OLD FIRM CASUALS

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An Old School Oi! Bootboy Band

Vor einigen Monaten erhielt ich eine Nachricht von einem Herrn mit seltsamem Pseudonym. Er schrieb mir einige Zeilen und endete mit der Frage, wo er wohl ein T-Shirt meiner Band STOMPER 98 bestellen könne. Erst auf den zweiten Blick erkannte ich, dass sich hinter dieser digitalen Maskerade tatsächlich Lars Frederiksen von RANCID verbarg. Wir hielten den Nachrichtenaustausch aufrecht, telefonierten einige Male und ich entschloss mich, ihm einige Fragen fürs Ox zu stellen. Da Lars allgemein viel zu erzählen und mit seiner neuen Band THE OLD FIRM CASUALS ein neues Pferd im Stall hat, war er gleich begeistert. Überhaupt und vor allem mit seinen Bandprojekten hat Lars ständig etwas um die Ohren und ist alles andere als untätig.

Lars, schön, dass du dir Zeit nimmst, ein bisschen über deine neue Band THE OLD FIRM CASUALS zu reden.

Zeit, um über meine Musik zu reden, nehme ich mir gerne. Außerdem liefere ich den Leuten so immer wieder neuen Gesprächsstoff, haha. Im Ernst, mit der neuen Band läuft es momentan richtig gut und sie ist für mich etwas ganz Besonderes. Bei allem, was ich anfange, bin ich mit dem Herzen dabei und Musik ist mein absoluter Lebensmittelpunkt. Als Casey Watson, der Bassist, und ich die Band gründeten, war uns bereits klar, dass wir genau diesen Sound machen werden, den wir nun spielen. Wir sprachen über Bands, die uns beeinflusst haben, die wir lieben und die uns immer noch wichtig sind. Da fielen Namen wie BLITZ, COCKNEY REJECTS, THE TEMPLARS und THE LAST RESORT. All dieses großartige Zeug aus England und den Staaten, aber auch Bands wie PERKELE, STOMPER 98, oder auch 2Tone und Reggae. Es gibt so viele Gemeinsamkeiten, wenn wir über Musik reden, dass wir genau diese auch umsetzen wollten. Am nächsten Tag kam Paul Rivas dazu, unser Schlagzeuger, und THE OLD FIRM CASUALS waren komplett. Keine großen Worte, wir haben einfach angefangen. Und genau das ist für mich Punkrock. Nicht lange herumquatschen, einfach machen!

Und dann wurden gleich die Haare abgeschnitten und sich mehr dem Skinhead-Look zugewendet?

Ja, Boots and Braces, hehe. Ist ja nicht das erste Mal in meinem Leben. Anfang der Achtziger war mein Bruder einer der ersten Skinheads in Kalifornien. Er brachte all diese fantastische Musik mit nach Hause und wir blieben nachts wach, um uns im Fernsehen die Spiele der englischen Premier League anzusehen. Dazu dann diese coolen Klamotten und die Glatze. Damals hat sich ja sonst niemand die Haare abrasiert. Das war echt wild. Ich tanzte zu Reggae und habe meinen Bruder bewundert. Mein Vater hat ihm damals ein paar Sta-Prest-Hosen geschenkt, die habe ich heute noch. Nach dem Tod meines Bruders habe ich sie aufbewahrt und selbst, wenn sie mir heute nicht mehr passen, sind sie ein tolles Erinnerungsstück.

Wann genau und wie bist du dann zum Punkrocker geworden?

Anfang der Achtziger. Damals hörte ich ständig „Oi! The Album“, „Strengh Thru Oi!“ und die beste Streetpunk-Platte aller Zeiten: „Skinhead Anthems“ von THE LAST RESORT. Punkrock, Streetpunk, Oi! – das ist doch alles irgendwie dasselbe. Die Botschaft ist jedenfalls dieselbe. Ich habe mich nie einen Dreck um so etwas geschert und deswegen bin ich ja so, wie ich bin. Weißt du, wofür mein „Skunx“-Stirntattoo steht? Es steht für „Skins, Punx & Drunks“. Das war unsere Crew damals, Ausgestoßene, Außenseiter, Skins, Punkrocker, Hardcore-Kids. Es sind doch nur Klamotten, die uns unterscheiden. Es geht darum, was man denkt, wie man sich verhält und wer einen alles am Arsch lecken kann, haha. Bei einer der ersten RANCID-Proben mit mir haben Tim, Matt und ich rumgejammt und Tim spielte dieses Riff von BLITZ. Ich setzte gleich ein, er hörte auf zu spielen und fragte mich erstaunt, ob ich den Song kennen würde. Fuck, das war meine Musik und es war der erste Coversong, den wir mit RANCID aufgenommen haben. Gerade Oi! und Streetpunk waren bei RANCID immer allgegenwärtig, und ich wollte schon immer eine Band gründen wie THE OLD FIRM CASUALS. Jetzt hat es endlich geklappt.

