OLDE YORK betreiben musikalische Traditionspflege in Sachen New York Hardcore. Das mag man, oder man lässt es links liegen. Auch ihr neues Album „Shallow World“ lässt Experimenten keinen Raum, und irgendwie mag ich solch klare Verhältnisse. Ted und Blake geben uns die Koordinaten durch, zwischen denen sich ihre Band bewegt. Hatte ich schon erwähnt, dass OLDE YORK aus New York City kommen ...?
Fangen wir mit den Basics an: Wer spielt was, wie und wann habt ihr euch getroffen, und was war/ist die Idee hinter der Band, musikalisch gesehen?
Ted: Ich singe, Blake spielt Gitarre, Mike Bass und Dev trommelt. Als wir angefangen haben, habe ich noch Bass gespielt und ein anderer Typ hat gesungen, aber der ist ausgestiegen. Ich war kein wirklich guter Bassist, also habe ich dann den Gesang übernommen, gesungen habe ich auch schon in meiner alten Band. Blake und Dev sind Brüder. Wir haben fünf Bassisten verschlissen, bevor wir dann endlich Mike gefunden haben. Die eigentliche Idee hinter der Band hat damit zu tun, dass zu dem Zeitpunkt viele Metalcore- oder Beatdown-Bands unterwegs waren, da wollten wir etwas machen, das wieder näher am Geist des ursprünglichen Hardcore-Punks dran ist. Unser Slogan, den wir damals benutzten, war „Olde York ... bringin’ it back!“, hahaha.
Über euer Album „Empire State“ wurde im Ox geschrieben, dass es so klingt, als sei es vor 20 Jahren aufgenommen worden. Ich gehe mal davon aus, dass du das nicht als Beleidigung auffasst.
Ted: Nein, ganz und gar nicht, ich freue mich, dass es so klingt! Genau das wollten wir ja erreichen. Keepin’ it real in the NYC Deal ...
Der Name OLDE YORK ist eine klare Ansage, euer Logo weckt Erinnerungen an alte NYHC-Bands. Was ist das Besondere an NYHC, welche Bands mögt ihr, welche haben euch geprägt?
Ted: Unsere Einflüsse sind ziemlich vielfältig, aber darunter sind auf jeden Fall Oldschool-New York Hardcore-Bands wie SICK OF IT ALL, AGNOSTIC FRONT, BREAKDOWN, MURPHY’S LAW, WARZONE, TOKEN ENTRY, UNDERDOG oder LEEWAY, die uns wirklich stark beeinflusst haben. Ich selbst stand auch sehr auf die Youth Crew-Bands der späten Achtziger und den melodischeren Kram der Neunziger wie QUICKSAND, AVAIL, INTO ANOTHER, SHADES APART und so weiter.
Seit den Hochzeiten des NYHC hat sich die Stadt stark verändert, die Musik allerdings kein Stück. Hat sich die Musik heutzutage folglich von diesen Wurzeln entfernt, sind die äußeren Umstände ganz andere?
Blake: Nein, ich glaube, das kommt wieder. Als das alles losging, haben bestimmte äußere Umstände zur Entstehung von NYHC und Hardcore-Punk insgesamt beigetragen und mit der Zeit änderte sich die Wirtschaftslage, genau wie die Menschen, die das losgetreten hatten, sie wurden „erwachsen“, und so hat sich die Musik mit ihnen verändert und eine Art „Vororteinfluss“ bekommen. Jetzt werden die Zeiten wieder härter und ich behaupte mal, es gibt eine komplett neue Generation angepisster Hardcore-Punks. Ich denke nicht, dass es jemals wieder so wird wie auf dem Höhepunkt in den Achtzigern, aber die Kids heute schreiben ihre Songs im gleichen Oldschool-Style, beziehen es aber auf sich selbst. Also ich finde, dass die Wurzeln immer noch lebendig sind.
Wenn jemand aus Deutschland heute NYC besucht, wo würde man die „Szene“ finden, welche Clubs, Bars oder Plattenläden kannst du empfehlen?
Blake: Das sind alles kleinere Läden. Manchmal ist das einfach irgendeine Kneipe, die jemandem erlaubt, ein Konzert dort zu machen, und je nachdem, wie es läuft, wird daraus vielleicht eine regelmäßige Aktion. Beispiele sind Gussy’s und The Hilltap in Astoria, Queens oder The Place in Brooklyn. Die Trash Bar in Williamsburg veranstaltet Hardcore-Shows, aber die sind dann ab 21. ABC No Rio machen immer noch ihr Ding, aber die sind so verdammt politisch korrekt, dass sie dir vorher einen Haufen Regeln servieren, bevor du da spielen darfst. Und der letzte Mohikaner unter den Plattenläden, Generation Records, ist immer noch am Leben und wohlauf!
Ich habe gehört, du arbeitest als Video-Produzent. Was machst du da? Und deine Mail-Adresse führt mich auf die Seite eines bekannten Fotografen names Robert Farber ...
Blake Ich arbeite als Regisseur und mache Musikvideos ... Ich arbeite mit allen möglichen, ganz verschiedenen Arten von Bands überall auf der Welt. Von Beyoncé bis SEPULTURA, von Indierock bis zu befreundeten Hardcore-Bands, von Brasilien bis Japan nach Italien, überall ... Ich bin gestern erst aus Tokio zurückgekommen, wo ich mit einigen Pop-Bands für Universal Japan gedreht habe, was großartig war. Zur Zeit bin ich in L.A. wegen irgendwelcher Meetings. Letztlich bin ich eigentlich immer auf Achse. Der Fotograf, den du meinst, heißt Robert Farber und ist mein Vater. Er ist recht bekannt und ich benutze seine Website für die Mails. Aber ich habe mich von seinem Vorbild ein wenig entfernt und konzentriere mich mehr auf das Filmen als auf Fotografie. Hardcore ist für mich Aggressionsbewältigung und eine Art Gegengewicht zur Filmwelt, in der ich mit Pop-Bands arbeite, die ich mir niemals täglich anhören könnte.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #105 Dezember 2012/Januar 2013 und Joachim Hiller
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