MARY’S KIDS aus Stockholm gehören zu jener Sorte Bands, deren Name mir immer wieder begegnete, von denen ich aber nie einen Song gehört hatte. Nachdem ich allerdings das aktuelle Album „Say No!“ zum Besprechen bekam, schlug mein Desinteresse schlagartig in Begeisterung um, so sehr haute mich deren mitreißendes Feuerwerk geilsten Siebziger-Punkrocks mit herrlich geschrienem Gesang von den Socken. Nicht unschuldig daran ist der mitreißende Gesang von Sängerin und Gitarristin Mary Currie, vorher Frontfrau bei MENSEN, die mir nach ihrer Europatour im April ein paar Fragen beantwortete.
Mary, es ist recht schwierig, Informationen über euch zu finden. Die Webseite funktioniert nicht und sucht man nach MARY’S KIDS, stößt man fast ausschließlich auf religiöse Seiten. Wollt ihr die Existenz der Band geheim halten?
Haha, nein, wir wollen nicht im Geheimen operieren. Wir haben nur keine Ahnung vom Internet und so weiter. Außerdem hassen wir es, Fotos zu machen. Am liebsten wäre uns, wenn sich jemand bereit erklärte, all dies zu übernehmen – bis auf die Konzerte, denn das ist das Einzige, was wir wirklich selbst machen wollen.
Wie ging es los mit MARY’S KIDS?
Unsere Geschichte ist ziemlich chaotisch. Ich komme ursprünglich aus Oslo, bin aber vor etwa sieben Jahren nach Stockholm gezogen. Zunächst habe ich mit meinen alten Freunden aus Oslo weiter Musik gemacht, was sich aber wegen der Entfernung sehr schnell als zu schwierig entpuppte. Also habe ich begonnen, mit Leuten aus Stockholm zu spielen. Seitdem hat sich so viel getan, dass ich dich nicht mit Details langweilen möchte. Das Wichtigste für mich war es, Leute zu finden, die verstehen, was ich mache, und die zudem noch Lust verspüren, auf Tour zu gehen und soviel wie möglich live zu spielen. Darauf kommt es mir an. Ich will proben, aufnehmen und live spielen. Wir haben gerade unser neues Album „Say No!“ auf No Balls Records in Deutschland und Ghost Highway Recordings in Spanien veröffentlicht. Ansonsten gibt es bereits drei EPs von uns.
Habt ihr schon mal irgendeine Reaktion von den JERRY’S KIDS wegen eures Bandnamens bekommen?
Als ich die MySpace-Seite online stellte, als wir gerade die erste EP veröffentlicht hatten, erhielt ich sehr viele Mails von früheren Roadies und Freunden der JERRY’S KIDS. Einhellige Meinung war, dass das Cover sehr gelungen war und irgendjemand schickte es sogar an Rockin’ Bob Cenci, den JERRY’S KIDS-Gitarristen. Seitdem stehe ich mit ihm in Kontakt und habe ihm die Platten und ein paar T-Shirts geschickt. Ich bekam allerdings tatsächlich auch einige Morddrohungen von JERRY’S KIDS-Fans, die den Witz nicht verstanden haben, haha.
Du warst ja auch bei MENSEN, die zwei hervorragende Alben und jede Menge cooler Singles veröffentlicht haben. Warum habt ihr euch aufgelöst?
Das lag zum einen an meinem Umzug nach Stockholm, der es nahezu unmöglich machte, die Band anständig fortzuführen. Außerdem hatten wir alle auch einfach das Gefühl, dass unsere Zeit vorbei war.
Macht es einen großen Unterschied, in Stockholm zu leben, verglichen mit Oslo?
Ja, ich denke schon. Weißt du, ich bin in Oslo aufgewachsen und meine Familie und alle meine Freunde leben dort, aber es ist auch ein wunderbares Gefühl, wieder ganz von vorne anzufangen. Ich lebe meistens ohnehin in einem kleinen Häuschen in den Wäldern außerhalb Stockholms, wo es ruhig und beschaulich zugeht. Ich mag das – entweder alleine oder auf Tour zu sein. Das Beste aus zwei Welten sozusagen. Was ich allerdings wirklich sehr vermisse, ist die Musikszene in Oslo, denn im Vergleich zu Stockholm gibt es dort einfach viel mehr kleinere Konzertorte oder Bars, wo Bands spielen können.
Euer neuer Bassist heißt Tom de Borst – ist er verwandt mit Dolf de Borst von THE DATSUNS und IMPERIAL STATE ELECTRIC?
Ja, er ist sein kleiner Bruder.
Ihr habt ja auf den verschiedensten Labels veröffentlicht. Wie kam der jeweilige Kontakt zustande?
Ich habe ganz klassisch CDs, Mails und Briefe an jeden geschickt, der mir einfiel, haha.
Was hat dich damals bewogen, in einer Punkband zu singen?
Ich bin mit christlicher Popmusik und Synthie-Bands aufgewachsen und habe Punk erst in meinen späten Teenagerjahren für mich entdeckt, aber es als es soweit war, war es fast so, als würde man einen alten Freund treffen. Ich habe es einfach geliebt. Und ich wollte natürlich ein Teil davon sein. Leider hatte niemand Lust, mit mir Musik zu machen, daher ging ich irgendwann zu einem Schlagzeugkurs in einem Osloer Squat namens Blitz. Mir wurde rasch klar, dass ich meine eigene Musik machen wollte, also begann ich zu singen und Gitarre zu spielen. Das war der Anfang von MENSEN. Ich hatte zuvor nie Gitarre gespielt. Ich zeigte dem Schlagzeuger, wie er spielen sollte, zeigte dem Gitarristen die wenigen Akkorde, die ich beherrschte, und – zack! – waren wir eine Band. Das war eine großartige Zeit.
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