Dass Tierrechte, Vegetarismus und Veganismus in der Punkszene ab einem bestimmten Punkt eine große Rolle gespielt haben, lässt sich nicht von der Hand weisen. Seit Jahren setzt sich die Tierschutz- und Tierrechtsorganisation PETA (People For The Ethical Treatment Of Animals) weltweit für Tiere ein, und macht immer wieder durch Aktionen von sich Hören. Jüngst wurde mit PETA2 auch hierzulande eine Jugendkampagne von PETA ins Leben gerufen. Ideengeber und Leiter der Kampagne, Florian Radke, verrät, was genau dahinter steckt.
Florian, stell doch zu Beginn kurz das Konzept und die Vorgehensweise vor, nach welcher PETA2 operiert. Wie bist du auf die Idee gekommen, ein Projekt dieser Art in die Hand zu nehmen und zu leiten?
Also PETA2 ist die Jugendkampagne von PETA, die es seit Mai 2002 gibt. Angefangen hat die Idee in den USA und wurde dort zusammen mit Werbe- und Medienprofis konzipiert und entwickelt. In Deutschland gibt es PETA2 seit Mai diesen Jahres. Ich selber bin schon seit vielen Jahren immer wieder auf PETA und die Aktionen von PETA gestoßen, und fand es immer super, dass es da so einen mächtigen Verein gibt, der etwas bewegen kann. Als ich dann zum ersten Mal etwas über PETA2 gehört habe, hatte ich sofort die Idee, das Ganze auch nach Deutschland zu holen. Ich habe einfach ein Konzept für PETA2.de geschrieben und es bei PETA Deutschland präsentiert. Seitdem gibt es PETA2 nun auch bei uns. Die Idee und das Konzept sind eigentlich ganz simpel: Wir haben gemerkt, dass Tierrechte gerade bei den Jugendlichen und vor allem in der Punk/HC/Alternative-Szene ein großes Thema sind, und dass es eigentlich genau die Themen sind, die PETA seit Jahren aufgreift. Das Problem war bisher immer, dass PETA ein ‚Erwachsenen-Image‘ hatte und nicht wirklich die Kids angesprochen hat. Und genau das haben wir mit PETA2 geändert. ‚PETA2 is for the Kids.‘
Eine aktuelle Kampagne von Peta2 ist es, sich der Erweiterung der Kette „Kentucky Fried Chicken“ entgegen zu stellen. Wie läuft die Aktion bis jetzt und wie würdest du den Grund und das konkrete Ausgangsziel der Kampagne definieren? KFC ist nicht die einzige Fast Food-Kette in Europa bzw. der Welt, plant ihr auch „Restaurants“ à la McDonalds etc. zum Thema zu machen?
PETA hat ja nichts gegen Fast Food, solange es pflanzlich ist, und natürlich biologisch vertretbar angebaut. Da dieses Ziel aber nicht kurzfristig realisierbar ist und die betroffenen Hühner über jede Verbesserung erleichtert wären, richtet sich PETAs derzeitige Kampagne – nach den Erfolgen über McDonald’s, Burger King und Wendy’s – nach 21-monatigen erfolglosen Verhandlungen zunächst gegen die Haltungs-, Transport- und Schlachtbedingungen bei KFC-Lieferanten. Unter den Mindestforderungen von PETA an KFC sind unter anderem: wirksame Betäubungsmethoden bei der Schlachtung, Kontrolle durch Kameras in Schlachthöfen, Vermeidung von Qualzuchten für schnelles Wachstum, die zu Lähmung und Stoffwechselstörungen führen, mehr Platz pro Tier, sowie Verbesserungen wie geschützte Bereiche und Sitzstangen, um den Hühnern wenigstens ansatzweise eine halbwegs natürliche Umgebung zur bieten. Praktisch täglich finden nun Proteste vor KFC-Restaurants in Deutschland, Holland, Großbritannien, Osteuropa, Asien, Nordamerika und Australien statt.