Du weißt ja auch sicherlich, wie sehr du damit polarisierst. Die Leute sehen Lars von RANCID mit #1 Crop, Hemd, Hosenträger und werden darüber sicherlich ziemlich verwundert sein. Skinheads und Punks haben viele Gemeinsamkeiten – gerade heutzutage –, aber es gibt eine Menge Leute, die darüber reden werden.

Ach, das Gerede der Leute ... du kennst das doch auch. Hörst du da drauf? Wenn dir zum hundertsten Mal erzählt wird, dass der schwarze Drummer deiner Band der schlimmste Skinhead der Welt ist [Die Rede ist von Phil, dem Schlagzeuger von TEMPLARS und STOMPER 98 – Red.], dann lachst du doch auch beim hundertsten Mal, oder? Selbst bei RANCID hatten wir hin und wieder „Oi! Oi !Oi!“-Chöre und auf „... And Out Come The Wolfes“ und „Life Won’t Wait“ sind eine Menge Bezüge zu Oi! zu finden. In „The ballad of Jimmy & Johnny“ auf „Let’s Go“ geht es um zwei Skinheads. Das war meine Art, diese Musik zu interpretieren. Was im Internet steht, interessiert mich einen Dreck. Alles was ich mache, kommt von Herzen, und immer dann, wenn ich etwas mache, kommen andere, die ich nicht mal kenne, die mich nicht kennen, und wollen mir sagen, was richtig oder falsch ist. Da hat jemand Punkrock nicht verstanden. Im Moment kann und will ich nicht anders sein. Das jetzt fühlt sich gut an und ich folge da nicht irgendeinem Trend, sondern es ist meine Musik. Es ist mir auch wichtig, dass wir jetzt keine Skinhead-Band sind, sondern eine Streetpunk-Band. Genau wie zum Beispiel THE LAST RESORT. Die Jungs haben jetzt einen Punkrocker mit Iro am Schlagzeug. Und stört es jemanden? Nein, weil es alles dasselbe ist.

Mich stört es tatsächlich, wenn im Internet Sachen über mich stehen, die nur teilweise stimmen, falsch wiedergegeben werden oder sogar erlogen sind. Gerade hier in Deutschland nimmt das Ausmaße an, die echt schräg sind.

Ihr Deutschen seid bei vielen Dingen immer so hundertprozentig akkurat, haha. Ich habe da so einiges mitbekommen über diese „Greyzone“-Sachen, kann dazu aber nicht viel sagen. Wenn du kein Rassist bist, dann bist du keiner, ganz einfach. Das ist doch das, was THE OPPRESSED auch gesungen haben. Und weißt du was, auch wenn ich es nicht will, aber auch ich lese die falschen Sachen, die über mich geschrieben werden, und es nervt mich, haha. Aber was soll’s – ich kann damit leben und das, was ich mit meiner Musik erreicht habe, hätte ich mir nie träumen lassen.

Du erwähntest gerade dein „Skunx“-Tattoo auf der Stirn. Tattoos scheinen ja auch eine zentrale Rolle bei dir zu spielen. Mittlerweile bist du auch ins Tätowiergeschäft eingestiegen.

Was heißt eingestiegen? Ich liebe Tattoos –wie jeder sehen kann – und ich kann nicht genug davon kriegen. Das ist wie eine Sucht. Alkohol und Drogen rühre ich seit über 15 Jahren nicht mehr an – die Scheiße hat mich fast umgebracht. Tätowierungen sind die einzige Abhängigkeit, die geblieben ist. Obwohl: ich rauche noch viel zuviel und trinke wie verrückt Kaffee, aber das zählt ja nicht wirklich.

Wenn du nicht trinkst, dann kannst du doch auch gleich mit dem Rauchen aufhören, oder?

