MITOTE

Foto

Stimmen in deinem Kopf

München lebt: Bereits seit 2003 spielen MITOTE hier ein großartiges Gemisch aus treibendem Indie-Sound, Punk und tiefgründigen Texten, die so gar nichts mit den hingerotzten Einheitsphrasen vieler deutschsprachiger Bands zu tun haben. MITOTE, das sind Andi (Schlagzeug), Heiner (Bass), Erik (Gitarre) und Matze (Gitarre/Gesang). Wir sprachen mit Matze und Erik über Punk, Vinyl, München – und darüber, was das längst untergegangene Volk der Tolteken mit ihrer Musik zu tun hat.

Ihr werdet gerne in einem Atemzug mit Bands wie OMA HANS, KETTCAR, TURBOSTAAT oder BOXHAMSTERS genannt. Trifft das euer eigenes Bild von eurer Musik?


Matze: Was die Texte und den Gesang betrifft, teilweise schon. Ich persönlich finde es aber sehr schwierig, die Musik, die wir machen, in Schubladen zu stecken oder mit bekannten Bands zu vergleichen. Wobei das schon einige der Gruppen sind, die wir sehr schätzen.

Wo liegen eure musikalischen Wurzeln?

Matze: Als ich anfing, Musik zu machen, hörte ich viel Skatepunk. Damals beeinflussten mich Bands wie NOFX, LAGWAGON, SATANIC SURFERS und die anderen üblichen Verdächtigen. Inzwischen beeinflussen mich alle möglichen musikalischen Richtungen. Das reicht von Hardcore bis Jazz. Meine absoluten Favoriten sind damals wie heute HOT WATER MUSIC und die frühen MUFF POTTER. Wir alle haben einen sehr breiten musikalischen Hintergrund. Andi hört hauptsächlich Hardcore und Metal. Heiner versteckt seine Wurzeln unter seinem Bett in einer millionenschweren Plattenkiste, deren Cover bunt geschminkte Wilde schmücken. Heiner und Erik legen sich was ihre Musikgeschmäcker angeht aber auch sehr ungern fest. Das reicht von JAGA JAZZIST oder MOTORPSYCHO bis hin zu Nina Simone.

Wie wichtig ist Punk heutzutage noch?

Erik: Sehr wichtig, zumindest das, was davon übrig geblieben ist.

Matze: Ich denke, es gibt schon noch eine sehr lebendige Punkszene, wenn auch nicht mehr in der Einigkeit wie zu den Anfangstagen. Da gibt es ja alle möglichen Tendenzen, von Straight Edge bis Oi-Punk, die sich mit der Zeit entwickelt haben. Hier in München zum Beispiel gibt es das Cafe Marat oder auch das Kafe Kult, die den D.I.Y.-Gedanken aufrecht erhalten und sich auch politisch engagieren. Auch Bernd mit seinem kleinen Selfmade-Label Red Can Records ist für mich in dieser Hinsicht Punk. Andererseits ist Punk immer mehr zur Popkultur geworden.

Wie kam es zur Gründung von MITOTE?

Matze: Vor fünf Jahren spielte ich mit Andi zusammen bei MA’STARS. Zu der Zeit hörte ich besonders viel deutschsprachigen Punkrock wie EL MARIACHI und TAGTRAUM. Ich wollte unbedingt wieder in einer Band singen. Bei MA’STARS spielte ich Gitarre. Außerdem hatte ich keine Lust mehr auf reines Hardcore-Geknüppel. Ich fing an, zu Hause mit der Akustikgitarre Lieder mit deutschen Texten aufzunehmen. Dann fragte ich Andi, ob er Schlagzeug dazu spielen will. Wir nahmen fünf Songs auf und hatten Lust, mehr daraus zu machen. Daraus entstand MITOTE. Der Basser war dann auch recht schnell gefunden. Das war anfangs Christoph Baumer. Später kam Erik, ein Freund von Andi, als zweiter Gitarrist dazu. 2006 ersetzte Heiner Christoph am Bass, weil der sich mehr aufs Jonglieren als auf die Musik konzentrieren wollte.

Was bedeutet überhaupt „Mitote“?

Matze: „Mitote“ steht für die Stimmen in deinem Kopf, die alle gleichzeitig versuchen, zu dir zu sprechen. Ich las ein Buch über die Tolteken, in dem der Begriff „Mitote“ auftauchte. Mit seiner Bedeutung fand ich dieses ungewöhnliche Wort für unsere Band sehr passend.

Eure Texte sind sehr individuell. Was verarbeitet ihr da?

Erik: Uns beeinflusst, was uns täglich umgibt und womit wir uns zwangsweise auseinandersetzen müssen. Das können ganz verschiedene Themen sein, von persönlichen Erlebnissen über Missstände in unserer nahen und ferneren Umgebung. Es kann aber genau so gut nur ein Geistesblitz sein, der einen bei einem guten Buch oder bei einem schlechten Film trifft, der dann zu einem Text wird.

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Red Can Records?

Matze: Bernd Hofmann, der Mann, der hinter Red Can steht, trafen wir immer wieder auf Konzerten in München. Er brachte damals das Debütalbum von PURREN raus, der Band, mit der wir unseren Basser teilen. Bernd gefielen unsere Sachen. Als wir die Aufnahmen für unser erstes Album fertig hatten, sprachen wir ihn an, ob er nicht Lust hätte, was mit uns zu machen. Er brachte dann unser Debüt „Starter“ heraus.

Red Can ist ja eigentlich für seine Vinyl-Veröffentlichungen bekannt. Wieso erscheint „Folger“ als CD?

Matze: Das war für uns eine finanzielle Frage. Und es kostete uns ganz schön viel Überredungskunst, Bernd für diese Alternative zu gewinnen.

Wie sinnvoll ist Vinyl denn heute noch?

Erik: Das muss wohl jeder für sich entscheiden beziehungsweise eben die Plattenfirmen, solange es sie noch gibt. Ökonomisch wie auch ökologisch ist Vinyl ein totales Desaster!