PANIC SHACK

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Punk-Pop oder Pop-Punk?

Frischer Wind aus Cardiff weht nach Deutschland. Auf charmante Art und Weise bringen Romi (git), Meg (gt), Emily (bs), Sarah (voc) und David (dr) abwechslungsreichen „Punk-Pop“ in die Welt. Das haben sie nicht zuletzt mit ihren drei Singles „Who’s got my lighter“, „Jiu Jits you“ und „I don’t really like it“ unter Beweis gestellt, sondern auch mit einigen fantastischen Online-Konzerten. Was das Ganze mit synchronem Biertrinken zu tun hat und wie ihre Geschichte begann, verrieten uns Meg und Sarah.

Ihr habt euch auf Konzerten kennen gelernt, ist das richtig?

Sarah: Ja, genau, aber wir arbeiten zum Teil auch zusammen.
Meg: Ich habe Emily und Romi auf dem Green Man Festival 2015 in Wales getroffen. Wir haben im selben Areal gecampt. Im Jahr darauf habe ich Sarah kennen gelernt. Sarah, Emily und ich haben auch im selben Laden gearbeitet. Und Emily arbeitet mit Romi zusammen in einem Lager. So haben wir uns kennen gelernt, bevor wir angefangen haben, Musik zu machen.

Was ist mit David?
Meg: Als ich nach Cardiff gezogen bin, kam ich in eine WG und er hat in dem Haus bereits gewohnt. Er ist ein toller Gitarrist und wir haben ihn gebeten, unser Schlagzeuger zu sein. Das war gut, denn so waren wir alle auf dem gleichen Level, da wir gerade erst angefangen hatten. Gitarre spielen zu lernen und in einer Band zu sein, war neu für uns. Wir fühlten uns also gleichberechtigt. Emily hat schon vorher Bass gespielt, sie war in einer Band namens JOHN MOUSE mit ihrem Vater. Sie ist also die Erfahrenste von uns Mädels in der Band und deshalb schreiben wir unsere Songs um den Bass herum. Ich finde, das macht unseren Sound aus.

Wie lebt ihr in der Pandemie und wie verdient ihr Geld?
Meg: Wir sind alle mit irgendwas beschäftigt. Wir jobben halbtags in einem Laden. Romi arbeitete die ganze Zeit während der Pandemie, das ist schon stressig. Wenn man weder Gigs noch Bandleben hat, ist es schwer, etwas zu finden, um weiterzumachen. Vor allem, weil wir viele Shows absagen mussten. Vor der Pandemie haben wir uns fast jeden Tag gesehen, Songs geschrieben und aufgenommen und das ist im Lockdown natürlich weggefallen.
Sarah: Wir konnten uns wirklich lange nicht sehen.
Meg: Aber jetzt kommen wir zurück zur Arbeit. Nebenbei mache ich auch ein paar Kunstsachen, genau wie Sarah – Illustrationen und Ähnliches. Es geht also weiter und es gibt ja auch ein Licht am Ende des Tunnels.

Wie schreibt ihr eure Songs? Wer ist diejenige mit den Ideen?
Meg: Wir schreiben alles zusammen. Meistens kommt Emily mit einem Basspart oder Sarah mit Texten zu uns. Danach kommen dann die Gitarren dazu und zum Schluss das Schlagzeug. Auch wenn David ursprünglich kein Drummer ist, macht er seinen Job großartig. Dass er uns Mädels dann ein wenig die Führung beim Songwriting überlässt, macht es uns einfacher, da wir einfach mehr Zeit benötigen.

Auch wenn Punkrock einen großen Einfluss auf eure Musik hat, wäre es falsch, euch auf Punk zu reduzieren. Ähnlich wie die SLITS bedient ihr euch bei diversen Genres. Gibt es eins, auf das ihr euch alle einigen könnt?
Sarah: Es ist schwer, sich da festzulegen.
Meg: Am Anfang haben wir gesagt, dass wir eine DIY-Girlband sind, weil wir auch viel Inspiration von Pop-Girl Groups nehmen. Wir machen es auf unsere eigene Art und lassen es auf diese Weise wirklich punkig klingen, aber wir sind so weit weg von Pop-Punk. Es ist eher andersherum, also Punk-Pop.
Sarah: Wir machen uns auch keine Gedanken darüber, in was wir eingeordnet werden. Wichtig ist, dass wir und das Publikum es mögen.
Meg: Wir mögen viele Genres. Ich bin als Indie-Kid aufgewachsen, aber das war ziemlich männerdominiert.
Sarah: Es gab wenige Bands, zu denen wir aufschauen konnten.