Du hast ja Recht, aber das mache ich jetzt schon so lange, dass ich nach ein paar Tagen nicht mehr auszuhalten wäre und meine Frau mich rausschmeißen würde. Und fit halte ich mich im Fitnessstudio. Klar, die Zeit hinterlässt ihre Spuren, aber ich will bei unseren Shows und auf Tour alles geben und da gehört physische Gesundheit dazu. Das Rauchen behindert mich ein bisschen beim Cardio-Training, aber meine Fitness reicht, um Gewichte zu stemmen und fit zu bleiben. Aber zurück zum Tätowieren: witzigerweise kamen früher viele Kids zu mir und fragten, ob ich sie tätowieren könnte. Mit ein paar Freunden in der Crew fing es an. „Rancid Punx“-Schriftzüge und das Logo waren so Kleinigkeiten, die wir uns alle gegenseitig verpassten. Ich blieb dabei und habe vielen meiner DMS-Brüder und befreundeten Bands was gestochen und sie mir. Ich werde immer besser, und letztes Jahr bin ich um die Welt gereist und habe in verschiedenen Studios gearbeitet, unter anderem in New York, London und Tokio. Dort bin ich Teilhaber bei, Tattoo-Studio „Tattoo Parlor“. Ich liebe Japan, seit 1995 bin ich regelmäßig dort auf Tour und habe dort viele Freunde. Diese Kultur ist fantastisch. Letztes Mal war ich kurz vor dem großen Erdbeben wieder zu Hause. Nicht auszudenken, was passiert wäre,wenn ich länger dort geblieben wäre ...

Was dort mit dem Erdbeben und dem AKW passiert ist, ist eine Tragödie. Die Jungs von BAD CO. PROJECT waren kurz davor in Japan auf Tour ...

Ich möchte da gar nicht drüber nachdenken. Ich habe einen kleinen Sohn, Wolfgang, und meine Frau ist gerade wieder schwanger. Deshalb können wir auch im Herbst nicht nach Deutschland kommen, wie es geplant war. Sie hat übrigens den Namen Sebastian vorgeschlagen, aber jetzt kenne ich ja dich verrückten Kerl, das geht nicht mehr, haha. Wie viele Kids hast du? Vier? Meine Güte, deine Frau muss so tough sein!

Sie ist die härteste Person, die ich je kennen gelernt habe.

Oh ja, das sind Mütter. Ich habe Ehrfurcht vor dieser Löwinnen-Mentalität! Und wenn du all den Tough Guys so zuhörst, wenn sie von der Straße erzählen, dann wissen sie nicht, wie hart es sein kann, Vater und Ehemann zu sein, hehe.

Völlig richtig, aber so hat alles seine guten und schlechten Seiten. So lange man nicht einrostet, kann auch die Musik weiterlaufen wie vorher.

Das sehe ich genauso. Ich meine, es ist schon hart, wenn Wolfgang mich anruft und nach einem Tag auf Tour fragt, wann ich nach Hause komme. Ich erkläre ihm dann, dass Daddy arbeitet und bald wiederkommt und ihm was Schönes mitbringt. Das versteht er schon ganz gut und nach einer Tour nach Hause zu kommen ist großartig. Einrosten werde ich nie, hoffentlich. Schau dir Charlie Harper von den U.K. SUBS an – der ist mein großes Vorbild. Charlie ist so was wie ein Großvater für Wolfgang. Das ist total cool. Jedes Mal, wenn er hier ist, wohnt er bei uns. Ein toller Kerl, auch wenn er mich früher mal aus der Band geworfen hat, haha. Aber da war ich auch echt ein Kotzbrocken.

Ihr habt bei Oi! The Boat und hier in Europa bei Randale Records zwei EPs veröffentlicht. Recht ungewöhnlich und äußerst angenehm, nur mit Vinyl-Releases zu beginnen und nicht gleich eine CD zu veröffentlichen.

Meine große Leidenschaft ist das Sammeln von Platten. Ich bin absoluter Fan und entdecke immer wieder neue Bands, die es schaffen, mich zu begeistern. Weißt du, wo ich deine Band entdeckt habe? Das war in einem kleinen Plattenladen in San Francisco und mir gefielen das Plattencover und die Aufmachung der Scheibe. Wie der „Romper Stomper“-Film mit diesen harten Skinheads vorne drauf. Und dann singt ihr auf Deutsch, haha, das klingt so brutal! Wie auch immer, so kam ich auch zu einer Split-7“ von TEMPLARS mit CRASHED OUT und der PERKELE-7“ auf Oi! The Boat. Die Jungs schrieben mich an, dass sie RANCID lieben, und wenn wir je eine 7“ rausbringen, sie die veröffentlichen würden. Nicht mal zwei Tage später haben wir mit TOFC zugesagt und das war eine tolle Entscheidung. Nichts geht über ein gutes Stück Vinyl – und mit dem Download-Code ist auch die Möglichkeit gegeben, die Songs auf dem mp3-Player zu hören oder sich fürs Auto auf CD zu brennen.

