Man könnte das Übliche schreiben über Herkunft und Stil, doch will ich dem entgehen, denn weder MIYAGIs Heimatstadt noch vergleichbare Bands werden ihnen gerecht. MIYAGI sind keine Briten und nein, sie sind nicht der zweite Teil von FUYJIA, aber auf dem guten Weg sich in diese Reihe einzugliedern. Nach ihrer ersten selbstbetitelten EP, die dem Sommer ein paar graue Wolken nahm und mir ein Lächeln ins Gesicht zauberte, ist nun ihr erstes Album erschienen. Früher waren MIYAGI eine Instrumentalband und Sänger Stefan saß am Schlagzeug. Vieles hat sich geändert und statt drei Leuten, stehen nun fünf auf der Bühne und offenbaren eine knallharte Bandbreite an discoaffiner Indie-Musik. „Hydraulic Son“ schließt direkt an die vorangegangene EP an. MIYAGI sind mehr als eine Band, die einfach nur Indie klingt, und auch mehr als „coole Beats, britischer Akzent und enge Hosen“. Ich traf die fünf Münsteraner in Berlin, wo sie als Support von THE GASLIGHT ANTHEM fungierten.
Stellen wir uns mal vor, wir sitzen in einer Vorstellungsrunde und keiner der Anwesenden hat einen blassen Schimmer, was sich hinter MIYAGI verbirgt. Was würdet ihr sagen?
Stefan: MIYAGI gibt es seit 2004, damals waren wir noch zu dritt und haben instrumentale Musik gemacht, aber alles so mehr nach vorne. Es war ab und an auch etwas atmosphärisch, aber doch eigentlich mehr in die Fresse. Irgendwann wurde dann immer mehr nach einem Sänger gefragt, weil es wohl doch teilweise relativ langweilig wurde, obwohl ich die Band, so wie sie damals war, auch sehr mochte. Zur gleichen Zeit wollten wir dann in Hamburg, in Daniels Studio, Songs aufnehmen.
Daniel: Genau, ich hatte mir damals nach der Bundeswehr ein kleines Studio aufgebaut und Felix, mein Cousin, kam dann mit den Jungs an und hat gefragt, ob sie nicht ein paar Songs bei mir aufnehmen könnten.
Stefan: Und dann gab es da ein bestimmtes Lied, bei dem mir auf einmal eine bestimmte Gesangsmelodie eingefallen ist, die ich festhalten wollte, und so habe ich sie dann halt eingesungen. Irgendwie meinten dann alle, die im Studio saßen, das ja wohl klar wäre, wer der Sänger sein sollte. Ich konnte mich an Anfang nicht so mit dem Gedanken anfreunden, weil ich so gerne Schlagzeug gespielt habe, aber als wir wieder in Münster waren und auch nach 300 Sängern keinen passenden gefunden hatten, lief es darauf hinaus.
Ihr wart, wie schon gesagt, mal eine instrumentale Band: Wollt ihr auch weiterhin instrumentale Songs machen oder entfernt ihr euch von euren Anfängen?
Axel: Von unseren Anfängen entfernen wir uns sicherlich nicht. Allerdings befindet sich auf Album „Hydraulic Son“ kein Instrumentalsong. Das hat sich einfach so ergeben. Wir haben jedoch schon darauf geachtet, nicht alles mit Gesang vollzupacken, so dass man hin und wieder auch Momente findet, in denen man sich einfach nur auf die Musik einlassen kann, ohne ständig von irgendwelchen Wörtern bombardiert zu werden. Ob es in Zukunft Songs ohne Gesang geben wird, wissen wir selbst noch nicht. Aber ich schätze mal, dass es immer Augenblicke oder gar ganze Lieder bei uns geben wird, die vordergründig dem Instrumentalspiel gewidmet sein werden.
Nach der EP „Miyagi“ ist nun euer Album „Hydraulic Son“ erschienen. Wie war es für euch, das erste Mal ein Album aufzunehmen? Seid ihr an eure Grenzen gestoßen?
Axel: Nein, eigentlich haben sich keine Grenzen aufgetan. Wir haben, wie schon bei der EP, quasi alles selbst aufgenommen und dann abmischen lassen. Zum Glück haben wir Daniel in der Band, der das alles kann. Er hat letztlich auch beim Abmischen mitgewirkt, so dass wir eigentlich ständig involviert waren. Im Gegensatz zur EP gab es beim Album nur ein paar Termine, an die wir uns halten mussten. Das hat alles etwas strukturierter gemacht – was der Kreativität jedoch nicht geschadet hat. Aber an so etwas wie Grenzen sind wir sicherlich nicht gestoßen. Ganz im Gegenteil: Es hat total Spaß gemacht und uns eher gezeigt, wie weit man darüber hinaus noch gehen kann.
Gab es bestimmte Inspirationsquellen für „Hydraulic Son“?
Axel: Na ja, von Inspirationen kann sich ja niemand freisprechen. Irgendwas ist immer da, was einen musikalisch oder textlich irgendwo hinführt. Aber eine bestimmte Quelle ist da nicht vorhanden. Ich könnte jetzt auch nichts Spezielles nennen, was mich dermaßen angesprochen oder beeinflusst hat, um zu sagen, darüber schreibe ich jetzt ein Lied oder einen Text. Unsere Songs entstehen einfach so. Felix hat mal irgendwann gesagt, dass wir so lange im Proberaum Musik machen, bis wir plötzlich eine Idee einfangen, die im Raum herumschwirrt. Und wenn diese Idee dann erst einmal da ist, läuft die ganze Sache immer ganz schnell. Da muss man nicht groß nach Inspirationen suchen. Inspirationen haben wir eher unterbewusst, ohne sie zu bemerken oder benennen zu können.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #81 Dezember 2008/Januar 2009 und Gina Schwarz
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