Wenn Musiker von ARCH ENEMY und SOILWORK ihre Liebe zum Classic Rock der Achtziger ausleben, kann man schon mal hinschauen. Gitarrist David Andersson geht mit uns mal die Diskografie der Schweden durch.
„Internal Affairs“ war 2012 euer erstes Album. Wart ihr zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht eher ein Projekt als eine richtige Band?
Als unser Sänger Björn Strid und ich THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA gründeten, war die Idee immer, dass es eine richtige Band sein sollte. Und so fühlte es sich auch von Anfang an. Wir hatten eine Menge Spaß, die Chemie stimmte menschlich und musikalisch schon bei der ersten Probe. Uns ging es immer um die Musik und die Zeit zusammen, selbst ohne kommerziellen Erfolg, denke ich, gäbe es NFO noch. Zu Beginn war es aber das reinste Selbstmordkommando: Niemand in der Musikindustrie wusste etwas mit uns anzufangen, niemand traute sich, Geld in die Band zu stecken. Bereit, das Risiko einzugehen, war bloß ein kleines italienisches Label namens Coroner Records, dafür werden wir für immer dankbar sein. Das erste Album nahmen wir mit sehr kleinem Budget auf, aber es war eine der tollsten Erfahrungen in meinem Leben als Musiker, wir mussten also weitermachen.
2015 kam dann „Skyline Whispers“. Was hatte sich seit dem Debüt verändert?
Wir hatten eine klarere musikalische Vision von dem, was wir als Band zu leisten imstande waren. Und wir haben die Grenzen unseres Sounds weiter ausgelotet, es ist abwechslungsreicher als „Internal Affairs“. Ich bin immer noch sehr stolz auf „Skyline Whispers“, gerade als Songwriter. Bezogen auf unseren kommerziellen Status hatte sich gar nicht viel getan. Wir haben ein paar Shows gespielt, ein paar Leute kannten uns, aber für uns zählte eigentlich in erster Linie für den Spaß und die Liebe zur Musik.
„Amber Galactic“ wurde 2017 von Nuclear Blast veröffentlicht. Ich kann mir vorstellen, das hat einiges geändert.
Oh ja. Wahrscheinlich der wichtigste Schritt in unserer Karriere. Bei Nuclear Blast zu unterschreiben und „Amber Galactic“ dort zu veröffentlichen, hat uns erlaubt, richtige Touren und Festivals zu spielen und viel mehr Leute zu erreichen. Es war fantastisch und ist es noch. Obwohl Björn und ich noch bei SOILWORK aktiv sind und Sharlee bei ARCH ENEMY, ist es mit NFO doch anders, da ist nicht dieses Gefühl von Verantwortung.
„Sometimes The World Ain’t Enough“ erschien dieses Jahr. Es scheint, als würdet ihr ständig an euren Sound arbeiten. Wie geht ihr vor? Ist es mehr der Anspruch, eine moderne Version von klassischen Rocknummern zu schreiben, oder sollen die Songs so klingen, als hätten sie von damals sein können?
Unser Ziel ist es, Musik zu schreiben, die es so noch nicht gegeben hat. Wir haben nicht die Absicht, alte Bands nachzuahmen, sondern wollen alle Einflüsse dieser Ära einfangen, sei es Metal, Disco, Fusion, um daraus etwas Neues zu machen. Es gibt viele Bands, die probieren, bestimmte Vorbilder zu imitieren, und auch wenn das schon mal beeindruckend sein kann, ist es doch nicht wirklich kreativ.
Mit jeder Platte wächst euer Line-up. Wann werden THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA zu einem echten Orchester?
Das wäre so fantastisch wie furchtbar. Ich persönlich tue mich schwer damit, wenn wenn Hardrocker versuchen, ein Symphonieorchester in ihren Sound mit einzubauen. Man sollte akzeptieren, dass man eine Rockband ist, und das Beste daraus machen. Es gibt Symphonieorchester aus einem Grund, und der ist nicht, dass sie mit METALLICA spielen.
© by Fuze - Ausgabe #73 Dezember/Januar 2018 und Dennis Müller
© by Fuze - Ausgabe #70 Juni/Juli 2018 und Dennis Müller