Es ist ja so leicht, sich über die Ungerechtigkeiten in der Welt aufzuregen, und wer in einer Band ist, kann seiner Meinung über Umweltverschmutzung, die Ausbeutung der so genannten Dritten Welt und miese Arbeitsbedingungen für unterdrückte ArbeiterInnen mittels seiner Texte sogar in die Welt hinaus brüllen. Nun gilt aber immer noch der alte Sinnspruch "Talk - Action = Zero", und damit kommen wir dem Thema dieses Artikels schon näher: Nichts leichter, als seine Meinung oder seinen guten Geschmack mittels eines T-Shirts kundzutun, als Band jenes Kleidungsstück zur Eigenwerbung einzusetzen.
Doch warum nutzt man zur Weiterverbreitung weltverbesserischen Gedankentums fast immer ein Produkt, dessen Rohmaterial Baumwolle mittels massivem Pestizideinsatz angebaut wird und brutale Umweltzerstörungen verursacht? Warum ein Produkt, das vielfach in asiatischen Ländern unter Arbeitsbedingungen hergestellt wird, die den Kapitalismus von seiner finstersten Seite zeigen? Tja, die Antwort darauf kann nur lauten, dass diese Sachverhalte weder Verkäufer noch Käufer interessieren, dass politische Meinung von Bands und Fans das eine sind, die Erlöse aus dem Merchandise-Verkauf das andere. Dabei wäre der Preisunterschied zwischen ethisch korrektem Shirt und Shit-Shirt minimal, denn mal ehrlich, wer lässt sich bei seiner Lieblingsband vom Shirtkauf wegen vier oder fünf Euro hin oder her abhalten? Uns liegt nichts daran, mit diesem Artikel irgendwen anzuklagen, aber wir haben einigen Leuten aus der Branche die Fragen gestellt, die uns zum Thema ethisch und ökologisch korrekter Merchandise-Herstellung brennend interessieren. Geantwortet haben Marco von Sunimar, Olaf von Trashmark, Swen von Plastic Bomb, Measy und Alex von Tante Guerilla sowie Maggi von Splashirts.
Bitte stellt euch kurz vor, wer seid ihr, was macht ihr?
Marco: Ich bin 31 Jahre alt, freier Redakteur und seit Anfang dieses Jahres auch Betreiber von Sunimar Ethical Clothing. Sunimar ist, zumindest bis jemand das Gegenteil beweist, Deutschlands erste Brand für Surf- und Skatewear aus bio-fairer Baumwolle. Die Motive sind entsprechend boardsportlastig, für ein bisschen Punk/HC-Background und einen politischen Touch ist aber auch Platz. Hier spiegelt sich also gewissermaßen meine persönliche Dreifaltigkeit wider, hahaha. Die erste Kollektion umfasst neun Shirts und zwei Kapuzensweater, für Herbst/Winter wird es dann auch ein paar der Jahreszeit entsprechende, also dickere, Sachen geben.
Olaf: Ich bin Geschäftsführer bei Trashmark Merchandising.
Swen: Wir machen einen Versandhandel mit LPs, CDs, Klamotten, also T-Shirts, Schuhe, Bekleidung generell, und ein Fanzine namens Plastic Bomb.
Measy: Wir sind Tante Guerilla und betreiben einen Onlineshop für Merchandising und andere Straßenklamotten und haben einen Laden in St. Wendel im Saarland. Außerdem stellen wir Merchandising-Artikel jeglicher Art her. Dazu gehört vor allem der Bereich Textildruck.
Alex: Und neben Laden und Onlineshop schicken wir noch unser Label Kidnap Music ins Rennen, auf dem wir unregelmäßig, aber mit viel Herz deutschsprachige Platten veröffentlichen. Auch hier versuchen wir engen Kontakt zu den Bands und ihren Merchandising-Produkten zu halten.
Maggi: Ich mache Splashirts, wir machen Bandmerch, Textildruck und Bestickungen und vertreiben Ultratex und Punk Pirates.
Bitte legt eure Position zum Thema "fair hergestellte Kleidung" dar, was ist für euch die Konsequenz daraus.
Marco: Puuh, viel Thema, wenig Platz. Fairtrade ist grundsätzlich der Versuch, das Richtige im Falschen zu tun, also kapitalistische Ausbeutung erträglicher zu gestalten. Für dogmatische Antikapitalisten völlig inakzeptabel, für die betroffenen Baumwollbauern oder Näherinnen aber sehr real. Es geht also im Wesentlichen um im regionalen Vergleich vertretbare Löhne, das Recht sich politisch und gewerkschaftlich zu organisieren, ein diskriminierungsfreies Arbeitsumfeld und das Verbot von Kinderarbeit. Fairtrade ist nicht der Dritte-Welt-Himmel, aber wenigstens auch nicht die Hölle. Für mich war von Anfang an klar, dass Sunimar-Shirts aus Fairtrade-Produktion kommen müssen.
