LOADED

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Return of the Ska City Rockers

Im Gegensatz zu all den Bands, die es für eine gute Idee hielten, aus einer mittelmäßigen Punk- eine schlechte Ska-Band zu machen, gingen LOADED den genau umgekehrten Weg und veränderten sich durchweg positiv von einer damals schon guten Ska-Kombo immer weiter in Richtung CLASH, Streetpunk und straighter Rock'n'Roll. Das nun erscheinende Album "Hold Fast" kombiniert ihre bisher besten Singalong-Offbeat-Punk-Hymnen mit neuen Elementen wie Punkabilly und Dub-Punk. Ich telefonierte mit Exil-Ami Nick (Lead-Gesang, Bass) und die akustische Kulisse verriet, dass für ihn und Schlagzeugerin Julia das jüngste musikalische "Baby" nicht der einzige Neuzuwachs im Hause ist ...





Fangen wir doch mit mit ein paar Details zur Entstehung eures neuen Albums an ...


Wir sind schon im letzten Jahr, an dem Tag nach dem allerletzten Gig vor unserer Babypause ins Studio gegangen, damit Julia schon mal die Drums aufnehmen konnte. Bei der Gelegenheit haben wir auch den Bass eingespielt und einen Teil der Gitarren. Zwei Monate später, also Mitte letzten Sommers haben wir dann den Rest aufgenommen. Im Herbst habe ich mich dann ans Abmischen und Mastern gemacht.



Kann so ein Auseinanderziehen der Aufnahmen nicht dazu führen, dass ein Album weniger "aus dem Bauch raus" klingt?

Es ist ja immer schwierig, ein Album lebendig klingen zu lassen. Wir versuchen das mit vielen, kleinen Soundspielereien und "Gang Vocals" auszugleichen, um ein bisschen mehr Power reinzubringen. Einige Songs auf dem Album spielen wir auch schon lange live und hatten sie so, wie sie live klingen, dann noch im Ohr, was allerdings nicht nur vorteilhaft war. Für die Backing Vocals haben wir viele Freunde eingeladen; genau die, die auch auf unseren Konzerten in der ersten Reihe stehen und da ins Mikro brüllen. Aber wir haben auch Lieder auf dem Album, die eher experimentell sind, zum Beispiel einen Ska-Song im Spaghetti-Western-Stil. Den werden wir aber wohl nie live spielen, da er ohne Orgel zu dünn klingen würde.



Reizt es dich nicht mal wieder, mit mehr als nur zwei anderen Bandmitgliedern auf der Bühne zu stehen?



Wir haben uns Gedanken darüber gemacht, aber als Trio funktionieren wir perfekt. Wir müssen nicht alle Songs von jeder Platte live spielen.



Wer sind denn die Gastmusiker auf dem Album?

Keyboard und Melodica hat Lars von DR. WOGGLE AND THE RADIO und THE SENIOR ALLSTARS gespielt, wie auch schon auf der letzten Platte. Er versteht genau, was wir tun und wie wir etwas haben wollen - das macht es sehr einfach, mit ihm zu arbeiten. Bei einem Song spielt Simon von den PEACOCKS Standbass. Er hat seinen Part im Studio seines Bruders Admiral James T. eingespielt. Wir hatten bei diesem Song zunächst das Gefühl, dass irgendetwas fehlt, und haben dann Simon gefragt, der dann auch tatsächlich eine ganz neue Dimension in das Lied gebracht hat.



Eigentlich würden für euch doch eher Bläser nahe liegen ...

Na ja, ich weiß nicht. Für uns zählt nur, was das einzelne Lied jeweils braucht. Bis jetzt hatten wir bei keinem Song das Gefühl, dass Bläser dazu passen würden. Ich würde so etwas eigentlich gerne mal wieder machen, aber ich bin ehrlich gesagt nicht gut darin, Bläser-Parts zu schreiben. Ganz früher, als wir noch Bläser hatten, waren deren Melodien immer ziemlich einfach. Als unser Saxofonist dann ausgestiegen ist, haben wir beschlossen, ein Trio zu bleiben. Du solltest dich einfach auf deine Stärken konzentrieren. Unsere Stärke sind punkig-rockige Stücke, gemischt mit etwas Ska, so versuchen wir, unseren ganz eigenen Sound zu machen, und ich glaube, den haben wir auf der neuen Platte noch etwas weiter entwickelt.



Wie ist denn dein Verhältnis zu deiner Wahlheimat Mannheim?

