Als das selbstbetitelte Album der Bremer PHANTOM BAY Ende April das Licht der Welt erblickt hat, wurde es schon sehnlichst erwartet. Die Beteiligten, Michael Hanser, ehemals bei NEW NATIVE, Drummer Yannic Arens (THE DEADNOTES) und Bassist Laurin Rutgers (CASUALLY DRESSED), hatten sich zuvor bereits einen Namen machen können, so dass ihre neue Band eigentlich eine sichere Nummer für alle Post-Hardcore/Emo-Fans sein sollte. Dass ihr Debüt aber so einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt, liegt vor allem daran, dass sich hier ehrliche und authentische Musik mit wichtigen und emotionalen Texten vermischt. So was haben bisher nur Bands wie TITLE FIGHT oder TOUCHÉ AMORÉ geschafft. Sänger Michael erzählt im Interview, welche Bedeutung die Band für ihn hat.
Euer Debüt ist mit vielen Vorschusslorbeeren bedacht worden und hat durchweg positive Kritiken bekommen. Wie hast du die Zeit seit der Veröffentlichung wahrgenommen?
Glücklicherweise wird „Phantom Bay“ genau so aufgenommen, wie wir es uns gewünscht haben. Ich habe bis jetzt tatsächlich auch viel Positives gehört , so dass wir das Ziel, eine ehrliche und authentische Platte zu schreiben, offenbar wirklich erreicht haben. Meine Wahrnehmung unseres Debüts hat sich aber natürlich auch geändert. Seit es veröffentlicht wurde, habe ich es übrigens nicht mehr gehört. Das war natürlich bis zum Release ganz anders. Wir haben uns viele Fragen gestellt, was wir mit den Songs erreichen wollen, mit wem wir Konzerte spielen wollen und so weiter. Wir haben alles geordnet und vorbereitet, um es dann loszulassen. Seitdem gehört es den Leuten da draußen und jetzt wird es erst richtig spannend.
Ich kann mich an ein Interview erinnern, das wir im Rahmen einer Veröffentlichung deiner letzten Band NEW NATIVE geführt haben. Damals hast du gesagt, dass du die Platte am liebsten beim nächtlichen Spaziergehen durch Wien gehört hast. Wie sieht es jetzt aus? Wann funktioniert das Album für dich am besten?
Dieses Mal muss ich sagen, dass es nicht den einen perfekten Zeitpunkt gibt, um mir die Songs anzuhören. Ich würde sagen, dass ich derlei Musik immer dann höre, wenn ich gestresst bin vom Leben, und ich denke, dass sich das Album grundsätzlich ganz gut dafür eignet. Es ist definitiv aber keine Platte für nachdenkliche und traurige Momente. Dafür funktioniert die Musik besonders gut, wenn du sauer oder wütend bist. Oder auch wenn du einfach voller Energie steckst. Musik ist mein Ventil zum Umgang mit Emotionen. Mir ist natürlich klar, dass das Spektrum sehr breit ist und dass wir alle unterschiedlich an die Sache herangehen. Manche Leute müssen sofort alles verbalisieren und sich aufregen. Andere tragen das Ganze lange mit sich herum und explodieren dann irgendwann. Ich persönlich nehme viel in mir auf und irgendwann kommt Musik dabei heraus. Eigentlich würde ich aber sagen, dass ich ein ausgeglichener Mensch bin und dass mir unsere Musik dabei hilft, diese Ausgeglichenheit zu bewahren.
Euer Sound ist sehr zeitgemäß und ihr werdet oft mit TITLE FIGHT und TOUCHÉ AMORÉ verglichen. Mit beiden Bands verbindet euch der ausgeprägte DIY-Charakter.
Wir stecken enorm viele Gedanken in das Gesamtpaket PHANTOM BAY. DIY ist uns dabei besonders wichtig. Das Artwork, die Videos, das Merch und mit wem wir Shows spielen fügt sich alles irgendwie zusammen. Auch bei den Fotos ist es uns wichtig, die eine oder andere Referenz zu geben und ein stimmiges Bild zu vermitteln. Ich habe mich immer gefreut, wenn ich bei anderen Bands die Referenzen entdeckt habe, und das schätze ich auch besonders bei uns. Erst mal ist alles super roh und je weiter wir die Sachen entwickeln, um so mehr Querverweise versuchen wir einzuflechten.
Was kannst du den Menschen an die Hand geben, um PHANTOM BAY noch besser zu verstehen?
Ich habe festgestellt, dass es kaum Bands in unserer Altersgruppe gibt, die noch ehrliche und authentische Musik machen. Meiner Meinung nach zeigen Bands nur noch auf ihren ersten Platten eine gewisse Offenheit und Verwundbarkeit, die sie von sich preisgeben. Danach nimmt das ab. Wir wollten den Gegenbeweis liefern und zeigen, dass Leute, die schon länger in der Musikszene unterwegs sind, solche Platten eben immer noch schreiben können. Früher war das auf jeden Fall einfacher.
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