Und wie kamt ihr dann auf ein Label aus Deutschland? Dir steht durch RANCID wahrscheinlich jede Tür offen, was Veröffentlichungen angeht.

Genau das will ich halt nicht. Das klingt vielleicht für Bands doof, die nicht solche Möglichkeiten haben, aber wir wollten mit THE OLD FIRM CASUALS bei Null anfangen. Natürlich hilft mir mein Name, aber die Band ist eine Band und nicht Lars mit zwei Jungs. Deshalb auch der Weg, den wir eingeschlagen haben. Bis ich wieder mit RANCID unterwegs bin, nutzen wir die Zeit für eine ausgedehnte UK-Tour und spielen auch in den Staaten so oft, wie es geht. So wie es jede Band machen sollte, wenn sich ihnen die Möglichkeit bietet. Und bei Veröffentlichungen wollten wir direkt an die Basis, dorthin, wo wir herkommen. Schau mal, welche Bands bei Oi! The Boat und Randale rauskommen, da fühlen wir uns gut aufgehoben: PERKELE, TEMPLARS, COCKNEY REJECTS, EVIL CONDUCT, STOMPER 98, CRASHED OUT – das ist genau die Gesellschaft, die wir mit der Band haben wollen. Ihr habt in Deutschland sowieso eine tolle Szene mit so vielen großartigen Bands. Da bietet sich ein Label bei euch an. Und Diana und Oli bringen tolle Sachen raus. Kennst du das COCK SPARRER-Buch? Das haben sie jetzt auch lizensiert.

Hast du nicht auch das letzte COCK SPARRER-Album „Here We Stand“ produziert?

Abgemischt habe ich es und mich auch sonst ein bisschen eingebracht. Das ist eine der wichtigsten Bands der letzten 30 Jahre, und für mich war es eine Ehre, mit ihnen zu arbeiten. Die „Shock Troops“-LP gehört zu meinen Top-Ten-Platten und ist nie langweilig. Ich war richtig aufgeregt, als ich die Band das erste Mal traf. Du kennst das wahrscheinlich, wenn man seine musikalischen Idole trifft und hofft, dass sie cool und bitte, bitte nicht arrogant oder doof sind. Und COCK SPARRER sind echt coole Muthafuckas. Ich liebe sie.

Eine Top Ten ist immer schwierig, finde ich, da es so viele tolle Platten gibt. Wenn ich darüber nachdenke, wüsste ich kaum, welche ich nennen sollte. Da schwirren Dutzende Bandnamen und Plattentitel herum.

Drei Bands werden für immer meine Lieblingsbands sein, MOTÖRHEAD, G.B.H und THE LAST RESORT. Letztere kann ich immer hören und deren neue Platte – „You’ll Never Take Us“ – ist so gut geworden, da war ich echt sprachlos, wie sie die alten Vibes wiederbeleben konnten. Allgemein ist Roi Pearce auch ein fabelhafter Kerl. Und mit THE OLD FIRM CASUALS versuchen wir auch, so wie sie zu arbeiten – kein großer Aufriss, alles im Proberaum zwischen Tür und Angel auf vier Spuren und mit Tapes aufgenommen. Ich finde es großartig, wenn es schön alt und trotzdem frisch klingt. Bei RANCID ist ja Matt Freeman für den ganzen Aufnahmeprozess verantwortlich. Er hätte wahrscheinlich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, wäre er bei den Aufnahmen dabei gewesen, haha.

Was sagen die RANCID-Jungs zu OLD FIRM CASUALS?

Sie lieben es. Wir sind wie eine Familie. Macht es mich glücklich, sind sie auch glücklich. Matt hat mir gerade erst geschrieben, dass er mir Glück für den ersten Gig wünscht und Tim kommt auf jeden Fall vorbei, um zu sehen, was ich mache. Also alles cool soweit. Für die erste Show haben wir einen Babysitter, so dass meine Frau auch mitkommen kann, ich bin schon sehr aufgeregt. Aber das bin ich immer vor Shows.

