOPSY“, lacht Luke. „Es ist nicht einfach, uns in eine Schublade zu packen, und deshalb haben wir oft auch Nachteile, weil wir eben nicht die Pop-Punk-Band für das Pop-Punk-Line-up sind.“ Mittlerweile ist dieses Problem allerdings kleiner geworden. „Je mehr wir uns entwickeln und unseren eigenen Namen haben, desto einfacher wird es am Ende.“ Schwierigkeiten mit einem bestimmten Publikum gab es für die Band nicht. „Das Schlimmste, was passiert ist, war, dass es keine Reaktionen gab. Aber die Leute hassten uns immerhin noch nicht, sondern haben sich im Zweifel mit einem Pint an die Bar gestellt und das ist absolut cool für uns“, so Luke.

Neugewonnener Mut
Das neue Album ist ein Wendepunkt für die Band, die zuvor sogar darüber nachdachte, sich aufzulösen. „Wir waren kurz davor, den Traum aufzugeben, haben uns aber gezwungen, von allem Abstand zu nehmen“, so Luke. Für das Songwriting sperrten sich PRESS TO MECO einen Monat in einem Jagdturm ein, um ihre Liebe für die Musik und diese Band neu zu entdecken. „Das Album bedeutet uns wirklich enorm viel. Es ist das erste, das genau das widerspiegelt, was ich auch fühle, egal wie cheesy das jetzt klingt“, so Lewis. „Wir sind unseren Ansprüchen wirklich gerecht geworden und hatten dabei viel Spaß. Wir haben so viel Zeit unseres Lebens in dieses Projekt gesteckt und haben die Liebe für die Musik durch die Industrie stellenweise etwas aus dem Blick verloren. Nun haben wir uns wieder versichert, dass wir es noch immer lieben, diese Musik zu machen.“
PRESS TO MECO zwangen sich zu ihrem Glück und gewannen genug Abstand, um diese Erkenntnis zu haben. „Wir haben schnell erkannt, dass das, was wir gemacht haben, gut wurde. Wir haben uns daran erinnert, dass wir wirklich Songs schreiben können. So was vergisst man im kreativen Prozess schnell und fragt sich, ob man das noch mal schafft, haha.“ Demzufolge gewannen PRESS TO MECO schnell wieder eine gewisse Sicherheit, auf der nun eine blühende Zukunft aufbauen kann. „Wir haben uns schnell neugefunden.“