Julia ist ja hier geboren und wir fühlen uns hier schon zu Hause; fast unser gesamter Freundeskreis lebt hier. Die Musikszene ist aber ziemlich beschissen. Die Stadt unterstützt Bands wie uns überhaupt nicht. Die wollen Mannheim idiotischerweise zur Pop-Hauptstadt Deutschlands machen und hätten lieber noch mehr Sachen wie Xavier Naidoo. Es gibt aber schon einige gute Bands. Auf Nix Gut Records kommt bald der Sampler "Rhein-Neckar Fuck" heraus, mit vielen Punk- und Hardcore-Bands aus der Region. Das Juz Mannheim ist fast die einzige Location, in der solche Bands hier überhaupt auftreten können. Sonst gibt es eigentlich nur das Café Central in Weinheim. Ach, mit Mannheim verbindet mich so eine Art Hass-Liebe.



Und wie geht es dir andererseits mit deiner alten Heimat Kalifornien?

Meine ganze Familie lebt noch da und einige alte Kumpels. Ab und zu bekomme ich schon Heimweh, aber wir fliegen auch alle ein bis zwei Jahre nach Kalifornien. Ich denke, irgendwann werden wir dorthin ziehen.



Oh, glaubst du denn, dass eine Band wie LOADED in Kalifornien ähnlich gut funktionieren würde wie hier? Oder würdet ihr dann aufhören, beziehungsweise etwas anderes machen?

Erstmal wollen wir schon hier bleiben. Unser Kind ist hier geboren und wir wollen eigentlich, dass es hier zur Schule geht. Aber ich glaube auch, dass es in Kalifornien ganz gut funktionieren würde. Wir wollen auf jeden Fall weiterhin Musik machen, es ist nur schwieriger, in den USA in einer Band zu spielen, erst recht in einer professionellen. Wir werden versuchen, die Platte auch auf einem Ami-Label zu veröffentlichen, um dann vielleicht mal drüben zu touren. Mein Job endet nächstes Jahr, dann müssen wir sehen, ob ich mir hier noch mal einen suche.



Was arbeitest du denn gerade?

Ganz stinklangweilig als Buchhalter. Es ist manchmal nicht ganz einfach da. Viele meiner Kollegen sind mit US-Soldaten verheiratet und streng konservativ, trotzdem kann ich nicht einfach sagen, dass ich nichts mit ihnen zu tun haben will, obwohl sie politisch auf der anderen Seite stehen.



Hast du denn als Amerikaner in der deutschen linken Szene jemals Anti-Amerikanismus zu spüren bekommen?

Nein, aber ich glaube, das liegt daran, dass jeder genau weiß, wo wir stehen. Besonders die letzte Platte hatte sehr viele politische Texte und ich habe auch in Interviews immer wieder was dazu gesagt. Gerade das Thema Krieg beschäftigt mich sehr, ich hoffe, das alles findet bald ein Ende.



Warum sind dann auf der neuen Platte weniger politische Texte zu finden?

Die Texte für die letzte Platte habe ich kurz nach Ausbruch des Irak-Krieges geschrieben und war einfach unglaublich wütend. Aber in den letzten vier Jahren haben tausende Bands politische Lieder geschrieben; ich weiß nicht, ob es für mich da noch etwas Neues zu sagen gibt. Außerdem spielen wir die älteren Songs ja noch immer live. Gute politische Lieder sind zeitlos, nimm beispielsweise Woody Guthrie, der viele antifaschistische und Anti-Kriegs-Songs geschrieben hat, die auch zur heutigen Zeit noch ganz gut passen.



Julia spielt doch auch bei der Soul-Band SCHOGETTES und euer Gitarrist Martin macht sicher auch Sachen nebenher ...

Ja, Martin spielt noch in ein paar Rockbands, in denen er so richtig die Sau raus lassen kann.



Hast du dann nicht auch manchmal Lust, noch etwas anderes zu machen?

Ja doch, ich will eigentlich seit Jahren schon noch eine andere Band haben. Ich habe mit ein paar Kumpels darüber nachgedacht, vielleicht eine Mod-Coverband zu machen, ein bisschen Sechziger-, R&B-Kram ... momentan wird das nur leider nichts. Ich habe aber in letzter Zeit viel mit den SCHOGETTES gearbeitet und ein paar Lieder für sie geschrieben. Die wollen demnächst dann auch mal etwas Neues aufnehmen.



Irgendwelche abschließenden Worte?

Kauft das neue PEACOCKS-Album, sobald es draußen ist, und kommt zu unserer Release-Tour im Mai! Wir sind nach zehn Monaten Pause ganz wild darauf, wieder auf der Bühne zu stehen.