Die Kalifornier veröffentlichten das Jahr über immer wieder einzelne Tracks und EPs. Nun soll es ein neues Album, „Echo“, geben, von dem aber mehr als die Hälfte der Songs bereits erschienen sind. Was hinter dieser Strategie steckt und ob Alben im Zeitalter des Streamings an Bedeutung einbüßen, darüber sprechen wir mit Schlagzeuger Valentino.
Nachdem ihr in den letzten Monaten nur einzelne Songs veröffentlicht habt, kommt jetzt endlich ein Album! War das die ganze Zeit der Plan? War das Album schon längst fertig und ihr habt es uns einfach nach und nach serviert? Oder habt ihr permanent aufgenommen und Neues direkt veröffentlicht?
Ja, das war schon die ganze Zeit der Plan! Wir schreiben ständig neue Musik, also wollten wir diese neue Musik auch mit anderen teilen und was gibt es Besseres, als Musik zu veröffentlichen, während wir sie schreiben. Wir wollten schon seit Jahren eine Reihe von EPs veröffentlichen und da wir gerade bei SharpTone unterschrieben hatten, haben wir diese Idee geäußert und sie haben uns zu hundert Prozent unterstützt. Die EPs zu einem Album zusammenzufassen, ist eine einfache Möglichkeit für unsere Hörer, die ganze Musik, die wir dieses Jahr veröffentlicht haben, auf einen Schlag zu bekommen.
Das Album wird zehn Tracks enthalten, sechs davon sind bereits veröffentlicht. Könnt ihr euch vorstellen, dass das einige Fans enttäuschen könnte? Wir haben ja jetzt schon mehr als die Hälfte der Stücke gehört...
Nicht unsere Fans! Während die Welt unter Verschluss gehalten wurde, haben wir unsere Musik selbst produziert, aufgenommen und veröffentlicht, geschrieben wurden sie zu einer Zeit, als unser Publikum sie am meisten brauchte. Ich habe das Gefühl, dass wir die Stärke unseres Albums unter Beweis stellen, indem wir unsere Hörer durch diese EPs führen, die auf unserer persönlichen Reise im letzten Jahr basieren. Indem wir sie Stück für Stück veröffentlichen, kuratieren wir ihr Hörerlebnis, so dass sie jeden Song vollständig erleben und wirklich in jeden Moment eintauchen können.
Bevor es Streaming gab, hatten wir vielleicht zwei oder drei Singles vor einer Veröffentlichung. Jetzt habt ihr im Grunde ein Album voller Singles. Glaubst du, dass das der richtige Weg ist, um euren Songs mehr Aufmerksamkeit und vielleicht mehr Streams zu verschaffen?
Ja, absolut! Wir schreiben keine Songs, um sie hinten auf einem Album zu verstecken, jeder einzelne Song ist eine wichtige Geschichte über unser Leben, die es verdient, ein Publikum zu haben.
Glaubt ihr, dass Spotify und andere Streamingdienste die Art und Weise, wie Musik geschrieben wird, verändert haben? Viele konzentrieren sich sicherlich auf einzelne Tracks mit einer bestimmten Länge, ohne Intro etc. Hat das irgendwie auch eure Herangehensweise an das Songwriting beeinflusst?
Ich denke, für einige Genres gilt das schon, aber nicht für die Art, wie OF MICE & MEN Musik schreiben, nein. Ich wusste ehrlich gesagt nicht einmal, dass diese Regeln existieren, haha!
Haben sich deine eigenen Hörgewohnheiten auch verändert? Bist du eher ein „Single-Hörer“ oder ein „Album-Hörer“? Was sind die Vor- und Nachteile der beiden Ansätze?
Ich denke nicht wirklich darüber nach, denn für mich ist alles nur Musik. Ein einziger Song könnte mich ansprechen und mich in das Reich eines Künstlers voller anderer „Singles“ ziehen, weil ich seine Alben noch nicht kenne. Oder es gibt einen Künstler, dessen ganzes Album mich anspricht, weil es mit Liedern gefüllt ist, mit denen ich mich identifizieren kann. Das ist alles, worum es geht: Verbindung. Singles, Alben, das sind alles nur verschiedene Möglichkeiten, einen Song oder eine Sammlung von Songs zu definieren.
Denkst du, dass das Album in seiner jetzigen Form überholt ist? Werden wir in Zukunft mehr Singles bekommen?
Die Veröffentlichung von Singles und Alben geht auf die Anfänge der Musikindustrie zurück, deren Praktiken bis zum Aufkommen der Streaming-Kultur im Wesentlichen gleich geblieben sind. Ich glaube nicht, dass das Album jemals veraltet oder obsolet sein wird, denn per Definition ist es „eine Sammlung von Aufnahmen, die als ein einziges Produkt herausgegeben werden“, das wird es immer geben, egal ob man eine Vinylplatte in der Hand hält oder eine virtuelle Playlist im Internet. Ich glaube, dass sich die Wahrnehmung des „Albums“ an die Art und Weise anpassen muss, wie Musik im großen Stil konsumiert wird.
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