Echt? Ich hätte gedacht, dass dich nichts mehr nervös machen kann, nach all den Sachen, die ihr mit RANCID erlebt habt.

Alter, ich bin vor Shows genauso nervös wie vor dem ersten Mal. Darüber bin ich auch total froh, denn die Spannung und das Adrenalin sind die tollste Mischung der Gefühle für einen Musiker. Klar, das fällt alles von einem ab, wenn es gut läuft, aber es sollte nie verloren gehen. Routine sollte sich nicht einschleichen, das tötet alles. Auf langen Touren gibt es immer Shows, bei denen man mal nicht gut drauf ist, aber durch eine fantastische Crew, meine Familie und durch die tollen Fans ist es jedes Mal aufs Neue genau das, was ich machen will!

Lebst du ausschließlich von der Musik oder musst du noch andere Dinge machen? RANCID dürften ja eigentlich ein Fulltimejob sein, oder?

Zuerst einmal lebe ich nicht von, sondern für die Musik, würde ich sagen. Ich habe das Glück, mich hundertprozentig auf die Musik konzentrieren zu können, und jeder von uns hat sich dadurch was aufgebaut und erarbeitet, was natürlich auf RANCID zurückzuführen ist, aber grundsätzlich für sich steht. Es ist uns wichtig, neuen und alten Bands eine Plattform zu geben, Merchandise unter die Leute zu bringen und Platten zu veröffentlichen. Das ist nur Zeug, was wir selber mögen. Schau mal bei Machete Mfg., wir bringen da unseren RANCID-Merchandise raus und vertreiben ihn weltweit. Und dort haben wir auch Dutzende andere Bands, die uns was bedeuten und die wir supporten wollen. Das ist die Familie, die Gang. Jahrelang habe ich STOMPER 98-Shirts gesucht und mich bei eBay zweimal abziehen lassen, jetzt habt ihr bei uns drei coole Motive und ich habe endlich meine Shirts. Verstehst du, ich bin immer noch Fan und dann kommt das Geschäftliche. Und dass es mehr braucht als die Luft zum Atmen, das ist doch ganz normal. Es ist alles gut so, wie es ist.

Wie geht es jetzt weiter bei euch? Du sagtest, bis Herbst erst mal THE OLD FIRM CASUALS und dann Babypause?

Erst mal sind wir jetzt bis 6. August auf Tour in England, worauf wir uns alle total freuen. Dort hat alles angefangen und wir spielen mit THE LAST RESORT in London und als Abschluss auf dem Rebellion Festival in Blackpool. Das wird ein Wahnsinn. Zwischendurch erscheint noch unsere Split-EP mit THE LAST RESORT und ab September geht es wieder mit RANCID auf Tour. Anfang November kommt dann – wenn alles planmäßig verläuft – mein zweites Kind zur Welt und dann bin ich erst mal nur für die Familie da. Und 2012 kommen wir auf jeden Fall nach Deutschland, ich vermisse euch schon – es ist lange her, dass wir mit RANCID dort waren.

Auf die Deutschlandtour bin ich sehr gespannt, da werde ich die eine oder andere Show mitnehmen!

Auf jeden Fall, vielleicht machen THE OLD FIRM CASUALS und STOMPER 98 ja was zusammen. MAD-Tourbooking wird das schon organisieren, haha. Sobald es da was Neues gibt ,werden wir es unsere Freunde in Deutschland wissen lassen. Und im Rest von Europa!

Zum Abschluss muss ich noch auf das Thema Fußball zu sprechen kommen: Wenn auch für eine amerikanische Band recht ungewöhnlich, scheint Fußball ja Teil eures Images zu sein.

Image hört sich total blöd an, wir haben kein Image. Wir sind drei Jungs, die verrückt sind nach Fußball. Casey und ich haben schon vor Jahren Indoor-Soccer zusammen gespielt und dabei auch die Band gegründet. Hier in San Francisco habe ich eine Dauerkarte für unser Team und bin total verrückt nach Millwall FC aus England. Auch das habe ich Roi Pearce zu verdanken. Als wir mit RANCID in London waren, nahm er mich mit ins Stadion und da hat es mich erwischt . Fußball liebe ich schon immer, ich habe schließlich dänische Wurzeln. Erinnerst du dich an 1992 und die Europameisterschaft in Schweden?

