LOST AGAIN aus Freiburg machen laut eigener Aussage "Punkcore'n'Roll". Früher nannten die drei Herren das in einem sympathischen Anflug von Größenwahn auch gerne mal "Profipunk". Die letzten Jahre hat die Band damit verbracht, sich zwischen Mannheim und Freiburg den Arsch abzuspielen. Jetzt gibt es zum Zuhause-Anhören endlich den neuen Longplayer der Band mit dem Titel "Go For A Ride". Auf Mallorca im Sonic-Temple-Studio aufgenommen, bringt der fette Sound alle Stärken von LOST AGAIN zur Geltung. Der Gesang erinnert mich zeitweise an GOOD RIDDANCE und das ein oder andere Riff an die TOXIC REASONS. Gaspedal-Punk deluxe. Kurzum: es war dringend Zeit, sich mal zu unterhalten. Drummer Björn hat mir über zwei Bier hinweg erzählt, was es heißt, "Profipunk" zu sein.
Björn, wer spielt bei LOST AGAIN und was macht ihr beruflich?
LOST AGAIN bestehen aus Urs, Gesang und Gitarre, Christoph am Bass und ich selbst spiele Schlagzeug, darf aber ab und zu auch mal ein Lied singen. Urs macht gerade sein Referendariat zum Realschullehrer und ist sehr im Stress wegen der Prüfungen. Christoph arbeitet in einer PR-Agentur, wo er über so lustige Sachen wie Müllautos und ihre saugstarken Rüssel schreibt. Und ich selbst bin Hörgeräteakustiker.
Wie kamt ihr zusammen?
Wir hatten bis Ende 2004 noch ein viertes Bandmitglied, Andi. Der hat in den ersten beiden Jahren gesungen. Den kannte Christoph von der Uni her. Urs wiederum ist ein alter Kollege von Christoph aus Karlsruhe. Ich kam dann ganz klassisch über einen Aushang dazu. Ein erster Bandname war schnell gefunden: "Mongo Brutale". Der Name kommt von einem Horrorfilm "Mondo Brutale". Der Andi ist so ein Cineast, der hat das angeschleppt. In Kritiken wurde der Name dann natürlich erstmal gnadenlos zerfleddert. Der wurde dann später in "Lost Again" umgeändert.
LOST AGAIN gibt es seit 2002. Was waren in fünf Jahren Band die Highlights?
Ganz wichtig bei einer Band ist ja immer das erste Konzert. Das war im AKK in Karlsruhe. Das war, glaube ich, brutal schlecht, aber da hießen wir ja auch noch "Mongo Brutale". Das hat gepasst. Richtig los ging es eigentlich erst, als wir einen neuen Proberaum gegenüber vom Walfisch in Freiburg hatten und nach dem Proben immer zum Biertrinken rüber in die Kneipe sind. Da haben wir dann auch Mitch, Betreiber vom Walfisch und Punkrock-Konzertveranstalter der ersten Stunde, kennen gelernt. Der hat uns einige Konzerte vermittelt, zum Beispiel im Crash in Freiburg mit RUBBERSLIME und OHL. Das war schon geil, da zu spielen.
Ein Highlight war ja sicherlich auch, im Januar 2006 die neue CD auf Mallorca aufzunehmen, oder?
Ja, das war auf jeden Fall grandios. Schon allein deswegen, weil wir das erste Mal in einem richtigen Studio aufgenommen haben. Für mich war das total neu. Christoph hat ja schon mehr Studioerfahrung durch seine anderen Bands in Karlsruhe, TEENKRIEG und PROKA-UNA. Der Betreiber von den Sonic Temple-Studios, Madze, macht das ja schon seit 25 Jahren. Der hat die TOXIC REASONS, die SPERMBIRDS und viele andere gute Bands aufgenommen. Madze weiß halt einfach, wie das klingen muss.
Ich finde, dass ihr mit dem neuen Album "Go For A Ride" im Vergleich zu der letzten EP "It's Up To You" einen riesigen Sprung nach vorne gemacht habt.
Das ist definitiv so. Dadurch, dass mittlerweile Sänger und Gitarrist bei uns ein und dieselbe Person ist, singt auch der, der die Texte schreibt und sich auch die Riffs ausdenkt. Das passt eben gleich von vornherein zueinander. Unsere intensiven Vorbereitungen auf die Aufnahmen haben dann auch noch mal einen Schub bewirkt. Wobei natürlich manche Probe eher hasenzüchtervereinsmäßig war: Man hat halt mehr gelabert und getrunken als gespielt, so wie das wohl bei vielen Bands ist. Aber ein bisschen was ist offensichtlich trotzdem rüber gekommen dabei.
Punkrock in Freiburg - wie ist das so?
Ich finde es schade, dass vieles im kleinen Kreis für sich passiert. Da trifft man Leute, die sind schon seit sechs Jahren mit ihrer Band unterwegs, und man hat kurioserweise noch nie etwas voneinander gehört, obwohl Freiburg wirklich nicht groß ist. Ich habe mir mit einem Kumpel jetzt vorgenommen, einen Punkrock-Stammtisch ins Leben zu rufen, zu dem einmal die Woche jeder eingeladen ist, der selbst Musik macht oder auch einfach nur Punkrock hört. Der Stammtisch hat bis jetzt allerdings erst einmal statt gefunden. An der Regelmäßigkeit hapert es also noch. Und einen Tisch hatten wir an dem Abend auch nicht, weil die Kneipe so voll war. Was Konzerte angeht, finde ich, dass eigentlich viel geboten ist.
Wie geht es weiter mit LOST AGAIN?
Dieses Jahr würden wir gerne die schon lange geplante Tour mal in die Tat umsetzen. Außerdem wollen wir ein paar neue Songs aufnehmen, die dann als 7" erscheinen sollen. Das ist schon lange ein Traum von mir, mal was auf Vinyl zu veröffentlichen. Die Vorstellung, mit 80 eine Vinylscheibe aus dem Schrank zu nehmen, auf der man selbst gespielt hat, hat einfach was.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #74 Oktober/November 2007 und Hannes Baral
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #107 April/Mai 2013 und Hannes Baral
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #68 Oktober/November 2006 und Alex Gräbeldinger
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #94 Februar/März 2011 und Hannes Baral