Mit ihrem zweiten Studioalbum präsentieren die Schweden erneut einen düsteren Sound, der viele Einflüsse offenbart. Schlagzeuger Fred Forsberg spricht über die zentralen Elemente der Band.
Dass man MASS WORSHIP nicht klar einer Kategorie zuordnen kann, ist für Fred Forsberg kein Problem. „Um ehrlich zu sein, ist es mir ziemlich egal, wie die Leute uns einordnen, denn unser Kern liegt darin, dass wir Metal machen.“ Im Sound finden sich dennoch etliche Einflüsse, die neben Aspekten von schwedischem Death Metal, MESHUGGAH-esken Grooves und Downtempo-Ansätzen auch eine Thrash-Metal-Seite offenbaren. Auf „Portal Tombs“ geht die Band einen Schritt weiter und liefert einen Sound, der laut Fred für jeden Metal-Fan etwas zu bieten hat. „Wir haben uns diesmal vorgenommen ein Album zu schreiben, das melodischer und progressiver ist als ‚Celestial‘, aber konzise und direkt bleibt, insbesondere was die Vocals betrifft.“ Diese Direktheit des Gesangs, der seine Message klar artikuliert, adaptierte die Band jedoch nicht von anderen Metalbands, sondern aus einer anderen Musikrichtung. „Die Dringlichkeit der Vocals ist etwas, das wir aus dem Punk übernommen haben. Kurze, prägnante Vocals, die nur wenige Lyrics umfassen, um die Aussage nicht zu verwässern. Das ist ein Einfluss, den wir nicht ablegen können und definitiv ein Schlüsselelement in unserem Sound. Denn eigentlich sind wir alle Punks und haben ursprünglich alle in Punk- und Hardcore-Bands gespielt. Metal ist für uns nur ein Vehikel, das wir nutzen. Im Metal es gibt mehr Raum, um Klangsphären zu erforschen und zu tun, was immer wir machen wollen“, so Fred.
Freiheiten
Dass sich die Band von der Direktheit der Vocals abgesehen vom Punk jedoch weitestgehend entfernt hat, liegt für den Schlagzeuger am limitierten Horizont dieser Musik. „Es macht Spaß, Punk zu spielen, aber es ist zu sehr in einer Box, um ehrlich zu sein. Es ist unfassbar schwer, vielleicht gar nicht möglich, den Punk noch mal neu zu erfinden. Metal ist mehrdeutiger, was die Emotionen betrifft, und hat eine generelle Komplexität, die einem mehr Freiraum gibt als Punk.“
Ein weiterer Schlüsselaspekt in der Musik von MASS WORSHIP ist die düstere Stimmung, die im Sound der schwedischen Band omnipräsent ist. „Ich denke, das liegt daran, dass ich auch die Welt auf diese Art und Weise sehe“, sagt Fred. „Ich nehme mir nicht vor düstere, traurige Musik zu schreiben, aber habe viele dieser dunklen Gefühle in mir, die nach draußen möchten. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir in einer Gesellschaft leben, die die Möglichkeit verloren hat, ihre Situation zu ändern. Auf unserem Album geht es eben darum: nach einem Sinn oder einer Bedeutung zu suchen in einer sinnlosen, bedeutungslosen Welt. Das sind die Fragen, mit denen ich am meisten resoniere, sei es in der Musik oder in Filmen. Diese Fragen zu kommunizieren, ist die wahre Aufgabe von MASS WORSHIP.“
Zeit
Die Vielschichtigkeit in der Musik von MASS WORSHIP benötigt Zeit und stößt bei vielen auf Unverständnis. „Es ist wichtig, eine Balance zu halten. Manche sagen, unsere Musik sei zu radiotauglich, sobald ein Song catchy ist und eine klare Struktur aufweist. Ein anderer Song hingegen wirkt manchen wieder zu progressiv.“ Man könne nicht alle zufriedenstellen, wobei auch der aktuelle Zeitgeist dem entgegensteht, wie Fred sagt. „Dinge müssen heutzutage kurz und knapp sein, sobald es komplex wird, sind die Leute überfordert. Unsere Musik benötigt nun mal mehr Aufmerksamkeit als ein TikTok-Video. Mir geht es darum, dass die Menschen es sich erlauben, sich Zeit zu nehmen, denn erst dann können Emotionen entstehen. Natürlich gibt es genug Menschen, die sich diese Zeit nicht nehmen werden, weil es ihnen nicht wichtig ist.“ So verhält es sich mit der Musik ähnlich wie dem Herstellen eines eigenen Weines, was für Fred auch den Prozess des Songwritings widerspiegelt. „Der Wein hat am Ende vielleicht etwas Kork, ist ein wenig unkonventionell und ist etwas, das sich von dem Standardwein, den man bei Lidl kaufen kann, abhebt. Das ist für mich eine Kunst. Ich will kein abgefertigtes Massenprodukt, ich möchte ein bisschen von dem Unperfekten, das komplex ist und seine Zeit benötigt.“
Prominente Unterstützung
Auf dem Album finden sich drei Gastmusiker. Barney Greenway von NAPALM DEATH, Jonas Renkse von KATATONIA und Jonas Stålhammar von AT THE GATES, die allesamt einen direkten Bezug zu MASS WORSHIP haben, so Fred: „Den Kontakt zu den dreien haben wir durch vergangene Touren oder das direkte Umfeld. Das Coolste ist aber, dass diese drei Bands perfekt abdecken, um was es uns geht. NAPALM DEATH bringen die coole Crust- und Punk-Attitüde mit, KATATONIA sind im Kern sehr progressiv und AT THE GATES liefern den melodischen Death Metal.“
© by Fuze - Ausgabe #92 Februar/März 2022 und Rodney Fuchs
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