MANIKINS

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TEENGENERATE jammen mit den DEAD BOYS

Die MANIKINS widersetzen sich mancherlei Erwartung. Seit 2001 geht es um dynamische Stromgitarrenmusik. Hier punkrawkt es unbedingt, ohne gute Melodien zu verdammen! Beim großen Streifenpulli, dem ganz großen Eintänzer, das waren schon Hits auf bisher zwei (schon ausverkauften?) Langspielalben – inzwischen zusammengefasst auf einer CD plus zwei Extrasongs auf Screaming Apple. Sie haben mit „Lie, Cheat And Steal“ auf P.Trash sowie der 10“ „Highschool Good Boy“ auf Lollipop Records zwei brisante neue Veröffentlichungen im Programm. Insbesondere der Longplayer präsentiert zwölf Songs, die doch wirklich ganz dringend den Erwerb des immer wieder schönen Vinyls ans Herz legen! Eine weitere Single, unter anderem mit einer Coverversion des EXPLODING HEARTS-Stückes „I’m a pretender“ ist auch über P.Trash zu haben. Kalle Jansson (Gitarre und Backing Vocals) war so nett, mir Rede und Antwort zu stehen. Er betreibt seit 1999 mal mehr, mal weniger das Label Subway Star und hat Singles von den NAZIS FROM MARS, NEARLY DEADS, HOLLYWOODS, MONSTERS sowie der fabulösen, auch mit neuer 10“ (auf Voodoo Rhythm) auftrumpfenden ROY & THE DEVIL’S MOTORCYCLE veröffentlicht. Überdies spielt er zusammen mit MANIKINS-Kollege Max in der Zweitband LOCAL OAFS. Und vielleicht behält er Recht und Schweden wird nächstes Jahr Fußballweltmeister ...

Kalle, ihr habt es geschafft, eine Reihe höchst erfreulicher Platten zu veröffentlichen. Was war die Initialzündung für euer Schaffen?

„Wir leben in einer schwedischen Kleinstadt namens Nyköping. Auch Linköping spielt eine gewisse Rolle. So waren wir mehr oder weniger dazu verdammt, eine Band zu gründen, zumal wir die einzigen in der Gegend waren, die diese Art Musik mögen, welche wir nun auch spielen. Wir, das sind Tommie Gustafsson am Schlagzeug, Joakim ‚Jocke‘ Forsberg beliebt zu singen und spielt Gitarre, Max Thyrén zupft den Bass und ich steuere Gitarre und Hintergrundgesang bei.“

Was wollt ihr über eure musikalische Entwicklung berichten, heute oder in früheren Tagen?

„Wenn ich so darüber nachdenke, haben wir uns doch schon recht oft verändert. Am Anfang wollten wir einfach schneller und schneller spielen, und meistens sind wir dann irgendwie in die Mauer gerast. Dann erkannten wir, dass auch mit weniger Tempo Intensität möglich sein kann.“

Die ewige Frage nach den musikalischen Einflüssen: Zumindest ich sehe da AMERICAN SOUL SPIDERS oder TEENGENERATE.

„Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll ... Na ja, TEENGENERATE waren cool, die SAINTS brachten einiges zum Kochen und die früheren DWARVES hatten auch einen gewissen Einfluss auf die Band. Wir sind aber auch offen für eine ganze Menge anderer Sounds und können durchaus auch mit anderen Stilrichtungen Spaß haben. Ich zum Beispiel liebe Countrymusik und Tommie fährt voll auf AC/DC-artigen Altherrenrock ab.“

Gibt es irgendeinen Bezug zu den australischen MANIKINS oder etwa gar zur 60er Garagepunkband?

„Ich habe bisher noch nichts davon gehört, und möchte ich auch nichts drüber hören. Wir haben den Namen gewählt, ohne von Vorgängerbands zu wissen, und scheiße ist, wenn die dann gut aussehen auf ihren Plattencovern!“

Sag’ doch mal fünf nette Sachen über Schweden oder Nyköping.

„Fünf ‚groovy things about Nyköping‘: 1. Manchmal bekommen wir Freibier in unser Lieblingsbar. 2. Die Leute hier um uns herum inspirieren uns, weil die doch zuweilen durchaus abgefahren sind. 3. Die Stadt ist bekannt für einen haarsträubenden Mordfall, der sich in den 80ern abgespielt hat. Ein paar Typen haben einen anderen Typen auf einem Friedhof weggeblasen und die Körperteile dann in der ganzen Stadt verstreut. 4. Ein Mitglied der MANIKINS hat es hier tatsächlich bis zur zweiten ‚Base‘ mit einem hübschen Mädchen gebracht. 5. Wir sind NICHT Stockholm!“

Ihr veröffentlicht gerade den dritten Longplayer mit zwölf brandheißen neuen Songs auf P.Trash sowie eine 10“ mit sechs Stücken auf dem französischen Lollipop-Label. Gibt es irgendwas, das wir wissen sollten über Labelwechsel, Produktion oder ein womöglich erweitertes Musikverständnis? Da scheint doch ein gesteigerter Pop-Appeal in der Luft zu sein, oder?

