Nach einer Zeit voller Rückschläge und globaler Krisen gibt es nun einen Lichtblick: Mit „Fatalism“ melden sich POLARIS zurück und präsentieren ein Werk, mit dem die Australier die einschneidenden Ereignisse der letzten drei Jahre auf beeindruckende Weise verarbeiten. Bassist Jake erzählt uns mehr dazu.
Verzweiflung und Dystopie sind das übergreifende Thema eures neuen Albums. Kannst du uns etwas darüber erzählen, wie sich das in den Texten und der Musik widerspiegelt?
Normalerweise neigen wir zu eher introspektiven Songs, in denen wir unsere eigenen negativen Eigenschaften und die menschliche Natur reflektieren. Für dieses Album wollte Daniel seine typische Herangehensweise durchbrechen und mehr Themen ansprechen, die über unsere persönlichen Erfahrungen hinausgehen. Gerade zu dieser Zeit passierten auf der Welt mehrere große Ereignisse gleichzeitig. Jeder erlebte sie auf seine Weise, aber global spürten wir alle die Auswirkungen. Es ist nicht überraschend, dass viele Künstler dazu etwas sagen wollten. Für uns jedoch ist jedes Album ein Spiegel unseres aktuellen Gemütszustands. „Fatalism“ beschäftigt sich nun mit kollektiven Entwicklungen, die wir durchmachen, und ihre Auswirkungen auf die Allgemeinheit, nicht nur auf uns.
Der Song „Inhumane“ und das dazugehörige Video sind sehr intensiv und handeln von der zunehmender Abgestumpftheit gegenüber Gewalt und Leid. Wie ist die Idee zu diesem speziellen Text entstanden?
„Inhumane“ ist das Ergebnis einer Diskussion zwischen Daniel und mir über bestimmte Videos, die damals in den sozialen Medien kursierten. Sie enthielten äußerst verstörende Aufnahmen von realen Ereignissen, die aber so bearbeitet worden waren, dass sie lustig oder unterhaltsam wirken sollten. Dies führte zu einer Debatte über die Tendenz der Menschen, sich emotional von tragischen Inhalten abzuschotten, was aufgrund von Übersättigung und Desensibilisierung zu wachsender Gleichgültigkeit gegenüber dem realen Leid anderer führen kann. Der Song soll keine Kritik an den Menschen sein, die diese Ereignisse auf diese Weise dargestellt haben, sondern eher eine Kritik an unserem eigenen Bedürfnis, uns vor den traumatisierenden Eindrücken zu schützen, die uns täglich serviert werden. Für das Musikvideo haben wir dieses Konzept wörtlich genommen: Die Band läuft durch ein heruntergekommenes Gebäude in einer postapokalyptischen Welt und begegnet immer alarmierenderen Szenarien. Dabei nutzen wir die Gelegenheit, abgedroschene Horror-Elemente aufzugreifen, die durch ihren inflationären Gebrauch und die vergangene Zeit ihren Schrecken fast vollends verloren haben.
„Fatalism“ wurde über einen Zeitraum von drei Monaten in Melbourne aufgenommen. Kannst du uns von euren Erfahrungen auf diesem Weg erzählen?
Wegen des engen Zeitrahmens und der technischen Anforderungen haben wir die Aufnahmen über drei Monate verteilt und mehrere Pausen eingeplant. Wir haben wieder mit Lance Prenc und Scottie Simpson zusammengearbeitet, die schon am letzten Album beteiligt waren. Scottie kümmerte sich um den Gesang, Lance um die Instrumente und diesmal auch den Mix. Diese Arbeitsweise gab uns Zeit, Dinge immer wieder neu zu betrachten und Lösungen für fehlende Parts zu finden. Es war herausfordernd, über einen so langen Zeitraum konzentriert zu bleiben und das Projekt immer als Ganzes zu sehen.
Euer neues Album erscheint in Australien bei Resist Records und international bei SharpTone. Wie ist eure Beziehung zu diesen Labels und wie können sie eure musikalische Vision fördern?
Wir schätzen uns sehr glücklich, mit SharpTone und Resist Records zusammenzuarbeiten, die uns während unserer Karriere immer den Rücken gestärkt haben. Eine große Sorge bei der Labelsuche war, unsere Entscheidungsfreiheit als Band zu verlieren. Wir sind froh, ein Team gefunden zu haben, das uns in unseren Entscheidungen unterstützt, sei es bei der Musik oder bei den Shows. Ein besonderer Dank geht an Graham Nixon von Resist Records, der weit mehr tut, als man von einem Labelinhaber erwarten würde. Er ist ein mit ein Hauptgrund dafür, dass wir heute das tun können, was wir lieben.
Ihr habt eine beachtliche Karriere hinter euch, mit ARIA-Nominierungen und Auftritten auf großen Festivals. Was, würdest du sagen, waren die bisherigen Highlights oder besonders prägende Momente?
Es ist schwer zu sagen, welche Momente die wichtigsten sind, da sie für jeden von uns unterschiedliche Bedeutung haben. Unsere größte Leistung ist es, viele Ziele sogar übertroffen zu haben. Wenn uns Leute erzählen, dass ihnen unsere Songs etwas bedeuten oder als Inspiration dienen, ist das enorm wertvoll. Zusammen mit Bands zu touren, die wir immer bewundert haben, oder selbst viel versprechende Bands mitnehmen zu können, ist großartig. Sogar etwas wie ein volles Konzert in unserer Heimatstadt mit Familie und Freunden ist mehr, als wir zu hoffen gewagt hatten.
Als eine der führenden Bands in der australischen Metalcore-Szene, welchen Rat würdet ihr aufstrebenden Gruppen in diesem Genre geben?
Einer der besten Ratschläge für junge Bands lautet: Dranbleiben! Wenn ihr glaubt, eure Musik verdient Beachtung, macht weiter. Lasst euch nicht entmutigen, wenn anfangs nichts so richtig klappt. Jede erfolgreiche Band hat Rückschläge einstecken müssen und sehr hart arbeiten. Ausdauer macht Bands letztlich erfolgreich, selbst wenn es länger dauert. Seid euch sicher, dass ihr es wirklich wollt. Manche sehen ihre Band eher als Hobby, das ist okay. Aber wenn es ernst ist, erfordert es viel Zeit und Energie. Das heißt, zu Gigs fahren, proben und ständig an der Musik und seinen Fähigkeiten arbeiten. Seid bereit, viel Zeit zu investieren.
Was können eure Fans in naher Zukunft von POLARIS erwarten, sowohl in Bezug auf neue Musik als auch auf Touren?
Wir hoffen, dass alle das Album genießen, an dem wir die letzten drei Jahre gearbeitet haben. Es war eine echte Herausforderung, aber hoffentlich zahlt sich die Mühe aus. Fürs Erste planen wir, so viel wie möglich zu touren und die während der Pandemie ausgefallenen Shows nachzuholen. Wir wollen das Andenken an unseren Bruder Ryan ehren und alles tun, um ihn stolz zu machen. Was danach kommt, ist ungewiss. Wir werden den Moment auskosten und dann sehen, wohin uns das nächste Kapitel führt.
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