Gerade auf Europa- und USA-Tour und mit einem brandneuen Album in den Startlöchern – es hätte für MAKE THEM SUFFER nicht besser laufen können. Doch wie uns allen machte das Corona-Virus den fünf Australiern aus Perth einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Trotz abgesagter Konzerte und einer eventuellen Release-Verschiebung erklärt uns Sänger Sean im Interview, wie die Kreativität weiterlebt, während die Welt stillsteht.
Euer neues Album, das voraussichtlich am 5. Juni erscheint, heißt „How To Survive A Funeral“. Könntest du etwas näher auf den Titel eingehen? Wie ist er entstanden und was steckt dahinter?
Als Allererstes: Die Veröffentlichung könnte sich eventuell verzögern, da unser Label Probleme mit Lieferanten hat. Wir hoffen natürlich, dass das Album am 5. Juni rauskommen kann, aber derzeit ist alles noch etwas ungewiss. Bezüglich des Titels: viele Lyrics behandeln das Thema Tod und wie dieser unser Leben auf unterschiedlichste Weise beeinflusst. Wir sprechen auf „How To Survive A Funeral“ indirekt über Emotionen, die aufkommen, wenn man selbst dem Tode nahe ist oder andere Personen im persönlichen Umfeld ableben. Unser Produzent hatte die Idee für den Titel am Ende des Aufnahmeprozesses und wir wollten ohnehin etwas, das die Emotionalität und den bitter-süßen Sarkasmus einfängt. Da passte „How To Survive A Funeral“ in unseren Augen optimal.
Wie du gerade bereits angemerkt hast, geht es auf dem Album primär um die Themen Tod, Vergänglichkeit und Ableben. Woher kam die Inspiration für diese Richtung? Ist „How To Survive A Funeral“ eine Art Konzeptalbum mit einem indirekten roten Faden?
Ein Konzeptalbum ist es zwar nicht, obwohl es natürlich über eine hohe inhaltliche Kongruenz verfügt, indem es zeitgleich Leben und Tod entlang jedes Songs behandelt. Die Inspiration für das Album kam von einem Demotrack, der genau diese Inhalte abdeckt, und uns war sofort klar, dass wir in diese Richtung gehen möchten. Der Song ist auch auf dem Album zu hören und heißt „How to survive a funeral“ – den Titel nutzen wir dann für das Gesamtwerk, weil der Track einfach alle musikalischen und textliche Fassetten beinhaltet. Alle Songs sind durch die Thematik Tod, Schmerz und Verlust, aber auch durch das Bewusstsein und die Dankbarkeit für das Leben verbunden. „How To Survive A Funeral“ gab mir selbst zwei wichtige Erkenntnisse mit: Einmal, dass das Bewusstsein für den Tod gleichzeitig die Dankbarkeit für das Leben erhöht und dass wir alle zwar unser Leben auf unterschiedliche Art führen, der Tod uns aber wieder auf eine Stufe stellt.
Lass uns ein wenig über das Corona-Virus sprechen und darüber, wie es sich auf MAKE THEM SUFFER auswirkt. Wie viele andere Bands musstet auch ihr eure Tour vorzeitig abbrechen und nach Australien zurückkehren. Was bedeutet das für euch – sowohl in einer musikalischen als auch geschäftlichen Perspektive mit dem Release direkt vor der Tür?
Genau, wir waren gerade mitten in einer Tour und eines nachts um circa zwei Uhr bin ich aufgestanden, um mir einen Tee zu machen. Währenddessen sagte mir jemand quasi im Vorbeigehen, dass die weiteren Konzerte abgesagt worden seien. Durch diese Beiläufigkeit – und wahrscheinlich wegen der Uhrzeit – lachte ich noch darüber und hielt es für einen Witz und die Person sagte nur: „Nein, im Ernst, für euch geht’s nach Hause.“ Danach ging alles relativ schnell und jeder versuchte, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen, bevor die Grenzen dicht gemacht werden. Und ich will es nicht beschönigen: Wir haben dadurch ziemlich viel Geld verloren und der ganze Veröffentlichungsprozess wurde komplett über den Haufen geworfen, da alle Lieferketten unterbrochen oder zumindest eingeschränkt wurden. Wir stehen in stetigem Kontakt zu Rise Records und alles hängt in der Luft. Wir hatten auch schon Locations für unsere Headliner-Tour in Australien gebucht und müssen jetzt einen Schritt nach dem anderem machen. Wir wissen gerade nicht, wie es weitergeht und inwieweit wir als Band da heil rauskommen werden. Ich telefoniere im Moment quasi täglich mit Nick und wir versuchen, einfach so viel Material wie möglich zu produzieren.
Also nutzt du die Zeit, um bereits jetzt neues Material für MAKE THEM SUFFER zu schreiben, oder hast du im Moment noch andere Projekte?
Hauptsächlich schreibe ich derzeit Dinge für mich. Ob die letztendlich das Tageslicht erblicken oder in MAKE THEM SUFFER-Songs verarbeitet werden – who knows. Es ist auf jeden Fall nichts im Metal-Bereich. Aber generell glaube ich, dass das die perfekte Zeit für jeden kreativen Kopf ist. Egal, ob es um Musik, Malen, Zeichnen oder Filme geht; die aktuelle Isolation und der damit verbundene Stillstand der Gesellschaft erlauben es uns, durchzuatmen und unsere kreative Ader wiederzufinden.
Es ist derzeit noch alles ungewiss und unabsehbar, aber mit welchen Auswirkungen auf die Musikindustrie rechnest du? Wie können Bands mit der aktuellen Situation am besten umgehen?
Ebenso wie die Zukunft von MAKE THEM SUFFER ist auch die der Musikindustrie sehr ungewiss. Aber ich glaube, dass man sie mit vielen anderen Branchen vergleichen kann. Die Gefahr für die Musik ist jedoch leider, dass es eine Vielzahl von Selbständigen und Kleinunternehmern gibt, die mit der Corona-Krise um einiges stärker zu kämpfen haben als große Konzerne. Wie eben bereits gesagt, müssen sich alle einfach gegenseitig unterstützen und helfen, wo nur möglich. Über den weiteren Weg von MAKE THEM SUFFER kann ich aktuell wenig sagen. Mit den anderen Mitgliedern habe ich noch kaum darüber gesprochen, aber auch das werde ich bald tun. Damit alle Beteiligen halbwegs optimistisch aus dieser Situation herauskommen können, bitte ich alle, sich an die Regulationen der Regierung zu halten. Wer der Regierung nicht traut, soll selbst recherchieren und sich an den Aussagen der Wissenschaftler orientieren, aber wer sich über die aktuellen Ausgangssperren und dergleichen hinwegsetzt, wird die Lage nur noch verschlimmern und länger hinauszögern und somit die Musikindustrie weiter schwächen.
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