Ich habe das Gefühl, dass sich immer mehr Menschen über Tierschutz- bzw. Rechte informieren und daraufhin Vegetarier/Veganer werden. Wie siehst du das? Wie geht ihr bei PETA/PETA2 konkret vor, um Menschen diese Ernährungsweise näher zu bringen?
Das ist richtig. Es gibt tatsächlich immer mehr Menschen, die sich vegetarisch oder sogar vegan ernähren. Manche mache das zwar nur aus ‚Eigennutz‘ und nicht direkt für die Tiere. Aber auch wenn sich Menschen gesund ernähren und die Tiere in Frieden lassen, ist den Tieren damit ja auch schon geholfen. Aber es gibt auch sehr viele Menschen, die es einfach satt haben, von Leid und Elend zu leben, und die ganz bewusst auf Tierprodukte verzichten, um die Ausbeutung zu boykottieren. Das merken auch die großen Fleisch- und Milchkonzerne und kommen dann immer mit riesigen Werbefeldzügen an, um die Leute in der Spur zu halten. Schön ist es dann immer, wenn man mit ein paar gezielten Aktionen einer Millionen-Werbekampagne den Wind aus den Segeln nehmen kann. Sehr effektiv und schmerzvoll für die Großen: Ganz einfach mit der Wahrheit! Bei PETA haben wir eine Menge Undercover-Ermittler. Die schleusen sich in Versuchslabore, Schweinefarmen usw. ein, und ermitteln dann da über Monate, bis sie genug Material haben, das wir den Besitzern/Auftraggebern z.B. Procter und Gamble oder KFC öffentlich und mit Unterstützung der Medien um die Ohren hauen können. Viel von unseren Ermittlungen gibt es auf www.peta-tv.de zu sehen.
Inwieweit arbeitet PETA2 mit PETA zusammen?
PETA2 ist schon eigenständig, vertritt aber die selben Ziele wie PETA. Das Ganze wird nur etwas anders verpackt. In Deutschland arbeiten ca. 10 Mitarbeiter täglich an den Kampagnen und der Medienarbeit von PETA und PETA2. Dazu kommt dann noch eine Werbeagentur, eine PR-Agentur usw. Alle Kampagnen, Aktionen usw. werden mit dem Hauptbüro in den USA besprochen, und von dort weltweit koordiniert. Das sind täglich oft viele E-Mails und auch oft viele Telefonate in die USA.
Welche Rolle spielen die Street-Teams bei PETA/PETA2?
Bei PETA2 kann man ja nicht direkt Mitglied werden, also im klassischen Sinne. Also: wir nehmen keine Gelder von den PETA2-Mitgliedern, sondern fordern sie auf, sich im Street-Team zu engagieren. Dazu gehört zum Beispiel, auf Konzerten Flyer zu verteilen, bei Aktionen mitzumachen oder online PETA2 und die Ideen von PETA2 zu bewerben. Wir wollen nicht das Geld, sondern den Einsatz der Kids. Sich direkt für die Tiere einzusetzen macht viel mehr Spaß und ist auch viel effektiver. Wenn du bei PETA2 Mitglied im Street-Team wirst, bekommst du ein Online-Profil. Wenn du eingeloggt bist, kannst du dich mit anderen Street-Teamern verabreden, im Forum diskutieren, dich für Aktionen melden und vieles mehr. Für alle Aktionen, die du machst, bekommst du dann Aktionspunkte, mit denen dann Sticker, Shirts, CDs bei uns bestellt werden können. Es ist eine Online-Community die auch offline weitergeführt wird.
Was wird bei PETA2 in naher Zukunft passieren?
Wir haben eine ganze Menge geplant. Leider kann ich einfach noch nicht viel erzählen. Was uns zur Zeit am wichtigsten ist, ist es den Menschen zu zeigen, wie einfach es ist, vegan zu Leben und wie viel es bedeutet. Ohne viel Geld, und von zu Hause aus, vor dem Fernseher mit einer Sojamilch die Welt zu verbessern, klingt doch verlockend, oder?
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #52 September/Oktober/November 2003 und Lauri Wessel