Bitte nicht, denn ich weiß, worauf du hinauswillst.

Wir haben euch den Arsch versohlt, haha. Ein versoffener Haufen dänischer Wikinger, die sich nicht mal qualifiziert haben, sondern für Kroatien nachgerückt sind. Die Kroaten hatten ja mit dem Bürgerkrieg zu tun und unser Team war im Urlaub. So haben die auch in Schweden weitergemacht und euch im Finale weggehauen.

Gut, jetzt hast du deinen Triumph gehabt, ich werde dir das nächste Match, in dem wir euch zerstören, unter die Nase reiben. Die USA brauchen ja momentan auch nicht gegen Deutschland anzutreten, haha.

Okay, ich glaube, dem habe ich jetzt nichts entgegenzusetzen. Wir sehen uns bei der nächsten Europameisterschaft mit Dänemark und 2014 mit den USA wieder.

Das werden wir. So langsam kommen wir zum Ende. Ich bedanke mich für das angenehme Gespräch und deine offene Art. Die berühmten letzten Worte gehören dir.

So war ich schon immer, Kumpel! Deshalb finde ich es auch doof, wenn Leute mir Arroganz nachsagen. Ich versuche dem immer entgegenzuwirken. Ich freue mich schon auf das Heft, du musst mir das unbedingt schicken. So etwas macht Punk für mich aus. Auf der ganzen Welt sind Leute, die Ideen teilen und die selbe Musik lieben. Alles Gute weiterhin fürs Ox-Fanzine!

 


Lars Frederiksen wurde 1971 als Sohn dänisch-italienischer Einwanderer in Campbell, Kalifornien geboren. 1991 lernte er Charlie Harper kennen und stieg bei den UK SUBS als Gitarrist ein. Kurz darauf wurde er allerdings schon aus der Band geschmissen – und wurde Mitglied bei RANCID. 1993 erschien – noch ohne Frederiksen – deren erstes Album („s/t“), es folgten „Let’s Go“ (1994), „...And Out Come The Wolves“ (1995), „Life Won’t Wait“ (1998), „s/t“ (2000), „Indestructible“ (2003) und „Let The Dominoes Fall“ (2009) – 2012 soll wohl das nächste Album kommen. RANCID wurden 1991 von Matt Freeman und Tim Armstrong nach der Auflösung von OPERATION IVY (1987–1989) ins Leben gerufen und bewegten sich weiterhin im Umfeld des 924 Gilman Street-Clubs. Dieser gründete sich 1986 als erste selbstvewraltete All-Ages Location für Punk-Konzerte in der San Francisco Bay Area und gilt seitdem als einer der ältesten Independent-Clubs in den USA. Das 924 Gilman Street orientiert sich an der D.I.Y.-Ethik der Punk-Subkultur und positioniert sich strikt gegen Homophobie, Rassismus, Drogen- und Alkoholmissbrauch, Gewalt, Sexismus und Rassismus. Neben GREEN DAY, THE OFFSPRING, NOFX und AFI gehören RANCID zu den bekanntesten Bands, die im 924 Gilman Street ihre Karriere begannen. Mit LARS FREDERIKSEN & THE BASTARDS zeigte Lars mit zwei Alben („s/t“, 2001 und „Viking“, 2004) bereits seine Vorliebe für 80er Streetpunk nach britischem Vorbild. Veröffentlicht wurden diese Platten – ebenso wie die des anderen RANCID-Nebenprojektes THE TRANSPLANTS – auf Hellcat Records, das 1997 von Tim Armstrong gegründet wurde und auf dem sich Bands wie THE AGGROLITES, NEKROMANTIX und THE DISTILLERS beheimatet fühlen. Seit 1982 ist er Teil der „SKUNX“-Crew (für „Skinheads, Punks & Drunks“) und trägt dies auch stolz mit einem Stirntattoo zur Schau. Er arbeitet regelmäßig als Tätowierer im Skunx Tattoo Parlor in Tokio und hat als Produzent bereits an Platten von Bands wie AGNOSTIC FRONT, DROPKICK MURPHYS, GBH, COCK SPARRER, SWINGIN’ UTTERS und THE BUSINESS mitgewirkt. Im April 2011 veröffentlichten THE OLD FIRM CASUALS ihre Debüt-7“ mit vier Songs.