Olaf: Seit 20 Jahren drucken wir mittlerweile Shirts für Bands und es war für uns immer selbstverständlich, dafür bei unseren Lieferanten Textilien zu beziehen, die ohne Kinderarbeit und möglichst umweltverträglich hergestellt werden.
Swen: Fair hergestellte Kleidung ist super. Wir bieten No-Sweat- und Blackspot-Sneaker schon seit geraumer Zeit an. Aber der überwiegende Teil dessen, was wir verkaufen, kommt aus dubiosen beziehungsweise nicht geklärten Quellen. Das ist ein Fakt, der uns stört. Leider haben wir auch nicht sonderlich viele Lieferanten, die uns das anbieten können, was unsere Kundschaft auch anziehen will. Oder es ist einfach zu teuer. Darum haben wir uns überlegt, wo wir selbst den Hebel anlegen können. Da das T-Shirt als Rohware am günstigsten ist, haben wir uns um eine eigene Produktion in Europa bemüht. Den Kontakt hat ein Freund vermittelt, der in der Textilbranche arbeitet, ist ja auch gar nicht so einfach, wenn man grün hinter den Ohren ist. Aber jetzt lassen wir die T-Shirts, die wir selbst bedrucken, zum ungefähr doppelten Preis eines herkömmlichen T-Shirts herstellen. Diese bieten wir unter dem Markenamen Urban Pirates auch anderen T-Shirt-Druckereien an. Kapus und Girlies werden folgen.
Measy: Es sollte in unserem Bereich zur Selbstverständlichkeit werden, dass für Merchandisingprodukte niemand ausgebeutet wird. Vor allem bekanntere Bands, die sich selbst für sehr korrekt halten, sollten sich dies mal zu Herzen nehmen, da es bei denen keine Budgetfrage ist.
Alex: Das Bewusstsein für die Probleme, die mit der Herstellung von Textilien verbunden sind, muss sich erst entwickeln. Sehr viele Leute haben sich noch nicht mit dem Thema beschäftigt. Ich kenne nur sehr wenige Menschen, die sich bereits vor ein paar Jahren damit auseinandergesetzt haben, meist wurden die dann belächelt und als kauzige Weltverbesserer abgetan. Mittlerweile ist es deutlich zu spüren, dass sich das ändert und immer mehr Leute zweimal hinschauen, bevor sie sich für ein Produkt entscheiden.
Maggi: Es ist eigentlich ein Muss, dass Firmen auf eine korrekte Herstellung ihrer Textilien und Rohmaterialien bestehen. Einige Markenhersteller von Shirts haben das eingesehen und achten auf ihre Produktionsstätten und die Arbeiter dort. Auch werden die meisten Marken-Shirts schon seit Jahren nach Öko-Tex 100 gefärbt, das ist der Standard für nicht schädliche Textilfärbungen. Diese Firmen unterstützen wir ganz konkret dadurch, dass wir in erster Linie deren Produkte anbieten.
Und was ist mit Baumwolle aus Öko-Produktion?
Marco: Fairtrade und Bio gehören für mich zusammen. Wer beim Schutz des Menschen, und den will Fairtrade ja, den Schutz der Natur nicht einbezieht, hat den Gedanken nicht zu Ende gedacht. Gerade bei der Baumwollproduktion fällt beides auch direkt zusammen: Insektizide und Pestizide des konventionellen Baumwollanbaus bedrohen die Gesundheit der Bauern - Vergiftungsgefahr - und das Trinkwasser der Region. Die Kosten für Pflanzenschutzmittel und patentiertes Saatgut treiben sie in die Schuldenfalle und die Monokulturen laugen die Böden aus. Der Mensch ist also ganz massiv betroffen, nicht nur Pflanzen und Tiere. Somit stimmt auch nur bedingt, dass ein Bio-Shirt nur eine gute Sache sei, wenn die Transportwege kurz sind. Wird ein Bio-Shirt genauso viel durch die Welt geflogen wie ein konventionelles Hemd, hat es trotzdem die bessere Ökobilanz.
Olaf: Hier begrüße ich das Engagement unserer Partner von Continental Clothing, die sowohl Shirts aus Öko-Baumwolle als auch aus Bambus in ihr Sortiment aufgenommen haben.