Viv Albertine von den SLITS schreibt in ihrem Buch „A Typical Girl“, dass es ihr zu Beginn an weiblicher Orientierung mangelte. Zudem finde ich, dass ihr musikalische Ähnlichkeiten zu den SLITS aufweist.
Meg: Wir haben das Buch von Viv Albertine geliebt.
Sarah: Das ist etwas, bei dem wir uns alle einig sind.
Meg: Es ist die eine Band, mit der wir unseren Sound und unsere Attitüde vergleichen können. Sie sagte so etwas wie: Wir wollen einfach als eine gute Band bekannt sein. Wir wollen eine gute Band für alle sein, nicht nur für die Jungs oder die Mädchen. Es soll jeder genießen können.
Sarah: Ja, auf jeden Fall.
Meg: Manchmal denke ich mir, es ist 2021, wir bräuchten viel öfter eine weibliche Perspektive. Wir alle arbeiten beispielsweise in Jobs, die wir nicht wirklich machen wollen. Die weibliche Perspektive muss in jedem Aspekt des Lebens vorkommen. Wir haben so viel zu sagen und es ist so viel interessanter. Die weibliche Perspektive so viel interessanter ist, weil sie nicht so bekannt ist.

In einem Interview habt ihr gesagt, dass ihr vor dem Lockdown zehn Songs aufgenommen habt und dass etwas Großes auf uns zukommt, aber ihr sagt nicht genau, was kommen wird. Verratet ihr heute euer Geheimnis?
Meg: Es wird noch 2021 enthüllt, hoffentlich in der ersten Hälfte des Jahres. Wir wollen es genau so gern verraten, wie ihr es wissen wollt, aber wir können es noch nicht.
Sarah: Wir haben zehn Songs aufgenommen und bisher nur drei davon veröffentlicht, rechne selbst nach ...

Wenn es möglich ist, wieder auf Tour zu gehen, kommt ihr dann nach Deutschland oder habt ihr andere Pläne?
Meg und Sarah: Ja, das würden wir sehr gerne!
Sarah: Wir lieben das vegane Essen in Berlin.
Meg: Deutschland steht absolut ganz oben auf unserer Liste.
Sarah: Wir haben aus Deutschland viel Feedback auf unsere Musik bekommen, mehr als aus anderen europäischen Ländern.
Meg: Auch aus den Niederlanden kam viel Feedback, für die durften wir auch schon ein Interview geben. Aber ja, sobald es geht, wollen wir auf Tour gehen.
Sarah: Ja, bringt mich so schnell wie möglich in den Tourbus.

Neben eurer Musik gefallen mir auch eure Videos sehr gut. Besonders „I don’t really like it“ gefällt mir. Wie kommt ihr auf die Ideen und arbeitet ihr mit jemand Speziellem zusammen?
Meg: Bei „I don’t really like it“ haben wir mit einem Freund gearbeitet. Er hat eine Weile in Cardiff gelebt, ist aber jetzt wieder nach Australien gezogen. Das ist der Grund, warum es so eigenwillig aussieht. Die Videos, die man darin auf einem Fernseher sieht, haben wir in Cardiff gedreht. Der Fernseher selbst aber wurde in der Nähe von Brisbane gefilmt. Wir wollten es ein wenig gruselig oder stalkerhaft wirken lassen, wie eine Art Achtziger-Low-Budget-Film. Unser Kumpel arbeitet als Creative Director und ist Künstler, das hat gut zusammengepasst.
Sarah: Und bei „Jiu jitsu you“ war es Megs Idee mit den Kung-Fu-Moves. Es ist cool, die Möglichkeit zu haben, Musikvideos zu drehen.
Meg: Als ich darüber nachgedacht habe, eine Band zu gründen, hätte ich nie gedacht, dass das möglich ist. Und Sarah wollte eigentlich Popsängerin werden.
Sarah: Ja, mit fünf Jahren wollte ich ein Popstar werden, ich hätte nicht gedacht, dass ich mal „Who’s got my lighter?“ schreien würde.

In einem anderen Interview habe ich gelesen, dass ihr alle zusammen Synchronschwimmen macht. Echt ...?
Meg: Das war ein Scherz.
Sarah: Das wäre cool.
Meg: Emily und Romi haben dieses Interview gegeben.
Sarah: Wir betreiben synchrones Biertrinken.
Meg: Aber vielleicht sollten wir das machen, das wäre lustig.

Vielleicht eine Idee für ein weiteres Musikvideo?
Sarah: Ja stimmt! Das könnte passieren, mit Nasenklammern und so.

Noch was?
Sarah: Wenn du in einer Band spielen willst, dann tu es einfach. Auch wenn du kein Instrument spielen kannst, mach es einfach.
Meg: Als wir angefangen haben, hatten wir weder Songs noch Gitarren. Wir hatten Bandtreffen und Ideen, wie wir uns anziehen, schminken und tanzen wollen. Wir hatten eine Liste, die uns im Grunde nicht inspiriert hat. Dann dachten wir, lass es uns einfach ausprobieren. Ich konnte mich anderen Menschen gegenüber noch nie so öffnen, ich glaube, unsere Freundschaft ist etwas Besonderes und ich glaube, so etwas ist die ideale Basis für eine Band.
Sarah: Finde Leute, die du magst, dann gründe eine Band.
Meg: Alle Bands fangen an zu streiten, aber wir streiten nie, wir könnten das nicht. Mach es einfach, keine Selbstzweifel. Bei den ersten Gigs hatte ich Selbstzweifel, ich könnte mich verspielen oder so, aber das interessiert niemanden. Sie wollen nur zuschauen und die ganze Sache miterleben.