LOS DESTRUCTOS

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Die meisten Leser dieser Gazette dürften bei den Stichworten Schottland und Punkrock wohl an dudelsackspielende Amibands denken. Warum also sollte die Glasgower Band LOS DESTRUCTOS den Spieß nicht einfach mal umdrehen und mit „Be the pig“ ein Poppunk-Album aufnehmen, wie es typische Westcoast-Bands à la NOFX schon seit zehn Jahren nicht mehr hinbekommen haben? 17 Sommerhits am Stück muss man erst einmal hinkriegen, und wenn das Ganze auch noch mit dilettantischer Inbrunst auf CD gerotzt wird, verdient das schon ein bisschen Publicity. Es wird also Zeit für das erste Interview von Tommy Destructo (Gitarre, Gesang), J.D. (Bass) und Squat (Schlagzeug).

Ihr tourt zwar schon zum x-ten Male durch Deutschland, trotzdem kennen euch noch nicht allzu viele Leute hier. Wie lange seid ihr schon dabei?


Tommy: Angefangen haben wir im Frühjahr 1997, damals noch mit mir am Schlagzeug, J.D. am Bass und einem anderen Typen, Roddy, an der Gitarre. Roddy und ich haben uns den Gesang geteilt. Vor unserer ersten Deutschlandtour 1999 kam Scott aka Squat in die Band, ich wechselte an die zweite Gitarre, aber Roddy musste die Band kurz darauf verlassen. Seitdem sind wir nur noch zu dritt.
J.D.: Als wir anfingen, ging ich noch zur Schule...
Tommy: Ja, stimmt. J.D. kam dann immer in Schuluniform und seiner Gitarre unter dem Arm zu den Proben. Aber die wenigsten Punks gehen gern zur Schule und deswegen hat er den Laden hingeschmissen. Jetzt ist er in der Punkrock-Schule, hehe.

Tommy, warum spielst du nicht mehr Schlagzeug? Du bist ein viel besserer Trommler als Gitarrist.

Tommy: Ich wollte halt schon immer mal in einer Band Gitarre spielen. In Glasgow ist es ziemlich schwierig, einen Schlagzeuger zu finden, und da musste ich den Job am Anfang übernehmen. Als dann Squat in die Band kam, konnte ich endlich wechseln. Ich spiele aber immer noch Schlagzeug bei SCUNNERED, mit denen wir ja momentan auf Tour sind.

Die Szene in Glasgow scheint ziemlich übersichtlich zu sein. MACHINE GUN ETIQUETTE, PELLET, SCUNNERED, alles Bands, mit denen ihr ständig auf Tour seid und in denen immer dieselben Leute beteiligt sind.

Tommy: Ja das ist wahr. Wir haben eine sehr kleine, aber dafür sehr engagierte Szene in Glasgow. Es gibt nicht all zu viele Leute dort, die man als ‘Punks’ bezeichnen könnte. Wir treffen uns dann alle immer an bestimmten Orten, hängen gemeinsam rum und gründen aus Langeweile Bands. Daher haben wir zwar wenig Leute, aber viele gute Bands in Glasgow.
Squat: Die Glasgower Szene ist ein ziemlich inzestuöser Haufen. Da werden munter Leute und Bands getauscht. Ich spiele zum Beispiel auch bei PELLET Schlagzeug. Die sind mehr so, na ja... äh, gut halt.
J.D.: Tolle Beschreibung!
Tommy: Man kann auf PELLET headbangen.
Squat: Ja, headbangen mit Satan. Und sehr schnell.

Warum kommt ihr so oft nach Deutschland? Lohnt sich das überhaupt?

Tommy: Auf jeden Fall. Wir haben hier eine Menge Freunde, die uns Auftrittsmöglichkeiten, Essen und Unterkunft zur Verfügung stellen. Somit reicht die Kohle, die wir bei den Shows einnehmen, um die anderen Kosten zu decken. Wir konnten es uns sogar diesmal leisten, mit dem Flugzeug rüber zu kommen. Das hat wesentlich mehr Rockstar-Flair als mit der Fähre überzusetzen, hehe. In Amsterdam haben wir uns bei einem Kumpel das Equipment gekauft und den Bus seiner Band OLHO DE GATO ausgeliehen. Und mit dem tingeln wir jetzt durch Deutschland.

Habt ihr keine „richtigen“ Jobs, um die ihr euch kümmern müsst?

Squat: Was? Das hier ist unser Job. Pass auf, was du sagst, Mann!”
Tommy: „Nein, wir haben keine Jobs neben der Band. Auf so was haben wir keinen Bock. Wir sind faul. Wir haben zwar auch nie Geld, aber wir haben die Möglichkeit durch Europa zu touren, unsere Freunde zu treffen und Konzerte zu spielen. Und solange wir das machen können und abends was zu trinken und zu rauchen haben, sind wir zufrieden. Früher hatte ich einen Job, aber sorry, ich konnte den einfach nicht weitermachen. Und es ist ja auch so, dass es in Großbritannien gar nicht so einfach ist, eine vernünftige Beschäftigung zu finden. Wenn ich mir die Arbeiter angucke, rackern die sich in Nachtschichten den Arsch ab, um am Monatsende mit einer winzigen Lohntüte nach Hause zu gehen. So was macht einfach keinen Spaß. Und selbst, wenn sie recht gut verdienen, haben sie keine Zeit, die Kohle auszugeben. Wir verdienen mit der Band zwar auch kein Geld, haben aber wenigstens Spaß dabei.

Ihr veröffentlicht demnächst zwei neue Platten?

Tommy: Ja, wir bringen demnächst eine Split-LP mit SCUNNERED raus, auf der allerdings nur Songs vom ‘Be the pig’-Album drauf sein werden. Es gab leider Probleme mit dem Artwork, so dass die Platte nicht zur Tour fertig wurde.
Squat: Vor der Tour haben wir aber noch vier brandneue Songs aufgenommen, die noch in diesem Jahr auf einer 7“ veröffentlicht werden sollen.

Werden darauf mehr Ska-Einflüsse zu hören sein? Bei dem Song „Nothing to do today“ hat das ja schon ganz gut funktioniert.


Tommy: Nein. Dazu fehlt es uns einfach an den technischen Fähigkeiten. Wir würden nicht mal daran denken, so was noch mal zu machen.
J.D.: Wir waren von jeher eine Drei-Akkorde-Band, und vielleicht lernen wir in Zukunft noch einen vierten Akkord dazu und das soll dann reichen.
Tommy: Und dann nehmen wir eine Freestyle-LP auf.