Old Kerry Mckee wird man in Schottland nicht im Telefonbuch finden – und auch nicht in Schweden. Irgendwo da mitten im Wald, bei Larv, lebt Joakim „Jocke“ Malmborg, seine Zeit als Schlagzeuger der Death Metal-Band INEVITABLE END, mit der er 2009 und 2011 zwei Alben auf Relapse veröffentlichte, ist lang vorbei. 2012 schon veröffentlichte er als Old Kerry Mckee das Album „Wooden Songs“ und erfand sich als One-Man-Band mal eben neu, weitere Releases folgten, und kürzlich kam das neue Album „Mono Secular Sounds“. Auf dem ist Jocke alles andere als ein weiterer vollbärtiger Barde, der mit bäriger Stimme zur Wandergitarre klampft ...
Wegen deines Instagram-Profils schätze ich, dass dein richtiger Name Joakim ist, richtig? Fragt Joachim.
Ja, das ist auch mein Name. Die meisten meiner Freunde nennen mich allerdings Jocke.
Wie hat das mit der Musik angefangen bei dir – und ist Musiker zu sein heute alles, was du machst?
Ich bin auf einer kleinen Insel im Archipel von Göteborg aufgewachsen. Ich habe dann einige Jahre lang im Zentrum von Göteborg gewohnt. Die letzten zehn Jahre habe ich auf dem Land gelebt, in den Wäldern. In kleinen Hütten und auf kleinen Bauernhöfen. Heute wohne ich mit meiner Freundin und zwei Kindern auf einem Bauernhof. Mitten im Nirgendwo, wie viele sagen würden. Aber das trifft es nicht. Zumindest habe ich hier draußen ein viel reicheres Leben. Ich habe Schlagzeug gespielt in einer Death-Metal-Band namens INEVITABLE END, mit der ich zwei Alben auf Relapse Records veröffentlicht habe, „The Severed Inception“ und „The Oculus“. Ich arbeite die Hälfte der Zeit in meinem anderen Job, dann kommt die Musik und manchmal ein bisschen Schreinerei.
Wo und wann und warum und zu welchen Anlässen verwandelt sich Joakim in Old Kerry McKee?
Ich habe schon vor der One-Man-Band-Sache, 2009 oder so, einen Song geschrieben, über einen fiktiven Charakter und ihn „Old Kerry McKee“ genannt. Als ich ihn aufgenommen hatte und auf MySpace hochlud, hatte ich noch vor, den Namen nur so lange zu benutzen, bis mir etwas Besseres eingefallen wäre. Aber ich habe ihn behalten! MySpace war damals sehr inspirierend, wenn es darum ging, mit gleichgesinnten Künstlern in Kontakt zu kommen. Anfangs habe ich versucht, wirklich wie ein alter Mann zu klingen. Ich glaube, ich habe damals den Charakter „OKM“ noch mehr gelebt.
Du wurdest mal beschrieben als Verbindung von Old Folk, Blues und Black Metal. Wie kam es zu dieser Verbindung?
Da bin ich mir nicht sicher, haha. Aber ich fühle mich geehrt, diese Art von Kompliment zu bekommen, wer auch immer das geschrieben hat. Auf „Mono Secular Sounds“ kannst du Einflüsse aus meiner gesamten musikalischen Karriere hören. Ich habe als Gitarrist in einer Death-Metal-Band angefangen und dann das Schlagzeug übernommen. Ich habe auch in verschiedenen Grindcore- und Black-Metal-Projekten gespielt. Danach war ich schwer von amerikanischer Folkmusik angetan und fing an, damit zu experimentieren, das war die Geburt von OKM. Zwei Alben, die wirklich wichtig waren und mich inspiriert haben, sind definitiv „Slaughter Of The Soul“ von AT THE GATES und „The Times They Are A-Changin’“ von Bob Dylan. Ich mag, wenn es roh, dunkel und doch schön, aber nicht zu poliert ist.
Ist das, was du machst, wirklich eine „One Man Show“? Ein Mann allein auf der Straße, auf der Bühne und im Studio, oder hast du auch andere Musiker um dich herum?
Ich habe ein Schlagzeug, das ich mit meinen Füßen betätige, während ich Gitarre spiele, ich singe und dazu kommt noch eine Mundharmonika. Ich benutze auch einen alten Plattenspieler und einen Tape-Recorder, um verschiedene Sounds in und zwischen den Songs zu erzeugen. So arbeite ich auch im Studio. Von meinem lieben Freund Axel von der schwedischen Band HORISONT hatte ich etwas Hilfe, um einige Songs mit Synthesizer, Klavier und Gastgesang zu versehen. Normalerweise nehme ich bei Auftritten meinen kleinen Bruder mit oder meinen Freund Tommy Knyckare, um mich beim Fahren abzulösen oder nur aus Gründen der Geselligkeit. Aber die Idee hinter OKM ist, eine Ein-Mann-Band zu sein, und so wird es auch bleiben.
Eine der Singles deines neuen Albums ist „I’ve been building“, und der Text handelt davon, „wie ich mich von der Musik abwandte, um ein Haus zu bauen und zu renovieren und andere Wege auszuprobieren“. Echt?
2014/15 habe ich bei einem deutschen Label namens Pop-up Records unterschrieben. Ich hatte zwei Touren gebucht und alles lief gut. Beim letzten Gig der Tour rief mich meine Freundin an und erzählte mir, dass sie schwanger ist. Zur der Zeit hatten wir gerade ein wirklich altes und runtergekommenes Haus gekauft. Für eine ganze Weile herrschte nur Chaos. Aber irgendwie fühlte es sich ganz natürlich an, die Musik eine Zeit lang auf Eis zu legen. Ich war wirklich glücklich, ein Kind zu haben, die Renovierung machte mich mehr als zufrieden. Viele Jahre hatte ich mich deshalb von der Musik abgewandt, aber 2018 entdeckte ich sie wieder und begann, eine neue Platte zu schreiben, aus der dann „Mono Secular Sounds“ wurde. Das Lied, das du erwähnt hast, handelt davon.
Jello Biafra hat mir gestanden, dass Eric Burdon sein größter Einfluss als Sänger ist. Du coverst „House of the rising sun“ ...
Ich wollte aus dem Stück etwas ganz anderes machen. Aber ich wollte dieses Lied, weil es das schon so lange gibt. Wir alle haben unseren Lieblingssänger oder unsere Lieblingsmusiker. Ich denke, er hat eine wirklich kraftvolle Stimme und die ersten Platten von ANIMALS sind auch nicht schlecht.
Deine Hoffnungen/Pläne für die Zeit nach Corona, wann immer das sein wird?
Die Shows in Russland mit Rob Coffinshaker nachzuholen, die abgesagt wurden.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #153 Dezember/Januar 2020 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #101 April/Mai 2012 und Timo Iden
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #117 Dezember 2014/Januar 2015 und Myron Tsakas
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #153 Dezember/Januar 2020 und Joachim Hiller