Swen: Das haben wir noch nicht, werden wir aber in Angriff nehmen, weil gerade in der Baumwollproduktion unglaublich viel Wasser verschmutzt wird.
Alex: Mit dem Thema Öko-Baumwolle haben wir uns bisher noch nicht ausreichend beschäftigt. Zunächst haben wir unsere Aufmerksamkeit auf die Arbeitsbedingungen sowie die Färbe- und Druckverfahren gerichtet. Hier haben wir mittlerweile gute und faire Partner gefunden. Das Thema Baumwolle steht als Nächstes auf unsere Liste und wenn uns jemand mit Infos, Händlerkontakten weiterhelfen kann, freuen wir uns sehr darüber.
Maggi: Es ist oft noch der Preis, der gründlich abschreckt, die Öko-Baumwollshirts sind ja doch deutlich teurer ...
Woher bezieht ihr eure Textilien, wo werden sie weiterverarbeitet beziehungsweise bedruckt?
Marco: Wir beziehen unsere Sachen derzeit aus England und den Niederlanden, der Baumwollanbau und die Weiterverarbeitung finden in Indien, Uganda und der Türkei statt, je nach Produkt. Gedruckt wird in Wuppertal bei Splashirts. Aus politischen - nicht finanziellen - Gründen würde ich gerne in den Herkunftsländern drucken, um einen weiteren ertragreichen Arbeitsschritt dorthin zu verlagern. Das geht auf Grund unserer kleinen Auflagen aber nicht. Außerdem arbeiten wir ja schon mit der besten Druckerei der Welt zusammen!
Olaf: Wir beziehen unsere Shirts von unterschiedlichen Produzenten, etwa Fruit of the Loom und Continental Clothing, bedruckt werden unsere Shirts in unserer eigenen Druckerei in Dortmund, hier werden selbstverständlich auch keine gefährlichen Farben benutzt. Chemikalien werden dem Recyclingprozess zugeführt und Reststoffe ordentlich, mit Entsorgungsbeleg entsorgt. Unser Standpunkt war schon seit jeher, so umweltverträglich wie nur möglich zu produzieren und ohne Kinderarbeit oder Lohndumping hergestellte Shirts zu benutzen. Auch haben wir bei unserem Partner Continental Clothing die Herstellung der Öko- beziehungsweise Bio-Shirts angeregt. Bei Fruit Of The Loom ist eine solche Produktpalette in Planung.
Swen: Wir lassen sie selbst herstellen und bedrucken sie auch selbst. Schuhe bekommen wir von Adbusters und No Sweat.
Measy: Da wir uns nach der Nachfrage richten müssen, beziehen wir Textilien von unterschiedlichen Herstellern, also auch von Fruit of the Loom. Unsere eigenen Produkte drucken wir allerdings auf sweatshopfreie Textilien. Bands, die bei uns Textilien bedrucken lassen wollen, haben beide Optionen: "Standard" oder "sweatshopfrei". Wir empfehlen natürlich die sweatshopfreie Ware und liefern entsprechende Argumente, warum diese Textilien zu bevorzugen sind. Letztendlich entscheidet der Kunde dann, was ihm wichtiger ist. Wir drucken im Siebdrucktransferverfahren. Der Hersteller unserer Aufdrucke ist im Bereich Umweltschutz sehr aktiv und ist als einer der wenigen mit dem Öko-Tex-Zertifikat ausgezeichnet. Das heißt, dass unsere Aufdrucke umweltfreundlich und ungefährlich für den Menschen, vor allem Kleinkinder, sind.
Alex: Gedruckt wird dann bei uns vor Ort. Wir drucken selbst oder engagieren Leute, die dann für uns drucken. Allerdings ebenfalls zu fairen Bedingen: Wasser, Brot und alle sechs Stunden Pinkelpause, hehe.
Wie kontrolliert ihr die Herkunft beziehungsweise die Verarbeitung?
Marco: Das ist natürlich schwierig und wird oft versucht, als Totschlag-Argument gegen bio-faire Produkte einzusetzen. Unsere Zulieferer sind von Organisationen wie der Soil Association, Control Union und Ecocert zertifiziert. Darauf verlassen wir uns - und auf den guten Ruf unserer Zulieferer in der Bio-Szene. Natürlich besteht auch hier die Möglichkeit, verarscht zu werden.
Olaf: Wir lassen uns von unseren Herstellern verbindlich bestätigen, dass die Ware "sweatshop free" hergestellt und ökologische Baumwolle verwendet wird.
Swen: Bei den Shirts haben wir den direkten Draht zur Fabrik und bei No Sweat und Adbusters glauben wir denen einfach mal.
