NITRO 17

Foto

Sexoine, No Drugs And Punk’n’roll

NITRO 17 aus Berlin – mit All-Star-Besetzung um den Ex-MAD SIN-Gitarristen Tex Morton – haute vergangenen Herbst ein erfrischendes und abwechslungsreiches Erstlingswerk in die Rock’n’Roll-Manege und nahm damit gleich mal allen Nörglern und Style-Polizisten den Wind aus den Segeln, denen Attitüde stets wichtiger ist als die Musik. Denn die Band setzt in erster Linie auf ihre musikalischen Erfahrungen, vor allem was ihre Live-Auftritte angeht, und erst viel später kommen noch ein wenig „sex and drugs“ dazu, quasi als Bonus-Feature. Einmal losgelassen, haben die vier seit der Gründung im Jahre 2004 schon so manch träge und lahme Hüfte zum Schwingen, respektive Rocken gebracht. Das aktuelle Werk „Onto The Other Side“ ist vor allem jenen zu empfehlen, die neben gereifter musikalischer Finesse auch im „Alter“ nicht auf rüden, jugendlichen Esprit verzichten wollen oder können. Rock’n’Roll jederzeit und Berlin ist dessen Hauptstadt, alles klar? Bassist Ralf antwortete auf meine Fragen.

Ralf, man könnte meinen, euer kreatives Potenzial sei durch Vorgänger- und Seitenprojekte bereits ausgeschöpft. Hört man jedoch die neuen Songs, scheint ihr momentan sehr „hungrig“ zu sein, es brennt offensichtlich wieder.


Stimmt genau, wir haben in „Onto The Other Side“ alles reingepackt, was wir in unseren anderen Bands so bisher nicht realisieren konnten, da die Grenzen da ja etwas enger gesteckt sind beziehungsweise waren. Also konnten wir uns hier mal wieder so richtig auslassen und haben richtig Freude daran.

Euren Heimathafen würdigt ihr in „Berlin“ ausführlich, aber wo auf dieser Erde fühlt sich euer Rock’n’Roll-Herz noch zu Hause?

Eigentlich auf allen professionellen Bühnen dieser Welt, egal, ob groß oder klein, aber Berlin ist natürlich schon sehr geil, gar keine Frage! Da kommen wir her, da kennt man uns und wir euch, haha!

Mr Morrissey scheint einen nicht geringen Einfluss auf den „Nitro-Sound“ zu haben. Könnte man die SMITHS als große Vorbilder von euch bezeichnen?

Möglicherweise unbewusst für unseren Sänger Jo, die beiden verbindet, glaube ich, so einiges, haha! Klar, gewisse Parallelen sind einfach nicht von der Hand zu weisen und der eine hört eben mehr und der andere weniger THE SMITHS bei unserem Sound heraus.

Das Presseinfo lobt euch für den Verzicht auf die typischen Klischees, spricht von Reife. Welche „unschönen“ Erlebnisse führten denn hierzu? Und braucht es überhaupt Sex und Drogen?

Wie gesagt, wir haben mit dieser Scheibe kein konkretes Motto verfolgt oder so was, das spiegelt sich natürlich auch im Artwork wider. Unschöne Erlebnisse haben nicht dazu geführt, eher das Gegenteil! „Sex and drugs“? Es liegt immer an den Leuten selber, denke ich mal. Wenn die Musik rockt, kann sie auch für sich sprechen, ohne diese blöden Klischees, die immer alle hören und sehen wollen.

Natürlich kommt die Frage zu euren Vorgänger- und Seitenprojekten: Was läuft derzeit noch parallel zu NITRO – oder liegt der Fokus ganz auf der 17?

Also ich spiele immer noch bei SPO-DEE-O-DEE, Stephane ist in einer Calypso-Band – kein Scherz! Jo ist mittlerweile ein sehr gefragter Fotograf und Tex hat die KAMIKAZE QUEENS, außerdem spiele ich mit ihm bei ROB RYAN, einer Roadhouse-Rockband erster Sahne mit stilechtem amerikanischem Sänger. Wir sind also bestens beschäftigt.

Auch wenn wir gerne an Vergangenem festhalten, muss man zugeben, dass die Szene ständig in Bewegung ist und gute neue Acts zu Tage bringt. Welche „Neulinge“ sorgen bei euch für Begeisterung?

Da kann ich nur für mich sprechen: TIGER ARMY und DOMESTIC BUMBLEBEES begeistern mich. Aber da wir uns nicht so sehr an einer, „unserer“ Szene orientieren, gibt es da auch viele andere Bands, wie zum Beispiel die KAISER CHIEFS oder auch VOLBEAT, und natürlich immer wieder die großartigen LIVING END, hell yeah!

Wollt ihr momentan eher die erspielten Lorbeeren genießen oder seid ihr gedanklich schon beim Nachfolgewerk?

Also, für uns heißt es derzeit erst mal spielen, spielen, spielen und riesigen Spaß dabei haben. Es gibt natürlich schon wieder Ideen, eine Menge sogar, aber die müssen erst mal warten, jetzt sind erst mal die Bühnen der Nation dran – ich hoffe wir sehen uns.