Mit dem gleichnamigen „DDR-Ferrari“ haben die Garage-Rocker MELKUS maximal den Lebensmittelpunkt im Osten der Republik gemein. 2018 aufgrund eines Kleinanzeigenkontakts gegründet, liegt mittlerweile das herausragende titellose Debüt vor. Zeit, ein paar Worte zu wechseln.
Ihr spielt ja auch in anderen Bands – was unterscheidet MELKUS davon?
Andreas: Weniger denken – mehr machen! Dennoch nehmen wir uns Zeit, Sachen auszuprobieren oder auszuformulieren. Wir machen alles DIY, ich glaube, das macht MELKUS auch aus.
André: Ja, keine verkopften Strukturen, sondern einfach drauflos!
Andreas: Es war am Anfang nicht das Ziel, eine Band zu gründen. Benza und ich wollten einfach nur Mucke machen!
Wie entstehen die Songs bei euch?
Benza: Ich bringe keine fertigen Stücke mit in den Proberaum, sondern irgendwelche Riffs und dann probieren wir einfach rum.
Andreas: Meistens kommt Benza mit einem Bassriff um die Ecke und dann schwebt mir oft schon ein Beat im Kopf – so haben wir schon mal Drums und Bass.
Nicky: Ich probiere dann einfach bisschen rum, was so mit der Gitarre passieren kann – fertig geschrieben wurde die Gitarre dann auch erst während des Aufnahmeprozesses.
André: Da ich bei den Proben meistens nicht da bin, durch die Entfernung, schicken mir die Jungs immer eine Handyaufnahme und ich bin dann immer geplättet und muss schauen, was da gesangstechnisch passen kann.
Aufnahmetechnisch seid ihr nicht den sterilen Möglichkeiten der modernen Technik erlegen. Wie kamt ihr auf die Idee mit dem garagigen Studiosound?
Nicky: Sterilität sollte es im Punk ja auch nicht geben, davon lebt das ja.
Andreas: Ja, wir wollten einfach alles von Anfang an selber machen, da uns das, was wir bis dato gemacht und aufgenommen hatten, auch einfach etwas zu steril war, deswegen haben wir lieber die Kohle gespart, die wir sonst in einem Studio ausgegeben hätten, und in Equipment investiert, das nicht jeder hat.
Mit „Battle royal“ gibt es einen Bonustrack – warum ein Bonustrack?
Andreas: Wir haben am Anfang einfach viel herumexperimentiert und „Battle royal“ – das sind ja zwei Stücke – waren die ersten beiden Songs, die mit Benza entstanden sind. Wir wollten einfach ausprobieren, auf was wir Bock haben, und da kam Zippy von FCKR um die Ecke und hat dem Song direkt seinen Deckel aufgesetzt! Das Gleiche haben wir dann noch mal mit den Bläsern von HOT SENSATION veranstaltet, einfach nur, weil wir Bock hatten, mal was mit Bläsern zu machen. Das ist dann alles allerdings nicht in den Hauptfokus gerückt. Demnach ist „Battle royal“ schon anders als die restlichen MELKUS-Sachen und da haben wir uns entschieden, die Hörer zu „überraschen“.
Als musikalischer Einfluss wurde mir unter anderem „Disco“ genannt – wer bringt das mit rein und wie spiegelt sich das?
Nicky: Ich glaube, wenn man sich unsere Klamotten so anschaut, sind wir alle ein bisschen Disco unterwegs.
Andreas: Du brauchst eben einen straighten Beat zum Tanzen und Disco ist ja auch nicht nur Giorgio Moroder.
Benza: Ich wollte einfach nur Mucke machen, bei der die Punks Bock haben hrumzuspringen, und ich denke, dass uns das gelungen ist.
Was hört ihr denn selbst gern?
André: Meine All-time Favorites sind definitiv NEW BOMB TURKS, THE VICIOUS, LIMP WRIST und RADIOACTIVITY!
Andreas: Wenn ich mich entscheiden müsste, was mich richtig aus der Haut fahren lässt, dann SAXON, ABBA, BLACK SABBATH und THE SPITS.
Nicky: THE HELLACOPTERS gehen immer! Ansonsten gerade viel Sixties-Beat à la THE SONICS.
Benza: BIG BLACK und POND – aber die DDR-Band!
Empfehlungen für gute Bands aus eurer Region?
Andreas: Oh, das ist schwierig, es gibt echt viele Bands und die sind auch mittlerweile alle Freunde geworden, aber aus Leipzig haben wir da etwa BRENNENDER ASPHALT, SUCKCESS und FCKR.
Benza: Wir gehen auch meistens auf irgendwelche kleinen Konzerte – als es die noch gab – und lassen uns einfach überraschen. Aber ich denke, dass man DON VITO auf jeden Fall nennen sollte.
Nicky: WELCOME INSIDE THE BRAIN und die Dresdner OCASO würde ich nennen!
Was sind eure nächsten Pläne?
André: Kick some asses! Haha.
Nicky: So richtig konkrete Pläne gibt’s nicht – wir lassen uns einfach ein bisschen treiben.
Andreas: Spielen natürlich! Aber am Ende wollen wir eigentlich alle einfach abhängen und Mucke machen. Das ist nur gerade schon schwierig durch die räumliche Trennung wegen der Pandemie ...
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #156 Juni/Juli 2021 und Michael Schramm
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