Measy: Wir hatten bisher nicht die Zeit und die Möglichkeit, die Produktionsstätten selbst zu besuchen und müssen uns daher auf die schriftlichen Angaben der Hersteller und entsprechender Zertifizierungsgremien verlassen.
Alex: Wir haben uns hier allerdings nie abwimmeln lassen oder mit wohlgemeinten Floskeln zufrieden stellen. Bei einigen Herstellern haben wir immer wieder genauer nachgefragt und viele wichtige Infos gesammelt. Sollten wir irgendwann genügend Zeit und Geld haben, werden wir auf jeden Fall mal das Werk unseres Hauptherstellers besuchen.
Maggi: Von einigen unserer "Kernmarken", zum Beispiel Fruit of the Loom und Continental Clothing, habe ich ein schriftliches Statement zu den Arbeitsbedingungen und der umweltfreundlichen Textilproduktion, zum Teil unterschrieben und gestempelt. Natürlich können wir dies nicht vor Ort kontrollieren, aber es ist mehr, als von den meisten anderen Lieferanten zu bekommen war.
Wie gestaltet sich exemplarisch die Kalkulation eines bedruckten T-Shirts, wie macht sich also der Unterschied bemerkbar zwischen konventionell und Sweatshop einerseits und andererseits öko und fair?
Marco: Zahlen? Darüber spricht doch keiner, haha. Als ich das Ganze Mitte 2006 auf den Weg gebracht habe, bin ich von einer in der Punk-Szene nicht ganz unbekannten Druckerei gefragt worden, was ich eigentlich mit meinem Ökozeug will: bei ihnen könnte ich Fruit of the Loom-Shirts mit beidseitigem Druck für deutlich unter drei Euro pro Stück bekommen. Die reinen Produktionskosten für ein Sunimar-Shirt sind heute etwa drei Mal so hoch.
Olaf: Hier kann ich dir leider nicht weiterhelfen, da wir generell keine Sweatshop-Ware verwenden und alle unsere Shirts "Öko Tex" getestet sind. Bio-Shirts sind aufgrund der höheren Herstellungskosten der Baumwolle etwas teurer und da müssen wir den erhöhten Einkaufspreis an unsere Kunden weitergeben.
Swen: Wir machen keinen Unterschied. Wir schlucken das Ganze, indem wir auf die Gewinnmarge verzichten. Oder anders herum, diejenigen, die bei uns den üblichen Plunder kaufen, haben davon keinen Preisvorteil und finanzieren den korrekten Teil.
Measy: Wir berechnen grundsätzlich die Druckkosten getrennt von den Textilien. Unsere Kunden sehen dann ganz genau den Preisunterschied der einzelnen Textilien.
Alex: Selbstverständlich sind die sweatshopfreien Textilien teurer, das liegt in der Natur der Sache. Allerdings ist der Preisunterschied nicht so groß, wie gemeinhin angenommen. Ein sweatshopfreies T-Shirt ist sicher keine Prestige- oder Luxusware, die paar Euro sind die Sache in jedem Fall wert.
Maggi: Ich weiß nicht, wie andere ihre Kalkulation mit Druck, Lager, etc. machen, aber der Unterschied ist am blanken Shirt schon deutlich auszumachen: hier als Beispiel ein 165g-Shirt, Rohwarenverkaufspreis, alles ungefähre Preise. Made in China: 1,00 Euro; made in Bangladesh: 1,50 Euro; made in Turkey mit Zertifikat: 2,50 bis 3,50 Euro; Fairtrade made in USA: 4,50 Euro; zertifiziert von der Fairwear Foundation: 4,20 Euro; zertifiziert von der Fairwear Foundation und aus Ökobaumwolle: 5,50 Euro. Hinzu kommen dann Druckkosten, gegebenenfalls Lizenzen und Vertriebskosten - und natürlich das, was alle wollen: der potenzielle Gewinn. Und wie man sieht, je schlechter die Herkunft, desto mehr Gewinn für den Verkäufer bedruckter Shirts.
Gibt es eurer Meinung nach einen Grund, weshalb eine bekannte Band bei T-Shirt-Preisen auf Konzerten von 15 bis 25 Euro auf faire Shirts verzichten sollte?
Marco: Ähm ja, Gewinnmaximierung? Fehlendes Bewusstsein ist natürlich auch ein Grund. Außerdem gibt es in der Punkszene ja schon lange die schlaue Formel, nach der besonders billig auch besonders antikapitalistisch ist. Wie was hergestellt wurde, interessiert dabei keine Sau. Im Ernst, es ist natürlich ziemlich armselig, wenn Bands mit politischen Texten Sweatshop-Shirts verkaufen.
