MY AWESOME MIXTAPE kommen aus Bologna und machen laut Presseinfo irgendwas mit Indierock. Hübsch anzusehen sind die Jungs schon mal und live sollen sie eine Bombe sein. So raunt man. Frontmann Maolo Torreggiani wirkt mit wildem Lockenkopf, Nerd-Style und Tonnen von Bühnenenergie herrlich exzentrisch und sympathisch uneitel. Im Gespräch erklärt er, warum MAM gar kein Indierock sind sondern Pop. Ein Frage-Antwort-Spiel über große Brillen, Straight Edge und natürlich Mixtapes.
Als ich zum ersten Mal von euch gehört habe, dachte ich, ihr wäret ein paar nette, hübsche Indie-Jungs, die nette, hübsche Indie-Musik machen. Könnte an euren Pressefotos gelegen haben oder an eurem Bandnamen. Umso überraschter war ich, als ich euer aktuelles Album gehört habe, das sehr schwer klingt, sehr intensiv und etwas dunkel, mit gelegentlichen HipHop-Momenten. Gefällt es euch, Leute zu überraschen?
Absolut. Jemanden zu überraschen ist großartig. Aber unser eigentliches Ziel ist es, durch unsere Live-Shows die tiefsten Gefühle der Leute zum Vorschein zu bringen. Das ist für viele oftmals auch sehr überraschend. Wir sind sehr leidenschaftlich, wenn wir live spielen, wir wollen die Zeit auf der Bühne ganz intensiv nutzen.
Wie würdest du euren Musikstil beschreiben?
Es ist schwierig, unsere Musik einem speziellen Genre zuzuordnen. Wir wollen so viele Menschen wie möglich erreichen und ich glaube, in diesem Sinne lässt sich unsere Musik am ehesten als Pop beschreiben.
„How Could A Village Turn Into A Town“ ist euer zweites Album. Was unterscheidet es von eurem Debüt?
„How Could A Village Turn Into A Town“ zeigt einen reiferen, differenzierteren Blick auf das Leben in der Großstadt. Es geht darum, wie Gefühle, die das Leben in der Stadt produziert und mit sich bringt, sich auf jemanden auswirken und wie sie die Menschen inspirieren. „My Lonely And Sad Waterloo“ hingegen hat sich mehr auf persönliche Ansichten über die Liebe und Probleme konzentriert.
Welche Bands oder Künstler haben dich beeinflusst?
Das ist nicht einfach zu sagen. Die Musik, die ich privat höre, hat nicht viel zu tun mit der Musik, die ich mit MY AWESOME MIXTAPE mache. Momentan stehe ich zum Beispiel extrem auf Folk, aber es gab eine Zeit, in der ich verrückt nach HipHop war, nach dieser ganzen Kultur. Ich glaube, das sind die zwei Musikstile, die mich am meisten beeinflusst haben.
Vom Schnurri bis hin zur Geek-Brille: Du scheinst den Nerd-Style regelrecht zu zelebrieren. Bist du wirklich ein Nerd oder tust du nur so?
Ich bin kein Nerd, kein Stück. Ich trage diese riesige Brille nur, weil ich kurzsichtig bin. Aber nur, weil ich kurzsichtig bin, bin ich ja nicht gleich ein Vollhorst, oder? Haha.
Erzähl mal was zur Indie-Szene in Italien. Welche Bands würdest du empfehlen?
Es gibt viele sehr gute Bands in Italien, die ich euch gern ans Herz legen würde. Zum Beispiel JULIE’S HAIRCUT, BLAKE/E/E/E und SETTLEFISH, die auch vor kurzem noch in Deutschland gespielt haben. Leider gibt es sowohl von der italienischen Regierung als auch von großen Institutionen wenig Unterstützung für Bands, so dass die Musikkultur in Italien nicht so ausgeprägt ist.
MY AWESOME MIXTAPE ist der schönste Bandname, den ich seit langem gehört habe. Haltet ihr die Mixtape-Tradition wirklich aufrecht und nehmt Kassetten für eure Freunde und eure Mädchen auf?
Ehrlich gesagt, mache ich Mixtapes nur für mich. Ich bin ziemlich egoistisch, was das angeht. Leider habe ich bisher nicht mal meiner Freundin ein Mixtape gemacht. Ich schreibe ihr lieber Briefe oder koche etwas Leckeres für sie.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #87 Dezember 2009/Januar 2010 und Enna Bonny
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #86 Oktober/November 2009 und Sebastian Wahle
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #78 Juni/Juli 2008 und Sebastian Wahle