„Vielleicht hast du Recht mit ‚Pop-Appeal‘. Ich denke, es liegt womöglich daran, dass wir mehrere verschiedene Einflüsse anderer Musik gelten lassen, als die durchschnittliche Garagenpunk-Band. Wir hören auch ziemlich pop-beeinflusste Musik, und waren irgendwann der Meinung, wir könnten diesen Einfluss auch für uns nutzen, nur besser als andere, hehe. Wir hatte eine Menge Spaß, das Album mit Junk E. Male in Stockholm einzuspielen. Es war das erste Mal, dass wir nicht in unserem Übungsraum aufgenommen haben und wir sind recht glücklich mit dem Ergebnis.“

Wie steht es um eure letzten und kommenden Gigs – wann tourt ihr hier in der Gegend?

„Wir steuern im Oktober ein paar Eurotrash-Länder an. Es geht nach Deutschland, die Niederlande, Italien und womöglich einen Sack weiterer Länder – zusammen mit den HEARTATTACKS. Wir freuen uns schon sehr darauf, auf der Tour etwas Gin mit Saft zu schlürfen, so wie beim letzten Mal, als wir mit HAWAII SAMURAI unterwegs waren. Die HEARTATTACKS werden uns für rund zwei Wochen begleiten, danach sind wir dann auf uns alleine gestellt.“

Einige schöne oder nicht so großartige Tourerlebnisse, über die ihr berichten könnt?

„Die letzte Tour mit HAWAII SAMURAI war wie gesagt großartig. Wir spielten elf Gigs in Frankreich, einen in Belgien, und viel ging da auch nicht in die Hose. Im Gegensatz zu unserer ersten Tour, als wir dreimal beklaut wurden und Knete, Kameras, Mobiltelefone und was sonst noch alles flöten ging. Und von da an mussten wir uns dann irgendwie durchschlagen. Das war eine Scheißerfahrung, doch du weißt, wenn du da durch bist, wächst du daran ...“

Wie sieht es mit Groupies aus? Und was macht der MANIKINS-Fanklub?

„Thomas Savage, Macher des gleichnamigen Magazins und Labels, mag uns offenbar. Ich habe seither oft versucht, ihn zu befummeln, doch ich hatte keinen großen Erfolg, bis auf die eine oder andere Umarmung. Bloody Cocktease – oder die Welt kann ungerecht sein!“

Wer sind eure aktuellen Lieblingsbands?

„Ich kann nur für mich selbst sprechen, aber ich stehe schon sehr auf HENRY FIATS OPEN SORE, die HEARTATTACKS, MINDS, MARKED MEN, auf REIGNING SOUND sowie die MANIKINS!“

Wäre nun das Leben ohne Musik das ewig leere Herz?

„Hmm, nee. Ich wäre vermutlich ein erfolgreicher Gebrauchtwagenhändler oder eine große Nummer als Immobilienmakler, doch in Bezug auf meine Bandkollegen wäre ich schon etwas besorgt.“

Wer gewinnt denn die Fußballweltmeisterschaft 2006?

„Schweden wird es natürlich machen, im Endspiel gegen die Niederländer, dank Zlatan Ibrahimovicz! Deutschland wird Probleme haben, große Probleme: Sauerkraut!“

Und wo ist der beste Platz, um Musik zu machen – oder gar der beste Platz zum Leben?

„Überall außer in Schweden ist ein guter Platz, um Musik zu spielen. Ich mag die Art und Reaktionen sehr, die wir an verschiedenen Orten in Frankreich erlebt haben. Der beste Platz zum Leben ist wahrscheinlich Rio de Janeiro. Wir werden da hinziehen, nachdem wir mal ausgetourt haben.“

Plant ihr denn irgendwas in Richtung Übersee?

„Nachdem wir erfreulicherweise in den meisten europäischen Ländern überwiegend positive Resonanz erhalten, kam uns zu Ohren, auch in Japan einiges an Platten verkauft zu haben. Von unseren Kontakten in den USA haben wir einen Scheiß gehört, doch ich habe mich da auch selbst nicht wirklich drum gekümmert – so scheint das ein faires Gegengeschäft zu sein, obwohl ich wünschte, ich hätte noch diese verdammte Telefonnummer ... Wir würden sehr gerne in Japan spielen, doch wir haben dort noch keine ausreichenden Verbindungen aufgebaut.“

Was macht ihr in ein paar Jahren?

„Ich denke, wir werden noch einige Tourneen absolvieren und versuchen, ein immer noch etwas besseres Album zu produzieren, maybe. Und ansonsten: Lang lebe der Karneval in Rio! Wir sehen uns wieder im Oktober!“