P. PAUL FENECH

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Ich bin Gitarrist und kein Politiker

Zu P. Paul Fenech wurde wahrscheinlich schon alles geschrieben, halten wir uns also an die reinen Fakten. 1979 Gründung von THE METEORS, erste Vinylveröffentlichungen 1980 mit drei Songs auf dem Sampler „Home Grown Rockabilly“. 1981 erste Single-EP „Meteor Madness“ sowie heutige Kult-LP „In Heaven“. Fenech ist Erfinder des Psychobilly, das hat er sich inzwischen sogar patentieren lassen. Seitdem kommt er auf 19 reine Studioalben mit den METEORS, drei mit seinem Rockabilly-Sideproject THE LEGENDARY RAW DEAL, 31 verschiedene Singles und EPs mit den METEORS, darunter die legendäre Split-10“ mit Screaming Lord Sutch 1981. Jetzt kommt sein neuntes Soloalbum „I, Monster“ in die Läden. Seine Solokarriere startete er 1992 mit „The Rocking Dead“. 14 Live-Scheiben sowie etliche Best-Of-CDs, -LPs und Live-DVDs säumen seinen Weg. Ende 1994 sprach er selbst von über 3.000 absolvierten Live-Gigs, unter anderem in den USA, Japan, Mexiko, Israel, Indonesien und Russland. 2011 war von etwa 5.000 Gigs die Rede. Fenech ist studierter Musikproduzent, komponierte Soundtracks für unzählige B-Movies. Anlässlich der neuen Scheibe führten wir mit Fenech dieses Email-Interview.

1980 erschienen eure ersten Songs auf einem Sampler, nämlich „Crazy love“, „Go away“ und „My baby loves me“. Wie erinnerst du dich heute an solche Lieder?


Das liegt schon sehr weit zurück, daher ich habe keine speziellen Erinnerungen an diese Songs. Außer vielleicht, dass wir sie bewusst gezähmt hatten, um überhaupt auf einen Sampler kommen zu können. Das war das erste und letzte Mal, dass ich bei meiner Musik aus irgendwelchen Gründen Kompromisse eingegangen bin.

Als 2006 „The F-Word“ erschien, dachte ich, das wird kaum mehr zu toppen sein, doch dann kam 2008 „SkitzoFenech“, und „International Super Bastard“ lag 2011 abermals auf diesem enormen Niveau.

Haha, du schmeichelst mir zu sehr. Aber scheiß drauf, wo du recht hast, hast du recht. Ich mochte nämlich „The F-Word“ auch sehr. Auch auf den darauffolgenden Alben habe ich lediglich das gemacht, was mir musikalisch gefällt. Es scheint so, als hätte ich meine persönliche Geheimformel gefunden.

Wenn ich mir Albentitel wie „SkitzoFenech“ und „International Super Bastard“ so anschaue, scheinst du über eine gute Portion Selbstironie zu verfügen.

Um ehrlich zu sein, ist das alles andere als ironisch gemeint. Diese beiden wie auch alle anderen Titel meiner Soloprojektes, haben einen realen Hintergrund. Das Meiste davon sollte der Öffentlichkeit bekannt sein ...

„I, Monster“ liefert mit 15 Songs abermals grandiosen Endzeitstoff für deine Fangemeinde. Es ist das wirklich beste Album bisher. Woher kommt der unerschöpfliche Vorrat an kreativen Songideen?

Wichtig ist, sich selber und den eigenen Ideen treu zu bleiben, aber trotzdem zu versuchen, sich zu verbessern. Zurückschauen bringt nichts. Normalerweise denke ich mir beim Songwriting nicht allzu viel, ich konzentriere mich auf meine Ideen, meine Gedanken und meine Vorlieben.

Zwei Songs tanzen ein wenig aus der Reihe: das Banjo-lastige „The 4th monkey“ und „You ain’t stopping me“, eine Countryballade mit leichtem Polka-Einschlag.

