PAINT THE TOWN RED

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Mülheim Is Calling

Bestehend aus ehemaligen Mitgliedern von MY HERO DIED TODAY, I und PHOENIX RISING formierten sich anno 2001 die fünf Münchner Coreknaben zu PAINT THE TOWN RED und geben seither ziemlich Gas. Neben ihrem Engagement bei Join The Team Player, Let It Burn und Avocado Booking finden die werten Herren auch noch Zeit, mal ihre Debüt-EP “Last Gang In Town” unters Volk zu werfen oder ausgiebigst zu touren. Nachdem ich schon zweimal im AZ Mülheim in den Genuss kam, den hüpffreudigen Gesellen zuzusehen, bot es sich beim dritten Mal im AZ an, mal mit Gitarrist Christoph und Sänger/Oberstageflummi Marco ein paar Wörtchen zu wechseln.


Ihr habt ja schon in einigen Bands gespielt, kommt man sich da nicht langsam wie ein alter Sack vor?

Marco:
Also, mit 28 bin ich definitiv einer der ältesten in der Münchner Hardcoreszene. Solange die Energie noch da ist, kann man ohne Bedenken weitermachen – ich bin ja auch recht sportlich, hehe.

Du bist ja nebenbei noch Labelchef bei Join The Team Player, stimmt’s?

Marco:
Ja, das machen Ivonne und ich seit 1997 zusammen und wir haben schon recht viele Releases draußen. Außerdem machen wir noch Avocado Booking, womit wir recht aktiv in der Szene sind.

Apropos Szene: Wie ist denn so die Szene in München?

Christoph:
Tja, also die Leute sind allesamt recht engagiert und auch aktiv, wenn es um Gigs usw. geht. Bei kleineren Konzerten kannst du so im Schnitt mit 50, 60 Leuten rechnen und bei bekannteren Bands geht das schon so bis 100, 200 hoch.

Also ist „Last Gang In Town” keine Kritik an der lethargischen Münchner Szene?

Marco:
Es ist eher als Metapher zu verstehen. Heutzutage gibt es wenige Bands, die noch mit der richtigen Power und Aggression an die Sache rangehen. Mir fallen da spontan nur HATEBREED, PANIC und Eminem ein. Ansonsten sieht es recht langweilig aus. Viele konsumieren einfach nur noch steriles Zeug ohne irgendeinen Anspruch.
Christoph: Es steht dafür, dass du dich mit ein paar Leuten zusammentun musst, zu einer ‚Gang’, wenn du was erreichen willst bzw. um was zu bewegen und deine Wut rauszulassen.

Hm, also ist das keine Referenz an THE CLASH?

Marco:
Das ist ja lustig, du bist der Erste, der das weiß! Ich glaube, die HOSEN haben in einem ihrer ersten Videos auch ‚Last Gang In Town’ auf manchen Plakaten stehen gehabt.
Christoph: Wir haben schon zig Interviews gegeben und es fiel aber auch wirklich keinem auf.

Hey, ich schreib ja auch fürs Ox und nicht für so ein Plastikpunkzine. Beim Ox läuft ja alles nur über Aufnahmeprüfungen, sonst geht da gar nix! Wollt ihr mit PTTR großartig was erreichen?

Christoph:
Also wir wollen auf gar keinen Fall im Proberaum vergammeln oder alle sechs Monate mal einen Gig spielen, sondern so viel live auftreten wie möglich.
Marco: Hardcore ist eine ziemlich kurzlebige Sache. Das kannst du vielleicht höchstens drei, vier, fünf Jahre machen, und das wollen wir auch konsequent 100%ig durchziehen.

Ihr spielt ja schon zum dritten Mal in kurzer Folge im AZ Mülheim. Würdet ihr sagen, dass das Ruhrpottpublikum ein wenig zu “Hardcore”-lastig ist?

Christoph:
Die Sache mit dem Ruhrpott is ja bekanntlich die, dass die Leute hier sowieso recht verwöhnt sind, was Konzerte angeht. In anderen kleineren Gebieten herrscht dagegen immer auf jedem Konzert eine Riesenparty, weil da auch nicht alle Tage eine Band vorbei kommt.

Apropos Party: Während der Join The Team Player-Showcasetour gab es ja ein paar Probleme, oder?

Marco:
Ja, das war in Saalfeld oder München, glaub ich. Da marschierten auf einmal die Bullen an und die Stadt hat uns verboten, dort aufzutreten, weil irgendwer im Internet unser Konzert als Auftakt der Chaostage angekündigt hat. Die Bullen haben daraufhin einige Leutchen, die uns sehen wollten, eingeknastet. Die Show konnten wir daraufhin vergessen. Schon erstaunlich, wie stark das Internet mittlerweile als Forum vertreten ist.

Ich habe mal vor kurzem ein Statement eines Labels gelesen, wo stand, dass “Musik nichts mit Politik zu tun hat”.

Marco:
Es kommt ganz darauf an, wie du das Medium Musik für dich selber auslegst. Wenn du Wut hast und die nötige Energie mitbringst, ist es durchaus politisch, da du somit deine eigene Meinung vertreten musst. Musik muss aber auch nicht unbedingt immer was mit Politik zu tun haben.

Wie sieht es mit Kohle bei euch aus?

Christoph:
Oh, ein wunder Punkt. Es fließt halt sehr viel Geld in die Band, wobei wir durch das Label und Avocado ja auch noch ein wenig Kohle reinkriegen.
Marco: “Es ist geil, unterwegs zu sein und sehr viel live zu spielen und Kontakte zu knüpfen. Andere sparen halt ein ganzes Jahr für ihren Urlaub, wir gehen lieber auf Tour und finanzieren uns unsere Art von Urlaub.”

Geht ihr euch bei euren “Urlaubsausflügen” nicht manchmal eher auf den Sack, als euch zu erholen?

Christoph:
“Na klar, aber das ist nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.”
Wie sehen denn die nächsten Monate aus?
Marco: “Live spielen, neue Songs schreiben, Album aufnehmen und so schnell wie möglich eine eigene Headlinertour organisieren.”