Swen: Also, bei diesen T-Shirt-Preisen kann man eigentlich nicht auf faire Biotextilien verzichten. Gerade für Bands, die große Stückzahlen, also zig Tausend bedrucken, ist der Textilpreis an sich der kleinste Faktor in der Kalkulation. Anders sieht es in dem Bereich unter 15 Euro Endverkaufspreis aus. Da schrumpfen die Margen doch gewaltig. Da muss ich die Frage anders herum stellen. Muss denn jedes bedruckte Shirt so billig sein? Kann man nicht lieber mal eins weniger kaufen oder zwei Bier am Abend weniger trinken?
Measy: Der Grund ist sicherlich der höhere Gewinn bei günstigeren Textilien. Allerdings ist auch bei sweatshopfreien Textilien ein T-Shirt-Preis von 25 Euro für mich nicht zu rechtfertigen.
Alex: Je mehr Zwischenhändler an einem Produkt beteiligt sind, desto höher wird der Preis. 15 Euro für ein fair gehandeltes Shirt sollte zu machen sein, vor allem für große Bands. Einen Preis von 25 Euro für ein T-Shirt kann ich mir selbst bei großzügiger Kalkulation nicht erklären.
Wie seht ihr ganz allgemein die Marktsituation, wie sind eure Prognosen?
Marco: Gerade kommt ein Hype ins Rollen und es ist zu hoffen, dass der eine Weile anhält oder sich sogar festsetzt. Festsetzt in dem Sinne, dass auch in normalen Shops bio-faire Kleidung zu haben ist. Denn man muss ja ehrlich sagen, dass ein, zwei oder drei neue Sunimars nicht viel ändern. Wäre natürlich schön, wenn sich auch in der Punk/HC-Szene was tut. Ihr seid mit euren Shirts und diesem Artikel hier ja schon ganz gut dabei.
Olaf: Letztendlich liegt es an den Verbrauchern, ob weiterhin Shirts aus Sweatshop-Produktion verkauft werden. Seid kritisch, fragt nach und wenn ihr euch nicht sicher seid, Finger weg!
Swen: Wir merken, viele Leute haben definitiv Interesse an dem, was sie am Leib tragen. Genauso vielen ist es scheißegal, woher ihre Chucks, Docs oder Shirts kommen. Aber wenn Preis und Optik stimmen, nehmen auch die die Alternativen an. Und daran werden wir arbeiten. Allerdings ist der Weg lang und das Umdenken frisst ganz schön unsere finanziellen Möglichkeiten ... aber was soll's, wir sind ja noch jung.
Measy: Das Thema "Fair Trade & Sweatshopfree" ist in letzter Zeit in aller Munde und immer mehr Bands und Merchandising-Hersteller legen Wert darauf oder bieten diese Option an.
Alex: Das Bewusstsein dafür wird wachsen in unserer Szene, dessen bin ich mir sicher. Auch Bands und Druckereien werden an den Argumenten auf Dauer nicht vorbeikommen. Ob das allerdings auch in der breiten Masse Wirkung zeigen und zu einem veränderten Konsumverhalten führen wird, bleibt abzuwarten. Aber ich bin guter Dinge, dass sich dieser "Geiz ist geil"-Quatsch irgendwann für sehr viele Menschen erledigt hat.
Maggi: Das Bewusstsein verbessert sich, die Leute legen mehr Wert auf Öko und Fairtrade, dennoch wird das Shirt aus ökologisch angebauter Baumwolle für den großen Merch-Bereich schlicht und einfach zu teuer sein. Wir haben in den nächsten Jahren eh massiv mit Billigproduktionen aus China zu kämpfen. Aber wer nur einen geringen humanistischen Anspruch hat, lehnt diese Produkte ab und achtet auf eine faire, ökologische Herstellung der Shirts - und natürlich aller anderen Sachen, die man so kauft. In Öko-Läden und bei linken Vertrieben gibt es ja schon die ganze Zeit "fair hergestellte" Kleidung, das ist jetzt nur mit der riesigen Werbekampagne von American Apparel auch in der Mode- und Musikszene trendy geworden. Also der Kunde kann ganz klar was erreichen, von den Kosten her ist es eigentlich für jeden erschwinglich, ein "fair" hergestelltes Shirt anstelle eines "made in Bangladesh" zu nehmen. Wobei man natürlich anmerken muss, dass es bestimmt auch in Bangladesch faire Betriebe gibt ...
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #74 Oktober/November 2007 und Joachim Hiller