„The 4th monkey“ ist ein Song meines Sideprojects THE MURDER BROTHERS. Das dazugehörige Album „Murder Gospel“ wird dieses Jahr noch erscheinen. „You ain’t stopping me“ ist die Art Songs, die in englischen Pubs zum Mitsingen einladen. Diese Art von Songs nenne ich „Fulk“, das ist eine weitere meiner musikalischen Mutationen/Erfindungen. Fulk verpasst folkigen Pub-Songs eine Psychobilly-Note. Diese Fulk-Songs ziehen sich durch meine gesamte Solokarriere, wie „The hangmans daughter“, „Satans own“ oder „Damned happy“.

Es gibt auch ein Schwarzweiß-Video zu dem Song „The black moon dance“, das auffällig ohne tolle Effekte auskommt. Gibt es hier ein back to the roots? Und wer ist die reizende Dame in dem Clip?

Die tanzende Lady ist meine Frau Marina. Wir sind ja neuerdings mit einer eigenen Filmproduktionsfirma am Start, Black Dog, und haben bereits mehrere Videos produziert. Ähnlich wie mit unserem Aufnahmestudio-Imperium – wir eröffnen bald unser viertes – haben wir vor, professionelle LoFi-Filme für uns und für andere Bands, mit denen wir zusammenarbeiten, herzustellen.

„I am the night rider“ würde ideal in ein Roadmovie passen.

Der Song handelt von den unzähligen Nächten, in denen ich alleine im Auto nach Hause fahre oder zur nächsten Show, diese vielen hunderttausend Meilen durch die Dunkelheit, und den Abenteuern, die ich erlebt habe, wenn ich da draußen unterwegs war.

Der letzte Track, „Liars in wait“, klingt zum Abschluss noch mal überraschend positiv. Absicht oder Zufall?

Das ist ein Neuaufnahme eines METEORS-Songs, den ich immer mochte, aber unzufrieden war mit der Produktion. Zu dem gibt es übrigens auch ein Black Dog-Video. Und positiv ist er, falls du an die gleichen Dinge glaubst wie ich.

Dass du Studios in London und Duisburg hast, war ja bereits bekannt. Wie kam es nun zum Mad Dog-Studio in Mailand?

Ich habe sehr viele gute Freunde in Italien, genau wie in Deutschland auch. Das neue Album wurde in allen drei Studios aufgenommen. Es kam jeweils darauf an, wo ich meine freie Zeit verbrachte. Abgemischt haben wir aber vor allem in Mailand.

Wo siehst du dich in zehn Jahren? Wirst du im Stile Johnny Cashs mit einer Akustikgitarre eine Art Vermächtnis aufnehmen?

Um Himmels willen, hoffentlich nicht! Außerdem habe ich auch außerhalb der Musikbranche einiges am laufen. Aber grundsätzlich ist das ja nicht weit entfernt von dem, was ich bereits jetzt mache.

Wie sieht die Planung der kommenden Monate aus?

Auf jeden Fall wird einiges los sein! Das neue METEORS-Album wird „The Power Of 3“ heißen und soll noch 2014 erscheinen. Wie bereits erwähnt, ist das MURDER BROTHERS-Album fertig und bereit für die baldige Veröffentlichung auf Mutant Rock Records. Natürlich bin ich wieder ausgiebig auf Tour, mein Terminkalender ist also gut gefüllt.

Offenbar bereiten dir die Konzerte immer noch Spaß, wie machst du das nach all den Jahren?

So wie immer, es mache es einfach total gerne ... und ich liebe die treuen Fans. Obwohl unser Publikum wächst und wächst, sind wir irgendwie immer noch wie eine Familie.

Laut der allgemeinen, also deiner Definition ist Psychobilly grundsätzlich unpolitisch – bedeutet das, dass auch P. Paul Fenech sich nicht für Politik interessiert, keine Nachrichten verfolgt, nicht zur Wahl geht?

Meine Definition ist die definitive Definition, schließlich habe ich es es ja erfunden, haha! So leid es mir tut, aber ich beantworte keine politischen oder persönlichen Fragen – ich bin Gitarrist und kein Politiker.