Die als Poppy bekannte US-Musikerin ist ein Chamäleon in der Musiklandschaft. In den letzten Jahren machte sie mit unterschiedlichsten Songs auf sich aufmerksam, darunter Tracks, die eindeutig dem Synthpop zugeordnet werden können, um dann wieder mit Metalcore-lastigen Sounds um die Ecke zu kommen. Nun steht das neue Album „Negative Spaces“ an.
Und auch hier geben sich unterschiedlichste Songs die Klinke in die Hand. Sei es die Pop-Hymne „Crystalized“ oder das Metalcore-Brett „They’re all around us“, die Bandbreite ist enorm. Das kann mit daran liegen, dass sie sich mit Jordan Fish, dem Ex-BRING ME THE HORIZON-Keyboarder und Produzenten, einen erfahrenen Mitstreiter für die Produktion von „Negative Spaces“ an Bord geholt hat, der schon über zehn Jahre ihre Transformation begleitet und mitbestimmt hat. Somit ist auch „Negative Spaces“ entsprechend auf Hochglanz poliert. Poppy selbst sieht dies ebenso: „Ich empfinde das Album als sehr farbenfroh. Es ist eine Poppy-Platte, also nicht nur eine einzige Sache.“ Dabei betrachtet sie ihren Sound, der zwischen Pop und Heavy hin und her wechselt, als gar nicht so ungewöhnlich und führt den Erfolg und ihre Popularität nicht wirklich auf diese Diversität zurück. „Ich weiß nicht“, so die Sängerin, „ich mache das nun wirklich schon eine ganze Weile.“
Poppy scheint es in ihrer Nische zu gefallen und auch in der Szene hat sie sich ihren Status erarbeitet. Sei es nun durch die Zusammenarbeit mit eben erwähnten Jordan Fish, die Touren mit 30 SECONDS TO MARS und AFI in den USA oder die beiden Kollaborationen, an denen sie dieses Jahr bereits beteiligt war. So gab es den Song „V.A.N.“ mit BAD OMENS, für den sie von deren Fangemeinde nicht nur geliebt wurde, da deren prominenter Sänger Noah Sebastian in dem Track nicht wirklich in Erscheinung getreten ist. Jolly Karlsson, Gitarrist von BAD OMENS, sprach damals mit uns über den Song: „Die Leute haben sich gefragt: Wo ist Noah? Dabei verstehen sie offenbar nicht, dass Noah überall ist. Er war zum Großteil für das Schreiben des Songs und die Melodien, die in den Gesang einfließen, verantwortlich. Seine ganze Brainpower ist also sehr stark in diesen Song geflossen. Aber aus erzählerischer Sicht gab es keine Möglichkeit für ihn, darin aufzutauchen. Ich denke, das wäre geschmacklos. Als Kunstwerk wäre es geschmacklos, ihn hineinzuschmuggeln, so nach dem Motto: Oh, beim Breakdown sollte Noahs Stimme zu hören sein. Nein, das sollte sie nicht. Hast du den Text gelesen? Hast du dir den Song wirklich angehört? Oder denkst du nur, wann kommt endlich Noah? Er ist ja da. Wir waren alle zusammen daran beteiligt. Es ist so, als würde man eine Maler, der einen blauen Himmel oder einen Ozean malt, fragen: ‚Meine Lieblingsfarbe ist Grün, warum ist die nicht dabei?‘ Weil Grün dort keinen Platz hat. Ich verstehe die Leute, aber ich wünschte, sie könnten ein wenig darüber nachdenken, ob nicht vielleicht doch etwas dran ist, denn er ist definitiv da drin. Er singt nur nicht.“ Einen weiteren Gastauftritt hatte Poppy dieses Jahr in dem Track „Suffocate“ von KNOCKED LOOSE. Diese Bandbreite spiegelt also auch grob wider, wo sich Poppy selbst verortet: „Es ist keine bewusste Entscheidung. Ich mag Pop, ich mag harte Sounds. Musik nur für eine bestimmte Sparte zu schreiben, finde ich langweilig. Meine Beziehung zu Musik verändert sich ständig, und ich lasse mich da von niemandem aufhalten. Ich frage nicht danach, was die Leute von mir erwarten. Ich mache einfach das, was ich selbst von mir hören und sehen will.“ Mit „Negative Spaces“ untermauert Poppy ihren Ruf in der Szene als vielseitige Künstlerin.
© by Fuze - Ausgabe #109 Dezember 2024 /Januar 2025 2024 und Dennis Müller