OUR HOLLOW, OUR HOME

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Wiedergeburt

Die Engländer gelten als große Hoffnung im modernen Metalcore. Im letzten Jahr erst ein Labeldeal und eine erfolgreiche Headliner-Tour, jetzt die Deluxe-Version ihres bislang wohl stärksten Albums „Burn In The Flood“. Und dann der Schock: vier von fünf Mitgliedern verlassen die Band. Zurück bleibt nur Gitarrist Tobias Young. Wenige Tage nach dieser Eröffnung sprechen wir mit ihm darüber, wie es weitergeht.

Die letzte Zeit war aufregend, interessant, aber überwiegend positiv“, versichert Tobias, als er zurückblickt auf die Anbahnung der größten Veränderung seiner Bandgeschichte. „Ich fühle mich gesegnet, dass ich noch einmal eine Headliner-Tour in Europa mit den Jungs spielen durfte, die zehn Jahre lang OUR HOLLOW, OUR HOME geprägt haben. Die Erinnerung daran ist bittersüß, über allem liegt ein Schleier der Trauer. Es war aber wohl die schönste Art, dieses Kapitel zu beenden.“

Die wahrscheinlich wichtigste Nachricht dieser Tage: Es geht weiter mit OHOH. Nachdem seine Bandkollegen beschlossen, andere Wege zu gehen, hatte Tobias das Glück, vier engagierte Menschen zu finden, die als neue Mitglieder nun alles geben, um seine Band am Leben zu erhalten. „Obwohl ich jeden Moment der vergangenen zehn Jahre zu schätzen weiß, fühlt sich das jetzt frisch und aufregend an. Wir haben einiges vor uns, müssen uns definitiv beweisen, aber ich bin vollends überzeugt, dass wir dafür bereit sind“, sagt Tobias selbstbewusst.

Und wie fühlt man sich so tief im Inneren, wenn die Band plötzlich auseinanderbricht? „Ich habe gute und schlechte Tage. Die Angst davor, die Entscheidung unseren Fans mitzuteilen, war riesig“, gesteht Tobias. „Aber von allen Seiten kam so viel Unterstützung. Auch die Neuen in der Band haben mir geholfen, mich auf das zu konzentrieren, was kommt.“

Neuer Sänger für neues Album gesucht!
Eine entscheidende Lücke ist noch zu füllen: „Wir sind auf der Suche nach einem neuen Sänger“, erklärt Tobias – und startet sofort einen Aufruf. „Also, wenn ihr das hier lest und selbst Sänger seid, checkt mal unsere Social-Media-Kanäle aus und schickt uns eine Hörprobe!“ Hinter den Kulissen laufen bereits die Arbeiten an einem neuen Album auf Hochtouren, eine erste Single soll im Sommer erscheinen. „Ich kann gar nicht erwarten, euch zu präsentieren, woran wir arbeiten.“
Zuerst einmal erscheint jedoch die Deluxe-Version ihres dritten Albums „Burn In The Flood“. Der Plan existiert seit Sommer 2022, jetzt bekommt die Platte eine völlig neue Bedeutung: „Es wird das allerletzte Mal sein, dass ihr etwas von und mit dem alten Line-up hört.“ Mit dabei: fünf neue Tracks. „Aufgenommen wurden sie kurz nach der Fertigstellung des Albums“, sagt Tobias. „Stilistisch passen sie perfekt zu den anderen, weshalb es nicht richtig gewesen wäre, sie isoliert auf einer EP zu veröffentlichen.“
Hinter der Platte steht Arising Empire. Eine kleine Besonderheit, denn zuvor veröffentlichten OHOH all ihre Musik eigenständig und unabhängig über Hollow Music. Tobias erklärt wieso: „Wir konnten uns zwar vorstellen, bei einem Label zu unterschreiben, allerdings nur bei einem, das die Band genauso sehr liebt wie wir.“ Musik selbst zu veröffentlichen, ist Fluch und Segen zugleich. „Hauptsächlich, weil absolut alles von dir persönlich abhängig ist“, meint Tobias. „Ich bin bei Bandthemen gerne im Cockpit, aber letztendlich kommt es darauf an, dass du mit den passenden Leuten zusammenarbeitest, ob mit oder ohne Label. Ich rate allen: Solange ihr diese Leute nicht gefunden habt, glaubt an euch und kämpft euch selbst durch. Irgendwann trefft ihr schon die richtigen.“ Für Tobias war dieser Moment gekommen, als er Tobbe Falarz, dem Geschäftsführer von Arising Empire, gegenübersaß. „Ich wusste sofort: Das ist der Typ, der an unsere Musik glaubt.“ Und wie ist es, nicht allzu lange nach der Vertragsunterzeichnung mit der Nachricht um die Ecke zu kommen, dass vier von fünf Mitgliedern die Band verlassen? „Ich wurde bestens unterstützt“, beteuert Tobias. „Als ich unserem Label die News mitteilte, sagten sie nur: ‚Wir sind an deiner Seite – was brauchst du?‘ Ohne sie würde es diese Band wohl nicht mehr geben“, ist sich Tobias sicher.

Neuer Sound = alter Sound?
Der große Trumpf von OHOH: Sie bedienen, was sich viele von modernem Metalcore wünschen, nicht zuletzt sind das starke Gitarrenriffs. Die stammen zu 99 Prozent aus Tobias’ Feder. „Ich glaube, ausschlaggebend für ein gutes Riff ist, wie es den Song unterstützt. Manchmal kommt es weniger auf das Riff selbst an als auf dessen Platzierung.“ Inspiriert haben ihn Bands wie PARKWAY DRIVE und AS I LAY DYING, die er damals in kleinen Clubs rund um seine Heimat Southampton bestaunte. „Ich war sofort fasziniert von der Klasse ihrer Riffs“, erinnert er sich. „Ich strebe danach, irgendwann genauso gut zu sein. Manchmal wage ich sogar, mir vorzustellen, dass meine Riffs auch irgendwann mal junge Gitarrist:innen inspirieren.“

Wenn der Großteil des Songwritings ins Tobias’ Händen lag, wird der Sound der Band bestehen bleiben? „Wir werden immer catchy und heavy klingen, die Lyrics immer echt sein. Mein Anspruch war aber sowieso stets, jedem Album seine eigene Identität zu verpassen. Natürlich haben vier neue Leute auch einen Effekt. Aber die Fans müssen sich keine Sorgen machen: Alles, was ihr an unserem alten Sound geliebt habt, wird es weiterhin geben, aber in ein neues, aufregendes Gewand gehüllt sein.“

Zum Abschluss ein Blick in die Zukunft: Welche Ziele hat Tobias mit seiner neuen alten Band? „Bei den Anfängen von OHOH hatte ich eine Bucket-List, von der ich bis heute fast alles abgehakt habe. Eine Sache war noch offen: mit einem Produzenten von Weltklasse zusammenzuarbeiten. Dieser Traum erfüllt sich jetzt.“ Wer es ist, darf er noch nicht verraten. Aber bald wird er eine neue Liste brauchen. Eines wird auch auf der ganz oben stehen. „Ehrlich über Gefühle zu sprechen, ist mir sehr wichtig. OHOH soll immer Menschen ermutigen, sich gegenseitig zu helfen.“